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Media Control

Media Control

Titel: Media Control Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Chomsky
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fanden nicht statt. 38 Schon die Weigerung der Regierung Carter, Hilfe zu gewähren, als im August 1980 in Grenada 40 Prozent der Bananenernte einem Hurrikan zum Opfer fielen, erregte ebensowenig Aufmerksamkeit wie die Einstellung der US-Entwicklungshilfe und der Druck auf andere Staaten der Region, ihre Hilfeleistungen ebenfalls zu beenden. 39 Und es gab noch weitere Maßnahmen, um die Regierung unter Maurice Bishop zu behindern, der mittlerweile zugestanden wird, daß sie populär und anfänglich auch durchaus erfolgreich war. So sorgten die Medien dafür, daß nur wenige begriffen, was sich im Oktober 1983 nach der Ermordung Bishops, als die Invasion gestartet wurde, abspielte.
    Bei der Invasion selbst spielten die Zensurmaßnahmen der Regierung noch die geringste Rolle. Wichtiger ist die Tatsache, daß die entscheidenden Informationen von den Medien selbst unterdrückt wurden, während sie sich zugleich über die Behinderung ihrer Arbeit beschwerten.
    Die Invasion fand am Morgen des 25. Oktober 1983 statt. Die unterschiedlichen, einander widersprechenden Begründungen müssen uns hier nicht interessieren. Die Regierung lancierte schließlich eine Geschichte, wonach US-Truppen bei einer »Rettungsmission« erbittert gegen kubanische Militärkräfte kämpften, die diesen Außenposten des sowjetischen Imperialismus ver-teidigten. Die Medien hielten sich an diese Version, fragten aber nach den Motiven für die Invasion und beschwerten sich, wie gesagt, über die Zensurmaßnahmen. Berichte sprachen von Kämpfen mit kubanischen Truppen, Erfolgen des US-Militärs usw. Aber das ist nur die halbe Geschichte.
    Während der Invasion übergab Kuba der Presse eine Reihe von offiziellen Dokumenten. Ihnen zufolge hatte die kubanische Regierung, als am 20. Oktober die Ermordung von Maurice Bishop bekannt wurde, dem toten Politiker ihre »tiefe Achtung« bekundet und den auf Grenada anwesenden Kubanern die Anweisung erteilt, sich »von jeder Verstrickung in die inneren Angelegenheiten der Partei und Grenadas fernzuhalten« und zugleich »die technische und wirtschaftliche Zusammenarbeit, die der Bevölkerung Grenadas von Nutzen sein könnte« fortzusetzen. Am 22. Oktober übermittelte Fidel Castro den kubanischen Vertretern auf Grenada eine Botschaft, in der es hieß, sie sollten im Falle einer US-amerikanischen Invasion nur aktiv werden, wenn man sie »direkt angriffe«. Würden US-Streitkräfte »auf der Piste [des Flughafens, den die Kubaner mit britischer Unterstützung errichteten] ... landen, um US-amerikanische Bürger zu evakuieren«, sollten die Kubaner nicht eingreifen. Die militärischen Führer Grenadas wurden davon unterrichtet, daß es »unmöglich und undenkbar ist, Verstärkung zu schicken« und aufgefordert, »die Sicherheit und Evakuierung von US-Amerikanern, Engländern und anderen Staatsbürgern zu garantieren und zu unterstützen«. Am 23. Oktober betonte Kuba noch einmal, es sei nach der Ermordung Bishops politisch falsch und »moralisch unmöglich«, Verstärkung zu schicken. Am 24. Oktober wies Kuba das Regime auf Grenada erneut daraufhin, daß die Kubaner sich nur gegen einen direkten Angriff zur Wehr setzen würden und ordnete an, daß sich kein militärisches Personal auf der Start- und Landebahn aufhalten sollte.
    Washington wußte ganz sicher von diesen Vorgängen. Überdies erhielt die US-Regierung am 22. Oktober eine Depesche, in der Kuba seine Haltung der »Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten« Grenadas erklärte und vorschlug, man solle »in dieser Angelegenheit in Verbindung bleiben, um zu einer günstigen Lösung aller Schwierigkeiten zu gelangen, die... die Sicherheit [von US-amerikanischen Bürgern oder Angehörigen anderer Nationalitäten] betreffen, ohne daß es zu einer Intervention oder Anwendung von Gewalt kommen müßte«. Die USA reagierten darauf erst am 25. Oktober, also nach der Invasion und dem Angriff auf kubanisches Personal. Die Vereinigten Staaten, so hieß es, »stimmen dem kubanischen Vorschlag vom 22. Oktober zu, den Kontakt betreffend die Sicherheit des Personals beider Seiten aufrechtzuerhalten«. Einige Stunden später übermittelte Washington Kuba eine Botschaft, in der es sein »Bedauern« über die bewaffneten Zusammenstöße ausdrückte und sie »Konfusionen und unglücklichen Zufällen« zuschrieb. Kuba reagierte sofort und erneuerte das Angebot zur Zusammenarbeit, um die Probleme »ohne Gewalt oder Intervention« zu lösen. 40
    Die Fakten waren den Medien

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