Meconomy
Selbstbeschäftigte
• Flexibilität, Selbstverantwortung, Selbstorganisation und die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen sind unverzichtbar, um in der Arbeitswelt von morgen bestehen zu können
• Die Deutschen entdecken die ursprüngliche Bedeutung des Wohlstandsbegriffs wieder: wohl leben und glücklich sein. Wohlstand heute basiert weniger auf Geld und Vermögen denn auf persönlichem Wohlbefinden und Wohlergehen
• Lebensqualität heißt, Vorsorge zu treffen für Ökonomie (angemessen mit Geld ausgestattet), Gesundheit (fit und gesund bleiben), Soziales (Zusammenhalt mit Freunden, in der Familie) und Mentales (lebenslang neugierig und offenbleiben). Das Ziel für den Einzelnen heißt Selbsterkundung und lebenslange Vervollkommnung
Die Grundlage für auf diesen Voraussetzungen basierende staatliche Start-up-Unternehmungen ist aber, dass dafür Geld vorhanden ist. An dieser Stelle ist die Skepsis der jungen Generation besonders berechtigt, hat die vorhergehende doch auf ihre Kosten viele Mittel verprasst und so mögliche Reformversuche in die Zwangsjacke gesteckt: Wenn gut 60 Prozent der öffentlichen Ausgaben für Zinsen, Tilgungen und Pensionen draufgehen, also für Leistungen der Vergangenheit, und nur zehn Prozent für Bildung, produziert das „eine gewaltige Generationenungerechtigkeit“, wie Wirtschaftswissenschaftler Jansen sagt. Weil Sparen kaum noch helfe und der Spielraum für Steuererhöhungen ausgeschöpft sein rät er zu Privatisierungen. In Zeiten, in denen plötzlich wieder überall nach mehr Regulierung gerufen und eine Renaissance des intervenierenden Keynesianismus gefordert wird, weniger Staat zu verlangen, erfordert Mut, ist aber richtig. Es wird in der Tat „Zeit für einen neuen Gesellschaftsvertrag und eine demokratische Debatte darüber, was wir staatlich und was privat produzieren und finanzieren wollen.“
Das Verhältnis von Individuum und Institutionen ist in der Meconomy neu zu verhandeln. Muss der Staat „die öffentlichen Güter selbst herstellen oder nur gewährleisten, dass sie dem Bürger verlässlich zur Verfügung stehen?“, fragt Jansen zu Recht: „Muss er für alle Unsicherheiten des Lebens vorsorgen – oder nur sicherstellen, dass wir es tun?“ Er sieht zwei Antworten: Erstens die Bildungsfinanzierung insgesamt zu erhöhen und in späteren Phasen stärker auf private Bildungsträger zu setzen, das heißt Studiengebühren, Wirtschaftsbeteiligung. Zweitens einen unternehmerischen Wettbewerb gegenüber öffentlichen Gütern zu ermöglichen. Sozialunternehmer, „die Speerspitze moralisierten Wirtschaftens“, seien genau die Akteure, die sich nicht mit den Missständen und der Veränderungsgeschwindigkeit des Staates abfinden wollen.
Ob sich für beides eine breite politische Mehrheit finden lässt, sei allerdings fraglich, da Parteien an wirklich langfristigem Denken per Definition kein Interesse haben können. Die Politik „denkt nur im Heute, weil die noch nicht geborene Generation nicht wählt“, so Jansen. Ein verändertes Wahlrecht, das diese repräsentiert, nennt er als Lösung, sowie eine Analyse der Demografiesensitivität von Politik. Das Parteienspektrum wird sich ausdifferenzieren, Koalitionen werden schwieriger und damit inhaltsreicher, Sozialunternehmertum und die Einmischung von Stiftungen nehmen zu. Und das ist auch gut so, ansonsten drohe nichts weniger als „die Auswanderung der nächsten Generation“.
Die Ressource Information
Die gerade beschriebenen Phänomene stellen also die wohl einflussreichsten Faktoren für die Entwicklungstrends in den nächsten beiden Jahrzehnten dar, doch Tim Leberecht von Frog Design, Teilnehmer des Thinktanks im Kanzleramt, betont vor allem einen als besonders wichtig: die Digitalisierung unserer Gesellschaft. Seine Analyse fasst viele in diesem Buch beschriebenen Trends prägnant zusammen.
Trotz der neuen Bescheidenheit, des neuen Haushaltens und der neuen Sinnsuche in einer postmaterialistischen Gesellschaft dürften wir nicht vergessen, so Leberecht, dass wir eine Ressource im Überfluss besitzen und auf Jahrzehnte besitzen werden, nämlich Information – „und das heißt vor allem: Internet“. Hier sei Information weitgehend unentgeltlich verfügbar und kombiniere ein Überangebot an Auswahl mit einer Fragmentierung der Nachfrage. „Alle bisher gemachten Prognosen über den Einfluss des Internets haben sich als zu konservativ herausgestellt“, so der in San Francisco lebende Deutsche, „und
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