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Meconomy

Titel: Meconomy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Albers
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und Werten, auch jenseits des Materiellen, angeschoben.“ Diese Prozesse seien für die Gesellschaft relevant. Deshalb verlangen Renner und seine Mitstreiter von der Politik ein Umdenken in den Bereichen Bildung, Arbeit und informationelle Grundversorgung.  
    In Sachen Bildung fordern sie unter anderem ein Schulfach Medienerziehung, in dem der Umgang mit Informationen und geistigem Eigentum gelehrt wird, sowie „sicherzustellen, dass überhaupt an allen Schulen moderne Informations- und Kommunikationsmedien in ausreichender Menge vorhanden sind und die Lehrkräfte an diesen auch geschult sind“.
    In Sachen Arbeit gehen die Unterzeichner noch weiter: Diese sei in der Kultur- und Kreativwirtschaft meist weder an geregelte Zeiten noch an definierte Orte und oft auch nicht an sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse gebunden. Es seien auch die Erwerbstätigen selbst, die Vorteile in diesen Strukturen sähen und sich andere Arbeitsverhältnisse für sich nicht vorstellen könnten: „An Sicherheiten, die ein vermeintlicher Lebensarbeitsplatz mit Kündigungsschutz und Rente bringt, glauben viele nicht. Sozialversicherungen wurden für andere Arbeits- und Lebensentwürfe geschaffen. Deshalb müssen wir unsere Versicherungssysteme an die spezifischen Bedürfnisse und Bedingungen künstlerischer Arbeit anpassen, Modelle entwickeln etwa für die kurzfristigen Beschäftigungszeiten in der Filmwirtschaft.“
    Und so verlangen die Künstler und Kreativmanager, dass Sozialabgaben überall dort fällig werden, wo Entlohnung stattfindet, „egal, ob in fester oder freier Beschäftigung“. Dass bis zu einer neuen Regelung die Künstlersozialkasse nicht abgeschafft, sondern erneuert wird. Dass Mindeststandards für kreativ Beschäftigte und insbesondere für Praktikanten entwickelt sowie die Rahmenfristen als Voraussetzung für den Bezug von Arbeitslosengeld verlängert werden.
    Neben verschiedenen Reformen von Urheberrecht und Abrechnungslogik der Verwertungsgesellschaften sowie neuen Vergütungsmodellen für Inhalte im Netz geht es den Unterzeichnern zudem um eine staatlich garantierte Internetgrundversorgung in Form von WLAN, wie sie in den meisten baltischen Ländern gibt: „Ein solches kostenfreies Angebot würde allen einen Einstieg in digitale Produktions- und Vertriebswege ermöglichen und gewährleisten, dass jede Bürgerin und jeder Bürger Zugang zu den Resultaten kreativer Arbeit und dem im Internet bereitgestellten Wissen hat.“
    Die Kreativarbeiter sehen das Internet zu Recht als Auslöser des Reformdrucks. Es habe nicht nur die Welt der Kommunikation verändert, sondern „mit ihm entstanden in der Breite neue Zugänge zum Wissen, neue Möglichkeiten der Arbeit und Arbeitsformen, eine neue Situation für Eigentum und Wertschöpfung, eine Demokratisierung kultureller Produktion und Distribution, eine endgültige und absolute Informationsfreiheit“. Ihr Fazit: Das Internet habe neue Realitäten geschaffen und viele analoge Grundlagen unserer Gesellschaft obsolet gemacht. Die Politik müsse sich dem gemeinsam mit Kulturschaffenden stellen. Der hier angebotene „Kreativpakt“ soll, so die Unterzeichner, ein überparteilicher Aufruf sein, doch er wurde schnell im beginnenden Bundestagswahlkampf instrumentalisiert. Die Welt am Sonntag kommentierte das Interesse der Parteien am Thema: Es sehe so aus, als wollten Politiker zum ersten Mal ernsthaft um die Stimmen der Kreativen und Künstler kämpfen.

Der Sozialstaat für die Generation Facebook
    Die Kreativökonomie kann mit ihrem Selbstverwirklichungsimpetus, der permanenten Neudefinition individueller Handlungsfelder und dem Anerkennen flüssiger Arbeitsmodelle in vieler Hinsicht als Blaupause künftiger Lebenswirklichkeiten gelten. Doch Wissenschaftler machen sich weitergehende Gedanken über „Reformen, die an den Grundlagen unserer Ordnung ansetzen“, wie das Wissensmagazin der Süddeutschen Zeitung schreibt. Da wäre zum Beispiel das bedingungslose Grundeinkommen, wie es Thomas Straubhaar vertritt, der Leiter des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts: Würde es umgesetzt, bekäme jeder Bürger ausnahmslos eine feste monatliche Summe, zwischen 800 und 1000 Euro, von der man leben kann – wenn auch auf sehr niedrigem Niveau. Wer mehr verdienen will, kann das – wie bisher auch – durch Erwerbsarbeit tun. Finanziert würde das Grundeinkommen durch die Abschaffung nahezu der gesamten bisherigen Bürokratie, weil Bürger nur noch einen festen

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