Meconomy
Rechnung einfach ist: Sobald mein Stundenlohn den des Dienstleisters übertrifft, lohnt es sich nicht mehr, Dinge selbst zu tun. Vorausgesetzt, ich kann in derselben Zeit auch selbst Geld verdienen.
Snehas Chef ist Sunder Prakasham, CEO von GetFriday. „Wir hatten schon immer Kunden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die unseren englischsprachigen Service genutzt haben, insofern war es ein natürlicher Schritt, das auch in Deutsch anzubieten“, erzählt er mir im Interview. „Vor allem wegen des als Folge der Rezession neuerwachten Interesses am Outsourcing, insbesondere in Europa.“ Menschen, die vorher nie daran gedacht hätten, Aufgaben nach Indien zu geben, würden sich nun, in und nach der Krise, für die Idee erwärmen. Sein deutsches Team besteht zwar erst aus vier Mitarbeitern – im Vergleich zu 200 Mitarbeitern insgesamt –, aber das will Sunder Prakasham schnell erweitern.
Martas Arbeitgeber Bastian Kröhnert, der inzwischen ehemalige BWL-Student, interessiert sich bei der ganzen Angelegenheit vor allem für den Aspekt der Geoarbitrage, also des Ausnutzens weltweit unterschiedlicher Währungskurse und Lohnniveaus: „Die eigene Zeit intelligent nutzen und durch Outsourcing Dinge an dem Ort erledigen lassen, an dem sie am günstigsten sind. Das ist meine Vision von effizienter Arbeit und der optimalen Kombination von vorhandenen Ressourcen. Durch die Ausnutzung neuer Möglichkeiten in einer globalisierten Welt ist es heute möglich, von jedem Ort der Welt aus mithilfe eines normalen Laptops zu arbeiten und dabei mehr Geld zu verdienen als in einem 8-Stunden-Bürojob.“
Wie viel Zeit bleibt uns, unsere Träume zu verwirklichen?
Das Ziel der Initiative: Neben einem interessanten Geschäftsmodell geht es für junge, gut ausgebildete und global mobile Berufsanfänger wie Kröhnert vor allem um eine grundsätzlich andere Haltung zu Karriere, Erfolg und Glück. Er hat recherchiert und gerechnet: Die durchschnittliche Lebenserwartung deutscher Männer beträgt 75 Jahre, Frauen werden im Schnitt 80. Kröhnert: „Für mich heißt das, dass mir noch etwa 53 Jahre bleiben.“ Also hat er schon als Student die Rechnung aufgemacht, wie viel echte Lebenszeit er hat, um seine Träume zu verwirklichen: „53 Jahre stehen mir zur Verfügung. Das sind, Schaltjahre nicht berücksichtigt, knapp über 19000 Tage. Hört sich schon viel weniger an. Trotzdem kann ich in 19000 Tagen noch eine Menge schaffen. Vorausgesetzt, ich nutze meine Zeit richtig.“ Dann zeichnet er zwei Szenarien. Das erste nennt er „Karriere machen” und es sieht so aus:
Ich studiere zurzeit BWL und mache in ein paar Monaten meinen Bachelor. Angenommen, ich mache anschließend meinen Master, bleiben mir noch knapp 18000 Tage, um meine Träume zu verwirklichen. Wie sähe mein typischer Tag aus, wenn ich Karriere machen würde? Ich würde morgens um acht aufstehen, duschen, frühstücken etc. und dann um neun Uhr anfangen zu arbeiten. Um fünf Uhr hätte ich theoretisch Schluss, aber weil ich Karriere machen will, muss ich mich irgendwie positiv abheben. Außerdem erwartet man von einem strebsamen, jungen Manager, dass er sich besonders engagiert und noch ein paar Stunden im Büro bleibt.
Nehmen wir also an, dass ich um 19 Uhr aus dem Büro komme. Zwischendurch hatte ich ein paar Pausen, also habe ich insgesamt vielleicht neun Stunden gearbeitet. Soviel ist das doch gar nicht, oder? Trotzdem ist es 20 Uhr, als ich nach Hause komme. Ich bin zu erschöpft, um noch etwas mit Freunden zu machen. Also setze ich mich vor den Fernseher und mache mir in der Mikrowelle ein Fertiggericht. Um 23 Uhr bin ich zu müde, um die Augen noch aufzuhalten, und das Nächste, was ich wahrnehme, ist mein Wecker, der mich am nächsten Morgen viel zu früh aus den Träumen reißt.
Die traurige Bilanz ist, dass ihm in diesem Szenario von den 18000 Tagen keine Zeit mehr zur Verfügung steht, um Dinge zu tun, die er im Leben wirklich tun möchte: „Bin ich also quasi schon tot, obwohl mir noch 53 Jahre in meinem Leben bleiben?“, fragt er sich. „Oder soll ich mich etwa auf eine mögliche Rente freuen, um mich die letzten zehn Jahre meines Lebens von den 65 Jahren davor zu erholen?“ An dieser Stelle kommt das zweite Szenario ins Spiel. Er nennt es „einen Lifestyle erschaffen“:
Anstatt jeden Tag von morgens bis abends bei meinem Arbeitgeber zu verbringen, um irgendwann genug Geld zu verdienen und genug Einfluss zu haben, um das Leben richtig
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