Meconomy
vielleicht noch ausgeprägter als sonst.
Sie haben sich das Feld E-Learning ausgesucht. Warum ist das in Ihren Augen ein Wachstumsmarkt?
Stammnitz: In vielen Feldern steht das „E" für Demokratisierung. Auf eBay und Amazon Marketplace kann jeder zum Händler werden, in vielen E-Publikationen jeder zum Autor. Ich bin der festen Überzeugung, dass bei einigen Tools und Angeboten, die mit der persönlichen Weiterentwicklung zu tun haben, diese Demokratisierung noch aussteht. Nun will ich sie forcieren, damit tendenziell auch etwas fürs Gemeinwohl tun und natürlich auch als Unternehmer von den Chancen profitieren.
Liegt es in der Zeit, dass die Menschen sich selbst verbessern wollen?
Stammnitz: Absolut. Und wer das nicht erkannt hat, sollte schleunigst darüber nachdenken. Der Produktionsfaktor Arbeit ist in den letzten Jahren mit beeindruckender Geschwindigkeit mobiler geworden. Als Arbeitnehmer in einem Hochlohnland muss ich – das ist meine feste Überzeugung – aktiv etwas für die eigene „Employability“ tun. Darin steckt ein defensives Element, nämlich dass ich mein „Kompetenz-Terrain" gegen andere verteidige. Aber es steckt auch ein sehr offensiver Impuls darin, der meiner Meinung nach daher rührt, dass Knowledge Worker sich aktiv Herausforderungen und neue Lernerfahrungen suchen müssen, um hungrig, fit und überzeugend zu bleiben.
Inwiefern hilft das Internet dabei, Bildung selbst in die Hand zu nehmen? Wo führt das noch hin?
Stammnitz: Heute kann ich mich zu fast jedem Thema on demand schlaumachen. Dieser Aspekt wird durch Google Books und andere Digitalisierungs-Initiativen eher noch zunehmen. Damit ist Wissen für jedermann erwerbbar. Bildung ist aber mehr als das. Für mich ergeben sich hier zwei Herausforderungen, denen sich jeder Einzelne stellen muss: 1. Die Kompetenz zu erwerben, Relevantes von Unwichtigem zu trennen, quasi das „Signal" unter ganz viel „Noise" zu entdecken, und 2. Sich im Transfer und der Anwendung von Wissen zu üben. In diesen beiden Punkten hilft das Internet heute noch unzureichend. Meines Erachtens wird es eine zentrale Aufgabe von allen Online-Bildungsangeboten sein, genau in diesen Feldern stärker zu werden, den sozialen Kontext von Lernsituationen zu begreifen und dem Lernenden funktionierende und elegante Lösungen für Feedback und Lernkontrolle anzubieten.
Traditionell gelten die Deutschen zwar als risikoscheu. Doch inzwischen überlegen immer mehr von ihnen, ihr eigener Chef zu werden. Eine TNS-Emnid-Umfrage aus dem Jahr 2008 zeigt: Trotz vieler Vorbehalte ist für acht von zehn Bundesbürgern die Selbstständigkeit attraktiv. Sie schätzen daran vor allem die Möglichkeit, eigene Ideen umzusetzen, selbstbestimmt und von zu Hause aus zu arbeiten.
In einer Wirtschaftskrise sinkt das Risiko der Selbstständigkeit sogar relativ, schreibt die Wirtschaftswoche : „Manche sicher geglaubte Anstellung ist es de facto nicht.“ Verliert ein Angestellter seinen Arbeitsplatz, „kostet das ihn von heute auf morgen seine komplette wirtschaftliche Existenz“, sagt Martin Massow, Autor des „Freiberufler-Atlas“, der Zeitschrift: „Verliert ein Selbstständiger dagegen einen von zehn Kunden, mag das seinen Umsatz schmerzhaft treffen, aber existenziell zumeist nicht vernichten.“
Dazu kommt: Wer als Einzelkämpfer die Rezession übersteht, kann hoffen, nie wieder in den Trott der Festanstellung zurückkehren zu müssen. „Wenn die Unternehmen im nächsten Aufschwung wieder Leute brauchen“, so ist der Münchner Gründerberater Andreas Lutz überzeugt, „werden sie mehr Aufträge an Selbstständige und Freie geben, bevor sie wieder Mitarbeiter einstellen.“
Nicht wenigen Deutschen erscheint deshalb die Selbstständigkeit als bessere Lösung. Zwar sind die Unternehmensgründungen seit Jahren rückläufig und auf dem niedrigsten Stand seit 2001, so der Gründungsmonitor der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). „Doch die Zahl dürfte in den nächsten Monaten deutlich ansteigen“, so die Wirtschaftswoche . Davon seien auch die Experten der KfW überzeugt.
Die Krise als Chance zu betrachten, rät auch Jens-Uwe Meyer, Autor des Buches „Das Edison-Prinzip“: „Wenn Sie das Leben erfolgreicher Kreativer untersuchen, werden Sie feststellen: Die meisten von ihnen haben in Krisen nur das Positive gesehen.“ Thomas Edison, Erfinder nicht nur der Glühbirne, habe Werte wie Unzufriedenheit und Scheitern zum Prinzip erhoben. Als sein Labor in Flammen
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