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Meconomy

Titel: Meconomy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Albers
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Arbeitslebens mit mehreren Arbeitgebern in verschiedenen Ländern aufbauen. Das ist aber ein schlechtes Geschäft für die Sozialversicherung. Denn werden international mobile Menschen aus der Sozialversicherung verabschiedet und sorgen nicht genug selber vor, können sie immer noch nach Deutschland zurück und dort die Grundsicherung beantragen.  

    Wo bleibt dabei das in Deutschland bewährte Solidarprinzip?
    Eichhorst: Die beschriebene Entwicklung wird wohl dazu führen, dass die Sozialversicherung weiter schrumpft und wir am Ende einen steuerfinanzierten Grundsicherungsstaat bekommen. Das ist das Maß an Solidarität, das man am Ende nachhaltig finanzieren kann und muss. Alles andere bleibt letztlich der betrieblichen und privaten Vorsorge überlassen. Klar ist aber auch, dass die Sozialversicherung in der aktuellen Krise sich als stabiler erwiesen hat als die kapitalgedeckte Vorsorge und vieles dafür spricht, diese auch für weltweit mobile Menschen attraktiv zu machen.

    Drei Dinge, die die Politik in der Meconomy jetzt tun muss?
    Eichhorst: Es muss Schluss sein mit rückwärts gewandten Förderungsmaßnahmen wie der Abwrackprämie, Geld für Opel und anderer Politik, die dem Strukturwandel hinterherläuft. Zweitens braucht es eine breit angelegte Grundqualifikation für jeden, der in den Arbeitsmarkt hineinkommt. Das muss mit entsprechendem finanziellem Aufwand auch für Migranten und Kinder aus schwierigen Elternhäusern durchgesetzt werden. Und drittens muss der Bereich Existenzgründung, also das Wachstum von Kleinunternehmen, begünstigt werden. Das ist ein Bereich, mit dem wir neue Wirtschaftszweige eher erproben und austesten können als mit Subventionen, die der Staat an einzelne Branchen gibt.

    Deutschland braucht eine Start-up-Kultur?
    Eichhorst: Ja. Vielleicht gehen 80 Prozent dieser Kleinunternehmen pleite, aber 20 Prozent sind dann doch lebensfähig.  

    Konkret, wie kann man das befördern?
    Eichhorst: Man könnte sagen: Jeder, der eine gute Idee hat, bekommt keine Abwrack-, sondern eine Aufbauprämie. Mit der kann er zwei bis drei Jahre experimentieren. Vielleicht bekommt er noch einen erfahrenen Berater an die Seite gestellt. Und dann schaut man einfach mal, was da passiert.

Start-up Deutschland
    Wenn es also stimmt, dass die deutschen Unternehmen eine Start-up-Kultur brauchen, warum dann nicht die Institutionen? Man kann den Wandel zur Meconomy kurz so beschreiben: Wir wollen unser Glück stärker als bisher in die Hand nehmen, wollen selbst bestimmen, wann und wo wir arbeiten, wo wir leben. Wir wissen, dass wir nie aufhören dürfen zu lernen, wir wollen uns stärker sinnvoll betätigen, etwas für die Gemeinschaft tun und deshalb auch politisch stärker mitreden – allerdings weniger in Parteien oder Gewerkschaften, sondern zeitnah, konkret und anlassbezogen.
    Dies war auch Tenor der Zukunftsforscher im Kanzleramt. Was sie der Politik geraten haben, kann als Blaupause für eine solche Start-up-Kultur der gesellschaftlichen Verhältnisse in Deutschland gelten. Ihre wichtigsten Kernthesen lauten:

    • Sinngebung, Identitätssuche und Glücksstreben werden als Motivation und Triebfeder für das, was man tut, immer wichtiger
    • Institutionen wie Gemeinschaft, Nation, Gemeinwohl oder Solidarität stehen massiv unter Druck und beginnen zu bröckeln
    • Die Menschen entscheiden selbst über Ihren Lebensentwurf und befreien sich von traditionellen Vorgaben aus der Vergangenheit
    • Die Polarisierung im Sinne einer Pluralisierung von Werten nimmt zu. Flexible Menschen empfinden das als Befreiung und nutzen ihre Chancen. Überforderte Menschen suchen Schutz und Geborgenheit, Fairness und Ausgleich bei den Institutionen. Politik kann diese Führungsrolle (im Sinne eines Top-down-Prozesses) aber immer weniger spielen
    • Die neuen Medien und Kommunikationstechnologien erobern immer stärker den Alltag der Menschen. Damit entstehen neue Wirklichkeiten und Erörterungslagen, die wir erst verarbeiten müssen
    • Deutschland ist eine kreative und innovative Dienstleistungsgesellschaft mit einem starken industriellen Kern
    • Deutschlands Vision ist eine Wissensgesellschaft, in der die sozialen und wirtschaftlichen Chancen jedes Einzelnen steigen
    • Bildung ist der zentrale Schlüssel zu Arbeit, Selbstbestimmung, Wohlstand und Erfolg
    • Die Arbeitswelt erfährt eine Zweiteilung. Gewinner sind Kernbelegschaften und hoch qualifizierte Selbstständige. Verlierer sind Randbelegschaften und

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