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Jahre später zu dem Schluß kommt: »Tatsächlich unterschied sich das Verhalten der Sowjets [gegenüber den Abkommen von Jalta und Potsdam] qualitativ kaum von dem der Amerikaner.« 87 Wenn man die Themenwahl auf Arafats zweideutige Haltung, die Fehler und Vergehen der Sandinisten, den Terrorismus Irans und Libyens und andere sorgfältig ausgesuchte Probleme beschränkt, kann anderes nicht mehr zur Sprache kommen: nicht die unzweideutige Verweigerungshaltung Israels und der USA und nicht der Terrorismus der Vereinigten Staaten und ihrer Vasallen, der ein viel größeres Ausmaß hat und für die Amerikaner, die in der Lage wären, solche Verbrechen abzumildern oder zu beenden, auch von viel größerer moralischer Bedeutung ist.
Eine entscheidende Doktrin, die in der Geschichte immer wieder vertreten worden ist, lautet, daß der Staat eine defensive Haltung einnimmt und Angriffe auf seine Ordnung und seine edlen Grundsätze tapfer abwehrt. So leisten die Vereinigten Staaten auch dann Widerstand gegen Aggression, wenn diese sich gar nicht direkt gegen sie richtet. Führende Gelehrte versichern uns, daß der Krieg in Vietnam »der Verteidigung eines freien Volks im Widerstand gegen die kommunistische Aggression« gedient habe, als die Vereinigten Staaten zu Beginn der sechziger Jahre Südvietnam angriffen, um die von ihnen unterstützte Diktatur gegen die südvietnamesischen Aggressoren zu verteidigen. Eine solche Wahrheit bedürfte keiner Rechtfertigung; einige Autoren beriefen sich sogar auf »die Strategie der Regierung Eisenhower [1954 in Indochina], mit dem Einsatz von Atomwaffen zu drohen«, um die französischen Streitkräfte in Dien Bien Phu »vor der Niederlage im Kampf gegen die kommu-nistischen Viet Minh« zu bewahren, die unseren französischen Verbündeten angriffen, der Indochina (gegen die einheimische Bevölkerung) verteidigte. 88 Dementsprechend ist es logisch unmöglich, der US-Aggression Widerstand entgegenzusetzen, weil solche Kategorien gar nicht existieren. Kritiker sind, wie immer ihre Einwände beschaffen sein mögen, »Parteigänger Hanois« oder »Apologeten des Kommunismus«, Verteidiger der »Aggressoren«, die womöglich ihre »wahren Absichten« zu verbergen trachten. 89
In diesen Zusammenhang gehört noch eine weitere Doktrin: »Das Verlangen, eine Demokratie amerikanischen Stils in der ganzen Welt verbreitet zu sehen, ist schon immer das Leitmotiv der US-Außenpolitik gewesen«, behauptete ein Auslandskorrespondent der New York Times, nachdem die von den USA gestützte Militärregierung auf Haiti die Wahlen mit Gewalt verhindert hatte, was vielfach erwartet worden war. Diese traurigen Ereignisse, bemerkte er, »erinnern uns erneut daran, wie schwierig es für die amerikanische Politik ist, ihren Willen, und sei es noch so wohlwollend, bei anderen Nationen durchzusetzen«. 90 Diese Doktrinen benötigen keine Argumente und widerstehen auch ganzen Bergen von Gegenbeweisen. Mitunter brechen sie zusammen, weil ihre Absurdität zu deutlich ins Auge fällt. Dann darf betont werden, daß wir nicht immer so wohlwollend und demokratieliebend waren, wie wir es heute sind. Die seit Jahren bewährte Technik, eine solche »Kursänderung« zu beschwören, ruft nicht etwa Spott hervor, sondern Lobeshymnen auf unser unfehlbares Wohlwollen, wenn wir erneut in die Welt hinausziehen, um »die Demokratie zu verteidigen«.
Wir haben kein Problem damit, die sowjetische Invasion Afghanistans als brutale Aggression zu verurteilen, obwohl viele davor zurückscheuen würden, die afghanischen Guerillagruppen als »demokratische Widerstandskämpfer« zu bezeichnen (so Andrew Sullivan, Herausgeber des New Republic). 91 Aber die Invasion in Südvietnam zu Beginn der sechziger Jahre, als der von den USA eingerichtete Terrorstaat die einheimische Bevölkerung nicht mehr durch Gewaltmaßnahmen kontrollieren konnte, war natürlich keine Aggression. Zwar waren US-Streitkräfte an umfangreichen Bombardierungen und Entlaubungsaktionen beteiligt, um die Bevölkerung in Auffanglager zu treiben, wo man sie vor dem Feind »schützen« konnte, den sie, wie zugestanden wurde, bereitwillig unterstützte. Zwar drangen später US-Expeditionsstreitkräfte in das Land ein und verheerten Südvietnam und die angrenzenden Staaten, um die einzige politische Widerstandskraft, die eine Massenbasis besaß, zu zerstören und die Gefahr eines von allen Seiten geforderten Friedensabkommens zu bannen. Immer aber waren die USA auf der Seite der
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