Media Control
Demokratie und im Widerstand gegen die Aggression. Auch als sie, um die Genfer Abkommen zu unterlaufen und die in Aussicht gestellten Wahlen, bei denen die falsche Seite zu gewinnen drohte, blockierten, den mörderischen Diktator Diem protegierten, verteidigten sie die Demokratie. »Das Land ist in ein kommunistisches Regime im Norden und eine demokratische Regierung im Süden gespalten«, berichtete die New York Times in einem Kommentar zu der Behauptung, daß »die kommunistischen Viet Minh Gewehre und Soldaten aus Rotchina beziehen und das ›freie Vietnam‹ bedrohen, nachdem sie ihr Land an Peking verkauft haben«. 92 Als in späteren Jahren die »Verteidigung der Demokratie« danebengegangen war, gab es eine hektische Auseinandersetzung zwischen den »Falken«, die meinten, daß der Feind, wären wir nur entschlossen genug, noch in die Knie gezwungen werden könnte, und den »Tauben«, die befürchteten, daß die fortgesetzte Gewaltanwendung zur Durchsetzung unserer noblen Ziele zu kostspielig würde. Einige distanzierten sich von beiden Gruppen und zogen es vor, »Eulen« zu sein.
Während des Kriegs galt es im Mainstream als ausgemacht, daß die Vereinigten Staaten Südvietnam verteidigten, und auch Jahre später blieb diese Doktrin unangefochten. Das gilt nicht nur für Kommentatoren, die in der Bombardierung dichtbesiedelter Gebiete lediglich »unglückliche Verluste an Menschenleben« sahen, hervorgerufen »durch die Bemühungen amerikanischer Militärkräfte, den Südvietnamesen gegen den Einfall Nordvietnams und seiner Partisanen beizustehen« - wie etwa im Mekong-Delta, wo es selbst nach der Ausdehnung der US-Angriffe auf Nordvietnam keine nordvietnamesischen Truppen gab. Aber die dortige Bevölkerung, die den USA und ihren Vasallen Widerstand leistete, bestand offensichtlich nicht aus Südvietnamesen. Wir sind also nicht überrascht, aus derlei Quellen, nach allem, was bekannt ist, zu erfahren, daß »das Volk von Südvietnam nicht von dem kommunistischem Land im Norden beherrscht werden wollte« und daß die »USA in Vietnam intervenierten ... um dem Prinzip Geltung zu verschaffen, daß Veränderungen in Asien nicht durch Gewaltanwendung fremder Mächte durchzusetzen sind«. 93 Interessanter noch ist die Tatsache, daß zwar viele US-Intellektuelle von der vulgären Rechtfertigung umfangreichster Greueltaten abgestoßen waren, ohne jedoch die grundlegende Einschätzung des Kriegs in Zweifel zu ziehen. Das spricht für die Effektivität der Gedankenkontrolle in demokratischen Systemen.
Auf ganz ähnliche Weise waren die Vereinigten Staaten später in Mittelamerika darum besorgt, die Freiheit in den »jungen Demokratien« zu verteidigen und in Nicaragua »die Demokratie wiederherzustellen« - was wohl nur heißen kann, daß Somoza ein Demokrat gewesen ist. Am äußersten Rand des erlaubten Spektrums oppositioneller Haltungen ging Jack Bearty, der Herausgeber von Atlantic Monthly, so weit, an den Nürnberger Prozeß zu erinnern, als er in einer bitteren Verurteilung des US-Angriffs auf Nicaragua schrieb: »Die Demokratie ist in Nicaragua unser Ziel gewesen, und um es zu erreichen, haben wir die Tötung Tausender von Nicaraguanern unterstützt. Aber für die Demokratie zu töten - und sei es auch durch Stellvertreter -, ist kein Grund, einen Krieg zu betreiben.« 94 In den Mainstream-Medien läßt sich kaum ein hartnäckigerer Kritiker dieser Politik finden als Tom Wicker von der New York Times, der die Anwendung der Reagan-Doktrin auf Nicaragua mit folgenden Worten verurteilte: »Die Vereinigten Staaten haben kein historisches oder von Gott verliehenes Recht, anderen Nationen die Demokratie zu bringen.« 95 Aber auch solche Skeptiker gehen ohne weiteres davon aus, daß es tatsächlich unser traditionelles »Verlangen nach Demokratie« war, das unsere Politik gegenüber Nicaragua seit dem 19. Juli 1979 bestimmte, vor diesem Datum jedoch mysteriöserweise nicht. Eine gründliche Durchforschung der Medien würde vielleicht einige Ausnahmen von diesem Interpretationsmuster entdecken, insgesamt aber die Wirksamkeit der gewünschten Indoktrination bestätigen. 96
»Mittelamerika hat ein offensichtliches Eigeninteresse daran, [die Sandinisten] zu hetzen, um seinem Gelübde auf Demokratisierung Genüge zu tun.« Folglich haben »jene Amerikaner, die wiederholt andere aufforderten, ›dem Frieden eine Chance zu geben‹, jetzt die Pflicht, ihre Aufmerksamkeit und Leidenschaft auch darauf zu richten, der
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