Meconomy
stand und die Arbeit vieler Jahrzehnte vom Feuer vernichtet wurde, sagte er trocken: „Endlich sind wir den alten Krempel los.“
Wie ich morgen schon ein globales Unternehmen sein kann
Nicht zuletzt die Globalisierung eröffnet uns heute ganz neue Chancen. Eines der verblüffendsten und auf den ersten Blick unrealistischsten Phänomene in diesem Zusammenhang ist die Idee der sogenannten Virtuellen Persönlichen Assistenten (VPAs), die unangenehme oder zeitfressende Aufgaben für uns erledigen – also zum Beispiel Internetrecherchen machen, Präsentationen zusammenbauen oder Reisen buchen. Weil die Assistenten im Ausland viel billiger sind und unter Ausnutzung von Währungskursunterschieden kommt der Auftraggeber günstiger weg, als wenn er all das selbst tun würde. Schnelles Internet, Filesharing und IP-Telefonie machen es technisch möglich.
Ob so ein VPA für Privatpersonen überhaupt sinnvoll ist, wird allerdings immer wieder diskutiert. Das zusätzliche Problem in Deutschland: Eigentlich alle bekannten Unternehmen bieten nur englischsprachigen Service. Als ich für mein erstes Buch zu diesem Thema recherchierte, stellte es sich als nahezu unmöglich heraus, einen deutschsprachigen VPA zu erschwinglichen Preisen zu finden.
Doch gerade als ich dachte, das Problem sei nicht zu lösen – oder dass ich vielleicht der einzige Deutsche mit derart abseitigen Bedürfnissen war, passierten zwei Dinge gleichzeitig: Der BWL-Student Bastian Kröhnert schrieb mir. Er hatte mein Buch gelesen sowie das von Tim Ferriss. Er sah in den Virtuellen Persönlichen Assistenten ein Geschäftsmodell, mit dem er sich nach dem Studium, in ein paar Monaten, selbstständig machen wollte. Er plante, zusammen mit einem Kommilitonen, den ersten deutschsprachigen VPA-Dienst zu starten, und bot mir an, ihn als Erster zu testen. Natürlich habe ich Ja gesagt. Fast gleichzeitig erreichte mich eine Nachricht aus Indien: GetFriday, der größte dortige Anbieter von Assistenten, hatte nun erstmals seinen Service auch auf Deutsch im Programm. Die Sache wurde spannend.
Ich beschloss, die beiden neuen Angebote für einen Zeitschriftenartikel zu testen und zu vergleichen. Ein paar Tage sowie wenige E-Mails und Telefonate später stand mein Team internationaler Assistentinnen: Sneha Rajaram in Bangalore und Marta Krzyzanowska im polnischen Wielun bei Lodz. Jeden Vormittag fand ich nun eine E-Mail in meinem Posteingang: „Lieber Markus, ich wünsche Dir einen sehr schönen Morgen. Anbei die Ergebnisse Deiner Anfrage!“ Ich war plötzlich Arbeitgeber. Ich delegierte, gab in Auftrag, lobte, verbesserte, motivierte. Und es fühlte sich gut an. Die beiden suchten mir den günstigsten Flug nach Bangkok raus und die beste kleine Videokamera. Sie reservierten mir einen Tisch im Restaurant, verabredeten dienstliche Telefontermine und halfen mir bei jeder Menge privater und beruflicher Recherchen.
Während Marta eher still vor sich hinarbeitete und dann Ergebnisse schickte, schrieb Sneha öfter mal eine Mail zwischendurch oder rief kurz an. Vielleicht denke ich noch nicht global genug, aber ich fand den Gedanken, mit Indien zu telefonieren, irrsinnig exotisch. Und Telefonkosten scheinen bei GetFriday keine Rolle zu spielen – alles läuft über IP-Telefonie, also das Internet. Fürs persönliche Verhältnis ist das häufigere Telefonieren gut – streng genommen ist es aber nicht nötig, und an stressigen Tagen wäre es vielleicht auch mal störend. Aber ich musste ja nicht rangehen. Ich war ja jetzt Chef.
Am Ende der zwei Wochen merkte ich, wie sehr ich mich an die beiden gewöhnt hatte. Klar: Manchmal ist es scheinbar mehr Arbeit, eine kleine Aufgabe zu formulieren, als sie schnell selbst zu erledigen. Aber das ist natürlich genau der Denkfehler, den Menschen machen, die nicht delegieren können. Viele kleine Aufgaben, die mir den Tag zerhacken, mich zwischendurch immer wieder aus wichtigeren Dingen reißen, für die ich mich konzentrieren muss oder die ich wochenlang auf der To-do-Liste vor mir herschiebe, weil ich irgendwie keine Lust habe – das sind die Feinde effizienter Produktivität. Dann lieber eine schnelle Mail an die Assistentin, und ich kann die Sache erst mal vergessen. Und der Preis? Es kostet, je nach Tarif, zwischen fünf und 15 Euro die Stunde. Ich leiste mir ja auch eine Putzfrau, bringe mein Fahrrad in die Werkstatt oder meine Hosen zum Schneider. Nicht weil ich zu faul wäre. Na gut, oft auch das. Vor allem aber weil die
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