Meconomy

mit dem jüngsten Phänomen der sozialen Medien hat sich der Einfluss des World Wide Web noch einmal verstärkt. Es gibt weltweit 120 Millionen Blogs. 13000 Videos werden jede Minute auf YouTube hochgeladen. Ein Social Network wie Facebook hat weltweit 250 Millionen User, deren Sozialverhalten sich schrittweise verändert.“  
    Blogs und Micro-Blogging Services wie Twitter verwandelten die Kommunikationskultur, beschleunigten den Nachrichtenzyklus und untergrüben die Autorität der traditionellen Medien und der herkömmlichen politischen Agenda-Setter. „Und dann ist da noch das expandierende Mobile Web mit steigenden Penetrationsraten. Und GPS. Near-Field Communications. RFID. Und, und, und ... Die Vision vom ubiquitären Datenzugang, vom Onlinesein 24 Stunden am Tag, ist längst Realität geworden, und für viele Mitglieder der Generation X und der Generation Y, die mit dem Internet aufgewachsen sind, bedeutet dies: Google ergo sum. Das Leben ist digital.“ Wenn man dann noch bedenkt, dass beide Generationen zu den Entscheidern der nächsten beiden Jahrzehnte in Deutschland zählen werden, kann man die Rolle des Internets bei der Diskussion über Lebensqualität gar nicht überschätzen. „Lebensqualität bedeutet zunehmend eben auch Qualität des digitalen Lebens und wird ganz sicher über das Internet verhandelt werden.“
    Das Internet wird soziale und politische Organisationsprinzipien dramatisch verändern. Die Grenzen zwischen privat und öffentlich, Konsument und Produzent, Amateur und Experte, Freizeit und Arbeit verschwinden ebenso wie die zwischen Bürger und Staat. Leberecht in schönstem Zukunftsforscherjargon: „Wir leben in einer neuen hybriden ‚Bindestrich‘-Kultur, in der Bürger zur gleichen Zeit verschiedene Rollen und Identitäten annehmen können und zum Social oder zum Political Entrepreneur werden. Kollaboration und Selbstorganisation, Mash-ups, Schnittstellen-Design, ‚Open Sourcing’ und ‚Crowdsourcing’ und ‚Peer-to-Peer-Sourcing’ ersetzen Koordination und Top-down-Management sowie traditionelle institutionelle Vermittler von Sinn und Ordnung.“ Man ahnt, was er meint, und es ist ja sehr viel dran.
    Auch der Wired -Chefredakteur Chris Anderson sieht in unserem Leben grundsätzlich veränderte Mechanismen am Werk. In der neuen ökonomischen und gesellschaftlichen Wirklichkeit, die vom Überfluss an Information, Computerkapazität, Reichweite sowie potenziellen Kunden und Kollaborationspartnern geprägt ist, lautet die Grundregel nicht mehr: Alles ist verboten, solange es nicht ausdrücklich erlaubt ist, sondern gerade im Gegenteil – alles ist erlaubt, wenn es nicht ausdrücklich verboten ist.  
    Das gesellschaftliche Modell sei nicht länger der Paternalismus („Wir wissen, was für dich am besten ist“), sondern der Egalitarismus („Du weißt, was für dich am besten ist“). Das erfolgversprechendste Geschäftsmodell sei nicht länger der strikte Businessplan, sondern das Motto: „Wir werden es schon herausfinden.“ Der effektivste Entscheidungsprozess sei nicht mehr von oben nach unten, sondern gerade andersherum. Und der Management-Stil nicht, wie früher, „Kommando und Kontrolle“, sondern „keine Kontrolle“. Klingt anarchisch und irgendwie furchteinflößend? Wir sollten uns besser schon mal daran gewöhnen.

Die Weconomy
    Auch unsere Vorstellung von Freundschaft und Solidarität wird sich wandeln. Soziale Netzwerke und Peer-to-Peer-networks, Communitys und Tribes der Gleichgesinnten erweitern den Begriff der Familie. „Die soziale Lebensqualität wird immer wichtiger“, so Tim Leberecht, aber die Definition von „sozial“ müsse um die Dimension des Social Web erweitert werden: „Freunde sind – um den Titel eines Wim-Wenders-Films zu zitieren – ‚in weiter Ferne, so nah‘.“ Das Konzept der Privatsphäre wird kontinuierlich abgelöst werden von radikaler öffentlicher Transparenz – für Individuen und Organisationen. „Offene“ Unternehmen werden einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil verzeichnen, denn sie sind besser für Wissensaustausch und Innovation aufgestellt. „Innen- und Außenwelt werden kongruent“, prognostiziert der Gesellschaftsanalyst und Strategieberater: „Authentizität wird zum entscheidenden Kriterium für Kundenqualität auf der organisatorischen und Beziehungsfähigkeit auf der individuellen Ebene.“
    Mit den Mitteln des Social Web, wird das Cocooning der 90er-Jahre einem Geben weichen, einer neuen