Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Meconomy

Titel: Meconomy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Albers
Vom Netzwerk:
ein gesellschaftlicher Wandel.“
    Ein typischer Vertreter der Meconomy ist Kai Müller insofern, als er immer in Bewegung bleibt, stets Neues ausprobieren will: „In meinem Leben ist die Unzufriedenheit ein starker Motor. Unzufriedenheit fördert die Weiterentwicklung und das Hinterfragen von Gewohnheiten. Wäre ich mit allem immer und ständig zufrieden, würde ich stehenbleiben.“ In der digitalen Welt kommt ihm diese Rastlosigkeit zugute, meint er, denn stehenbleiben bedeutet hier „den sicheren Tod, da die Zeit rast“. Und auch ein anderes Prinzip der Meconomy sieht man bei Müller am Werk: „Grundsätzlich ist man dann am besten, wenn man sich voll einbringen kann, sich am wenigsten verstellen muss und selbst bestimmen kann, worauf man seine Energie verwendet.“
    Auch aus der Sicht des jungen Selbstständigen ist derzeit ein fundamentaler Wertewandel zu beobachten. „Ich habe nur eine Ahnung, wie es in fünf, zehn oder gar zwanzig Jahren aussehen könnte – aber ich bin mir sicher, dass von den Ideen, die die Generation meiner Eltern hatte, nicht mehr viel übrig bleibt, außer vielleicht den Laubensiedlungen.“ Seine Familie verstehe nicht, womit er seinen Lebensunterhalt bestreitet – „wie auch? Junge Menschen haben zumindest den Vorteil, dass sie das Internet so selbstverständlich nutzen wie keine andere Generation.“ Problematisch sei dabei, dass die Entwicklung so schnell vonstattengeht, dass kaum ein Lehrbuch und noch weniger das Lehrpersonal imstande ist, mitzuhalten. „Alles, was ich heute mache, habe ich mir selbst beigebracht, primär mit Input aus dem Netz. Und vieles von dem, was ich mir angeeignet habe, gebe ich selbst wieder über das Netz weiter. Wer zuhören kann und auch hinterfragt, wer Interesse hat und offen ist, dem bietet das Internet bereits heute alles, was er benötigt, um sich fortzubilden.“ Bildung für die Generation Facebook funktioniert, wie wir oben schon gesehen haben, eben anders.
    Dass Kai Müller als Kopf und alleiniger Macher von StyleSpion erfolgreich an der eigenen Marke gearbeitet hat und nun als kompetenter Experte für viele Aspekte der neuen digitalen Ökonomie gilt, ist ein angenehmer Nebeneffekt seiner Website. Insgesamt, so schreibt er, stiegen bei ihm in den letzten Monaten „Anfragen bezüglich allerlei Jobs an“. Manche Unternehmen suchten Beratung und Ideen, andere brauchten Webdesigner oder Betreuung ihrer eigenen Blogs. Müller, selbstbewusst: „Diese Jobs kann und will ich natürlich nicht alle annehmen. Sollte also jemand Interesse an einer Vermittlung haben, kann er mir gerne eine kurze Mail schicken.“ Eine in der Krise eher ungewöhnliche Aufforderung.
    In seinem Blog selbst erlaubt sich der kühle Analyst der eigenen Situation dann doch noch einen emotionalen Moment. Die Besucherzahlen der Website seien mit etwa 170000 Visits im Monat konstant gut, „die Zahl der Feedabonnenten steigt weiter und wird wohl noch diesen Monat fünfstellig sein. Das ist totalirrewahnsinniggeil. Echt.“

Selbstständig aus der Krise herauskommen
    Andreas Stammnitz hat gerade, mitten in der Krise, seinen Job auf halbtags umgestellt, um in der anderen Hälfte seine Selbstständigkeit vorzubereiten. Der 37-jährige Marketingchef eines großen deutschen Buchverlages will endlich nicht mehr Befehlsempfänger sein, sondern sein eigener Boss. Und er weiß: Nie war das so einfach wie heute. Er erklärte das seinem Chef, der Verständnis zeigte, sammelt derzeit Investoren und freie Experten und startet dieses Jahr ein Unternehmen für Online-Fortbildung. Mitarbeiter: null. Bürofläche: keine. Startkosten: minimal. Reichweite: global.

    Herr Stammnitz, Sie planen mitten in der Wirtschaftskrise Ihre Selbstständigkeit. Irrsinn oder Kalkül? Immerhin sind ja viele erfolgreiche Produkte und Marken in Krisen erfunden worden ...
    Andreas Stammnitz: Ich arbeite seit Jahren in einem Krisenumfeld, geprägt von hohem Kostendruck bei gleichzeitig permanenter Pflicht zur Neuerfindung des Geschäftsmodells. Nennen Sie mich naiv, aber bei mir hat die aktuelle Wirtschaftskrise psychologisch rein gar nichts verändert.
    Gründen wollte ich immer schon. Dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, hat nur mit mir zu tun und nicht mit Marktverhältnissen. Ich glaube aber, dass es durchaus nicht nur Nachteile bringt, zu Zeiten der Krise zu gründen: a) Es härtet ab. b) Einige Dienstleistungen und Ressourcen sind potenziell günstiger zu bekommen. c) Ein gewisser „Spinner-Bonus" ist

Weitere Kostenlose Bücher