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Media Control

Media Control

Titel: Media Control Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Chomsky
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herrscht in der Presse eine starke Neigung zum Skeptizismus gegenüber der US-Regierungspolitik und jenen offiziellen Vertretern im Ausland, die damit identifiziert werden.« Er fragt: »Was bewirkt der vom Fernsehen aus Mittelamerika vermittelte Kontrast zwischen dem abgerissenen Revolutionär im offenen Hemd und dem gutgekleideten Oligarchen beim Publikum?« Und er möchte uns glauben machen, daß das Fernsehen ein überaus freundliches Porträt der Guerilleros in El Salvador und Guatemala zeichnet. Ähnlich kritisiert David Lichtenstein von der stramm konservativen Medienüberwachungsorganisation Accuracy in Media die »unverzügliche moralische Verurteilung« der amerikanischen Politik gegenüber Vietnam und El Salvador und der israelischen Vorgehensweise im Libanon. Viele kritische Berichte »entstammen dieser Art... proarabischer oder pro-israelischer Einseitigkeit - der positiven Haltung gegenüber Ho Tschi Minh oder den kommunistischen Guerillagruppen«. (Warum solche Journalisten an den Seminaren nicht teilgenommen haben, obwohl sie doch so zahl-und einflußreich zu sein scheinen, sagt er nicht.) Im Hinblick auf El Salvador moniert Lichtenstein: »So ist z.B. der ganze Aufruhr um die Menschenrechte oft nur der schrille Schrei des nicht besonders gut informierten journalistischen Besuchers, dem die historische Perspektive und ein tieferes Verständnis für die lateinamerikanische Kultur fehlt. Oft weiß er auch nicht, wie sich eine ganz und gar andersartige Kultur aus ganz anderen sozialen Bedingungen entwickelt hat.« Abgesehen davon, daß die US-Presse häufig genug den »gemäßigten« Duarte pries, sagt Lichtenstein nicht, ob seine Erwägungen auch auf die Greueltaten offizieller Feinde und ihrer »ganz andersartigen Kultur« Anwendung finden sollten.
    Insgesamt also weisen von den 155 Seiten der Publikation des Institute for the Study of Diplomacy gerade einmal vier über die vom Propaganda-Modell vorausgesagten Grenzen hinaus: der Beitrag von Eric Hooglund und ein paar verstreute Sätze. Mehrheitlich lassen die Äußerungen erkennen, daß die Rechtfertigung von Greueltaten für normal und ehrenwert gehalten wird.
    Erinnern wir uns daran, daß das Grundproblem des Seminars eine »demokratische Gesellschaft mit ›freier Presse‹« war, die »offene Berichterstattung über alle Kriegsereignisse« erlaubt (Bolling). Es gibt keinen Hinweis darauf, daß die »offene Berichterstattung« nicht besonders kostspielig ist, wenn man darauf setzt, daß die Medien die Prinzipien (wenn auch nicht immer die taktischen Einschätzungen) der Staatspropaganda übernehmen, bei der Vermittlung und Interpretation von Ereignissen in diesen Grenzen bleiben und vor allem aus der richtigen Perspektive berichten, und die vertraten z. B. in Südvietnam und El Salvador die Marionettenregierungen, nicht aber die einheimische Guerilla, während in Afghanistan gerade die Aufständischen interessierten und nicht die prosowjetische Regierung und in Nicaragua die Contras, nicht aber die Sandinisten usw.
    Bolling erörtert eine große Ausnahme von der sonst erlaubten »offenen Berichterstattung«, auf die die Medien höchst empfindlich reagierten - nämlich den Ausschluß von Korrespondenten während der ersten Tage der Grenada-Invasion. Zwar scheint Bolling den »Sturz der gefühllosen und unpopulären marxistischen Diktatur und die Ausweisung kubanischer Berater, Arbeiter und Soldaten« für verdienstvoll zu halten, sieht aber in den Zensurmaßnahmen ein ernsthaftes Problem. Ich lasse seine Schilderung der Ereignisse hier beiseite und wende mich einem relevanteren Aspekt zu. Die Medien wurden tatsächlich für kurze Zeit ausgeschlossen und verurteilten diese Beeinträchtigung ihrer Vorrechte. Aber zugleich übten sie eine Selbstzensur, aufgrund derer die Geschehnisse unverständlich wurden, weil das Verhalten der US-Regierung geschützt werden sollte. Davon ist bei Bolling und auch sonst nicht die Rede.
    Schon vor der Invasion gab es Versuche, die Regierung von Maurice Bishop zu unterminieren. In der Presse wurde darüber kaum berichtet. 37 Umfangreiche Militäroperationen, die eine Invasion simulierten, sollten die grenadische Regierung einschüchtern. Die New York Times brachte dazu nur einen kleinen Hinweis, in dem von Grenadas Vorwurf die Rede war, es sei Ziel eines »unmittelbar bevorstehenden Angriffs« seitens der Vereinigten Staaten. Das Außenministerium tat die Anschul-digung als »lächerlich« ab. Weitere Nachforschungen

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