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Media Control

Media Control

Titel: Media Control Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Chomsky
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sofort bekannt und wurden sogar veröffentlicht, gerieten aber schnell wieder in Vergessenheit, und die patriotische Tagesordnung obsiegte. Der Nachrichtendienst Knight-Ridder berichtete über Castros Verlautbarung vom 26. Oktober, daß Kuba Grenadas Bitte um Verstärkung zurückgewiesen und seine »Zusammenarbeit« angeboten habe, um die »Sicherheit der l000 Amerikaner auf der Insel zu garantieren«. Am 26. Oktober berichtete Alma Guillermoprieto in der Washington Post, Castro habe in einer »nach Mitternacht anberaumten Presse-konferenz«, an der »fast 100 ausländische und lokale Journalisten teilnahmen« Texte freigegeben, »bei denen es sich, wie er sagte, um diplomatische Kontakte zwischen Kuba, Grenada und den Vereinigten Staaten handelte«. Die US-Regierung hätte »den Austausch von Botschaften bestätigt«, aber nicht sofort reagieren können, weil die Telefonleitungen der US-Vertretung in Havanna vom
    Abend des 23. Oktober bis spät nachts am 24. Oktober gestört gewesen wären. Schade, daß die US-Regierung keine anderen technischen Möglichkeiten hatte, um auf die Botschaft vom 22. Oktober zu antworten (vielleicht hätte es eine Brieftaube getan?) und die Invasion abzublasen. Der Sprecher des Weißen Hauses, Larry Speakes, sagte, die USA hätten kubanische und grenadinische Zusagen betreffend die Sicherheit von US-Staatsbürgern in Grenada unbeachtet gelassen, weil »es ein ziemliches Verwirrspiel war, und wir nicht wußten, wer das Sagen hatte«. Die Leser der New York Times konnten die Tatsachen am 20. November aus einer von der kubanischen Regierung plazierten Anzeige erfahren - ein Versuch, die Selbstzensur der Medien zu überwinden. Am selben Tag lieferte Alan Berger im Boston Globe einen wahrheitsgetreuen Bericht von den Geschehnissen. 41
    Die Geschichte vom kubanischen Widerstand gegen eine US-amerikanische“Rettungsmission« war also reine Augenwischerei, und das wußte man von Anbeginn. Aber die Medien hielten sich an die Regierungsversion und zitierten bestenfalls hin und wieder kubanische Regierungsbeamte, die die USA der »Manipulation von Informationen« bezichtigten, doch blieben die entscheidenden Vorkommnisse dabei unerwähnt. In den Kommentaren wurden die von der Regierung Reagan angebotenen »orwellschen Argumente« mit Fragen bedacht, doch blieb im Dunkeln, daß die ganze Angelegenheit ein PR-Coup zur Täuschung des Publikums gewesen war. 42
    Es gibt keinen ernsthaften Grund, der US-Regierung Zensur vorzuwerfen, wenn sich die Medien, ohne Druck oder Anweisung von oben, so bereitwillig an der Verschleierung von Tatsachen beteiligen - was angesichts der zahlreichen Beispiele eher die Regel ist als die Ausnahme.
     

III. Über die »Containment-Doktrin«
    Das Vorhaben, die Sowjetunion und ihre Verbündeten »einzudämmen«, ist ein die Gegenwarts-geschichte beherrschendes Thema, das einen Kommentar verdient.
    Natürlich ist der Umstand, daß die Rhetorik des »Containment« einige nicht unwichtige Voraussetzungen mit sich bringt, in der wissenschaftlichen Literatur registriert worden. In einer grundlegenden Untersuchung des Themas betont John Lewis Gaddis: »Der Terminus ›Containment‹ wirft einige Fragen auf, denn er impliziert eine gleichmäßig defensive Ausrichtung der amerikanischen Politik.« Dennoch hält er den Begriff für angemessen, weil »die führenden amerikanischen Politiker ihrer eigenen Wahrnehmung zufolge immer auf Herausforderungen der internationalen Ordnung reagierten, statt selbst aktiv zu sein«. Es ging ihnen »um die Aufrechterhaltung einer globalen Machtbalance angesichts dessen, was sie als Bedrohung dieses Gleichgewichts durch Moskau« in Westeuropa wahrnahmen. 43 Führende Politiker anderer Mächte haben ähnliche Wahrnehmungen, aber das soll unsere Geschichtsinterpretation nicht stören.
    Worin bestand die »internationale Ordnung«, die »verteidigt« werden mußte? US-Strategen planten den Ausbau eines Großraums namens Grand Area, einer globalen Ordnung, die den Bedürfnissen der Wirtschaft und der politischen Kontrolle der USA unterstellt werden sollte. Regionale Systeme wie das britische mußten weichen, während die Ausweitung der von den USA kontrollierten Gebiete dem Grundsatz folgten, daß diese Maßnahmen »Bestandteil unserer Verpflichtung waren, für die Sicherheit der Welt zu sorgen ... Was für uns gut war, war auch gut für die Welt.« 44 Dieses überaus altruistische Anliegen fand im britischen Außenministerium keinen Beifall. Dort

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