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Media Control

Media Control

Titel: Media Control Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Chomsky
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Damur vom Mai 1979, als ein israelischer F-16-Kampfjet Streubomben abwarf. Über diese Vorgänge, bei denen Hunderte von Zivilisten, darunter viele Kinder, getötet und verwundet wurden, berichteten die US-Medien, ohne jedoch den herausgehobenen Status jenes »Symbols menschlicher Anständigkeit« (so die New York Times) in Frage zu stellen. Auch die Washington Post sprach zu Beginn der Operation »Eiserne Faust« von »einem Land, das um Menschenleben besorgt ist«. 101 Wenn die Gegner der Sandinisten derartige Verfolgungen zu erleiden hätten wie die Araber in Palästina, gäbe es einen markerschütternden Aufschrei. Aber Israel besitzt als Vasall der USA das Recht, aggressiv zu handeln, während Nicaragua noch nicht einmal Streitkräfte verjagen darf, von denen es auf seinem eigenen Territorium angegriffen wird, weil die stillschweigende Voraussetzung lautet, daß kein Staat das Recht hat, sich gegen Angriffe der USA zu verteidigen.
    Diese Doktrin gilt so unwidersprochen, daß die Nachricht, Nicaragua plane den Erwerb sowjetischer MIG-Kampfflugzeuge, in den USA eine regelrechte Hysterie auslöste. Als die Reaganisten 1984 diese Informationen lancierten, um eine auch nur halbwegs ehrliche Berichterstattung über die für den November vorgesehenen Wahlen in Nicaragua zu verhindern, meinten sogar ausgewiesene Vertreter der »Tauben«, daß die USA Nicaragua bombardieren müßten, um die (nur angeblich vorhandenen) MIGs zu zerstören, weil sie - so Paul Tsongas, der Senator aus Massachussetts - »auch gegen die Vereinigten Staaten eingesetzt werden können«. 102 Ein weiterer Propagandacoup glückte im Dezember 1987, als die Medien mit großem Getöse einen sandinistischen Überläufer präsentierten, dessen erstaunlichste »Enthüllung« in dem Hinweis bestand, Nicaragua wolle Kampfflugzeuge erwerben, um sein Territorium gegen Angriffe der USA zu verteidigen. Man wußte natürlich, daß die Sandinisten keine andere Möglichkeit hatten, die materielle und logistische Unterstützung der Contras durch die CIA und die amerikanischen Überwachungsflüge zu unterbinden. 103 Die Logik ist klar: Nicaragua hat kein Recht auf Selbstverteidigung.
    Indessen lieferten die USA zu eben dieser Zeit, am 15. Dezember 1987, F-5-Kampfflugzeuge an Honduras, was der New York Times keine Zeile wert war. 104 Da nur die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten Sicherheitsbedenken haben, dürfte Nicaragua keine Einwände erheben, und auch die Proteste in der honduranischen Presse gegen die Lieferung, die »wir bezahlen müssen, während die Bevölkerung hungert« können unerwähnt bleiben. 105
    Im übrigen hätten die Sandinisten, wie sie offen sagen, die Abfangjäger lieber aus Frankreich bezogen, aber die USA übten Druck aus, um jede Lieferung aus nicht-kommunistischen Ländern zu verhindern. Solche Tatsachen wie auch die Frage, wozu Nicaragua überhaupt Kampfflugzeuge benötigt, werden von den Mittelamerika-Korrespondenten der New York Times, James Le-Moyne und Stephen Kinzer, jedoch nicht erörtert, weil das die Kampagne, US-Aggression und Terror als legitime Verteidigung darzustellen, empfindlich gestört hätte. 106
    Da offizielle Feinde nicht das Recht auf Selbstverteidigung haben, dürfen die Vereinigten Staaten die Contras auch und gerade dann unterstützen, wenn Nicaragua diese Söldnertruppen auf eigenem Territorium angreift, nachdem sie die Verhandlung abgebrochen haben. Im August 1988 erlaubte ein Nachtragsgesetz zur »Unterstützung für den nicaraguanischen Widerstand« (das »Byrd-Amendment«) weitere Militärhilfe für die Contras, falls »die Sandinisten einen unprovozierten militärischen Angriff oder andere feindselige Aktionen gegen die Streitkräfte des nicaraguanischen Widerstands unternehmen« oder »in unannehmbarem Ausmaß fortgesetzt militärische Hilfe von Ländern des Sowjetblocks einschließlich Kubas« empfangen. 107 Einige Monate zuvor hatte die Presse von einem Schreiben berichtet, in dem Demokraten des Repräsentantenhauses Präsident Ortega ihrer »tiefen Besorgnis« über die Möglichkeit einer gegen die Contras gerichteten Militäroffensive Ausdruck verliehen, die zu einer »Erneuerung militärischer Unterstützung für die Widerstandskräfte« führen könnte. 108 Die Reaktion der US-Medien ist verständlich, wenn man, wie die New York Times, davon ausgeht, daß Contras und politische Opposition über mehr Legitimität verfügen als die sandinistische Regierung.
    Die am 5. August im Senat geführte

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