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Meconomy

Titel: Meconomy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Albers
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individuellen Vermarktung wird nicht nur Gary Vaynerchuks hervorbringen. Sie wird zwar auch keine kalte Ellbogengesellschaft, sondern für viele Menschen eine großartige Chance sein, ihr Leben zu gestalten. Aber sie wird an vielen auch vorbeigehen, für die Selbstverwirklichung ein fernes Ziel bleibt, die sich freuen würden, einen vernünftigen Job zu haben oder überhaupt ein eigenes Einkommen. Um sie geht es hier nicht, aber man könnte viele Bücher über sie schreiben.

Tue, was du liebst – liebe, was du tust
    „Es ist nun ziemlich genau fünf Monate her, dass ich meinen letzten Tag in Festanstellung gearbeitet habe. Rückblickend hat mir dieser Schritt sehr gutgetan. Und um die so oft per Mail gestellte Frage danach, wie es denn so läuft, zu beantworten: Danke, prächtig.“
    Diese Zeilen schreibt der Kölner Kai Müller im Juni 2009 in seinem Blog namens „StyleSpion.de“, in dem es um Inneneinrichtung, Fotografie, Design und Musik geht – früher war das ein Hobby neben der Festanstellung. Der heute 31-Jährige arbeitet seit zehn Jahren im und für das Internet. Als Jugendlicher machte er eine Ausbildung zum Speditionskaufmann, danach wurde er, was er heute ist: Webdesigner, Suchmaschinenoptimierer und – wie er sagt – „Usability-Fanatiker“. Anfang 2009 kündigte Müller seinen Job, machte sich selbstständig und betreibt StyleSpion nun hauptberuflich. Die Anzeigenkunden lieben ihn dafür, dass er gerne Produkte vorstellt. Die Leser vertrauen ihm, weil er sich – nach bestem journalistischem Ethos – nicht bestechen lässt und wirklich nur Dinge vorstellt, die ihm persönlich gefallen und am Herzen liegen.  
    Kai Müller hat, so scheint es, die ideale Verbindung aus Leidenschaft und Kommerz gefunden. Er hat sein Hobby zum Beruf gemacht, sein Privatinteresse zum Businessmodell – und das mitten in der Finanzkrise. „Mich aus meiner Festanstellung zu lösen, um 100 Prozent Energie in eigene Projekte stecken zu können, war eine Notwendigkeit“, sagt er im Interview. „Das Blog und der damit einhergehende Aufwand bestimmte die Hälfte meines Tages, die andere Hälfte mein Job in der Agentur. Das konnte auf Dauer nicht funktionieren, und ich habe die Chance genutzt.“ Bedenken bezüglich des Einkommens hatte er „eher weniger“, musste sich aber „im Kopf freimachen“ von der vermeintlichen Sicherheit einer Festanstellung. Dennoch war die Entscheidung kein Sprung ins kalte Wasser, da er StyleSpion.de zu diesem Zeitpunkt schon zwei Jahre lang aufgebaut hatte. „Glücklicherweise habe ich diesen Schritt bisher in keiner Sekunde bereut.“
    Der Abschied aus der Festanstellung ist ihm aus atmosphärischen und zwischenmenschlichen Gründen durchaus schwergefallen, doch inzwischen habe er sich damit arrangiert, alleine in seinem Büro zu sitzen, erzählt er, „was definitiv nicht einfach ist. Der Austausch mit Kollegen war mir schon immer sehr wichtig, das kann weder Skype noch Twitter abfangen. Zur im Café sitzenden, Latte schlürfenden Boheme bin ich ebenfalls nicht übergewechselt. Ich arbeite am liebsten an meinem großen Bildschirm – im Büro, mit guter Musik aus Boxen und nicht aus dem Kopfhörer.“
    Doch die neue, selbstbestimmte Arbeitsweise habe ja in erster Linie Vorteile: Im Gegensatz zu früher könne er nun auch mal tagsüber zum Telefon greifen und mit Leuten direkt sprechen. Offenbar war das im Großraumbüro seiner Festanstellung unmöglich. „Ein weiterer Punkt ist, dass ich nun einfach mal reisen kann. Das macht riesigen Spaß und gibt Kraft zurück, auch wenn ich danach natürlich vieles aufarbeiten muss.“
    Kann man sich in der digitalen Ökonomie leichter selbst verwirklichen? „Es ist wohl kostengünstiger als je zuvor“, so Müller. „Inzwischen klingt das vielleicht abgedroschen, aber es ist einfach Wahnsinn, dass ich heute innerhalb weniger Sekunden über die ganze Welt Inhalte verbreiten kann.“ Ebenfalls enorm wichtige Faktoren seien die Vernetzung und überhaupt die Möglichkeit, innerhalb kürzester Zeit Ansprechpartner für alle Belange zu finden. „Das spart eine Menge Zeit, die – und das muss man fairerweise auch erwähnen – an anderen Stellen wieder aufgebraucht wird. Wer wie ich so transparent im Netz unterwegs ist, bekommt eine Menge Feedback auf unzähligen Kanälen, das ist grandios, kostet aber eine Menge Zeit.“ Im Grunde kommuniziere er heute beinahe ausschließlich mit Menschen, die er noch nie getroffen habe. „Ich schätze, das ist

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