Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Meconomy

Titel: Meconomy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Albers
Vom Netzwerk:
Großzügigkeit, einem neuen Bürgerengagement, das Sozialkapital schafft. Laut Engagementatlas 2009 der AMB Generali Gruppe sind bundesweit 34 Prozent aller Personen über 16 Jahre bürgerschaftlich engagiert, und dabei ist überraschenderweise die Gruppe der 30- bis 55-Jährigen überdurchschnittlich vertreten. „Im Zeitalter des Free Internet, in dem viele kommerziellen Transaktionen nicht mehr Geld als Währungsgrundlage haben, wird Kapital zunehmend identisch mit Sozialkapital“, so Leberecht, oder wie Wirtschaftsphilosoph Umair Haque formuliert: „Kapital entsteht, wenn mindestens zwei Menschen übereinstimmen, einer Sache Wert beizumessen.“
      In dieser Hinsicht gehört die Zukunft einer doppelten Produktivität des Ökonomischen und Sozialen, einer sozialen Leistungsgesellschaft, einer Wir-Gesellschaft mit der Ökonomie des Unentgeltlichen, die ganz natürlich aus den Selbstverwirklichungstendenzen der Meconomy erwächst. Leberecht sieht künftig „Werteschöpfungsketten anstelle von Wertschöpfungsketten, Lifeholdervalue anstelle von Shareholdervalue.“  
    Leidenschaften können darin zum Lebensunterhalt werden. Standorte und formale Organisationen werden unwichtiger und durch selbstorganisierte „Micropreneurs“ abgelöst. „Intrinsische ersetzt extrinsische Motivation. Die Identifizierung mit dem Arbeitgeber lässt nach, nicht aber der Stellenwert der Arbeit. Wir sehen so etwas wie die Renaissance des Renaissancemenschen. Es wird mehr unorthodoxe, nichtlineare Lebensläufe geben, hybride Qualifikationen und Neuorientierungen im mittleren Lebensalter sowie Telearbeiter und digitale Nomaden. Kreativität ersetzt Produktivität. Jeder ist seine eigene Marke, ein kollaborativer Designer, ein sozialer Unternehmer.“
    Dies bedeutet, dass Bildung zunehmend Kreativität lehren und fördern muss, Kollaboration, interdisziplinäre Schnittstellenkompetenz, laterales Denken und Eigeninitiative. „Es bedeutet auch“, so Leberecht, „dass es digitale Eliten geben wird und geben muss, die besondere Förderung verdienen.“ Gleichzeitig sei es Aufgabe des Staates und der Bildungsinstitutionen, die digitale Spaltung zu minimieren. Denkbar seien hier Modelle wie intergenerationelle Onlinenetzwerke oder Mentorenschaften.
    „Wie wir digitale Technologien, das Internet und insbesondere das Social Web kreativ gestalten und nutzen werden, um diese offene, kreative, soziale Leistungsgesellschaft Realität werden zu lassen, halte ich für einen der Schlüsselfaktoren und die größte Herausforderung für die Entwicklung von Lebensqualität in Deutschland in den nächsten beiden Jahrzehnten“, so das Fazit des Kanzlerberaters, dem man sich uneingeschränkt anschließen kann.
    Um nicht nur in der digitalen Gesellschaft anzukommen, sondern diese auch mitzuprägen, müssen sich Politik und Bürger Deutschlands aber entscheidend verändern. Die von der amerikanischen Zeitschrift Newsweek jüngst festgestellte deutsche Technophobie muss einer technologiefreundlicheren Haltung weichen, die akzeptiert, dass Deutschland schon längst Teil des Global Village ist. „Für die Mehrheit der Generation Y sind geografische und nationale Grenzen obsolet und Konzepte wie Privatsphäre lediglich ein Feature von Selfbranding und Reputationsmanagement“, sagt Leberecht. Der Staat solle sich als Impulsgeber für bürgerliches Engagement, als Inkubator für Social und Political Entrepreneurship sehen. „Initiativen wie Obamas ‚Office for Social Innovation‘ in den USA würden auch Deutschland gut zu Gesicht stehen, und die Nutzung von Social Media zur Bürgerbindung und Förderung von Sozialkapital betreibt ja sogar schon der Vatikan“, kritisiert der Analyst, „nicht aber die deutsche Politik. Hier und in anderen Bereichen scheint mir die deutsche Gesellschaft weiter als die deutsche Politik, die deutlich aufholen muss.“
    Es sind die Jüngeren, denen manchmal die Geduld mit Deutschland ausgeht. Gerald Hensel, Frankfurter Werber, Politologe und Internettheoretiker, polemisiert in einem Grundsatzkommentar in seinem Blog: „Wir glauben an einen starken Staat, der von Parteien, öffentlicher Wohlfahrt, Autoproduzenten und einer mehr oder weniger festen Ordnung beherrscht wird, in der jeder und alles seinen besonderen Platz hat. Klingt nach 16. Jahrhundert? Nun, manchmal ist es das.“ Vor allem mit dem liberalen Geist des Web 2.0 hätten die Deutschen so ihre Probleme, denn da gibt es ja keinen, der einem sagt, wie die Welt

Weitere Kostenlose Bücher