Media Control
Vertreter der Tauben im Senat, schließt sich dem an: »Mit den Contras läßt sich ... keine Demokratie in Nicaragua durchsetzen«, wir sollten also andere Mittel finden, um die »verwerfliche« Regierung in Managua zu »isolieren« und sie »in ihrem eigenen Saft schmoren zu lassen«, zugleich aber verhindern, daß die Sandinisten »die gewalttätige Revolution exportieren«. 112
In den Medien gehen die liberaleren Kommentatoren davon aus, daß Reagans Unterstützung der Contras »ein eklatanter Fehler« sei. Die USA sollten »einem regional ausgehandelten Vertrag zustimmen, der von den Nachbarstaaten Nicaraguas erzwungen wird« (so Tom Wicker in der New York Times). 113 Ebenso hält die Washington Post die Contras für ein »ungeeignetes Instrument«; man sollte andere Mittel finden, um »Nicaragua wieder den mittelamerikanischen Verhältnissen anzu-passen« und ein »den regionalen Maßstäben entsprechendes vernünftiges Verhalten« durchzusetzen. Wir müssen erkennen, daß »die Sandinisten Kommunisten kubanischer oder sowjetischer Prägung sind«, die »Frieden und Demokratie in Nicaragua ebenso bedrohen wie die Stabilität und Sicherheit der Region«. Wir müssen »das aggressive Vorgehen der Sandinisten ... eindämmen« und »glaubwürdige Beweise dafür [verlangen], daß die Sandinisten ihre Unterstützung der Guerilla-kämpfer in El Salvador zurückgefahren haben«. 114 All das kann nicht hinterfragt werden, weil es, so die Redakteure »wahr ist«. Unwichtig ist dagegen die Tatsache, daß die von der Regierung Reagan vorgelegten Beweise für die Unterstützung der Guerilla in El Salvador vom Weltgerichtshof für wertlos befunden wurden (und in der Tat bestenfalls Spott verdienen). Die im Rahmen der Medien schärfstmögliche Kritik kam von Jefferson Morley, einem Kolumnisten der Zeitschrift Nation, der in der New York Times meinte, Nicaragua liege »außerhalb der Reichweite unserer guten Absichten«. 115
Andere liberale Kommentatoren in den Medien glauben, wir sollten die Auffassung des Außenministeriums, daß landwirtschaftliche Kooperativen für die Contras geeignete Angriffsziele seien, nicht voreilig verwerfen, weil »eine marxistische Gesellschaft, die sich zum Krieg rüstet, keine klaren Grenzziehungen zwischen Funktionären, Soldaten und Zivilisten kennt«; erforderlich sei eine sorgfältige »Kosten-Nutzen-Analyse«, die bestimmt, »wieviel Blut und Leid nötig sind, um die Wiederkehr der Demokratie wahrscheinlich zu machen« (so Michael Kinsley von der Zeitschrift New Republic). 116 (Demzufolge müßten auch Angriffe palästinensischer Guerillas auf israelische Kibbuzim gerechtfertigt sein, wovon bei Kinsley und dem Außenministerium natürlich keine Rede ist.)
Im übrigen sehen weder Falken noch Tauben die Notwendigkeit, unseren mörderischen Freunden in El Salvador und Guatemala oder unseren Vasallen in Honduras - die Hunderttausende von Menschen verhungern ließen, während sich die Agrarkonzerne am Export von Nahrungsmitteln eine goldene Nase verdienten - »regionale Regelungen« aufzuzwingen, weil diese Staaten bereits den »mittelamerikanischen Verhältnissen« - Unterdrückung, Ausbeutung, Herrschaft privilegierter Eliten im Interesse der USA - entsprechen. Hier ist Unterstützung nötig, begleitet von einem gelegentlichen Seufzer des Bedauerns über die (von uns stillschweigend geförderten) Gewalttaten, wenn Folter und Terror allzu deutlich sichtbar werden oder sogar die falschen Opfer - christdemokratische Politiker statt Bauernführer und Gewerkschafter - treffen.
1986 waren, Umfragen zufolge, 80 Prozent der Meinungsführer gegen die Unterstützung der Contras. 117 Das Propaganda-Modell würde also eine Auseinandersetzung über die Contra-Hilfe bei gleichzeitig einstimmiger Opposition zu den Sandinisten voraussagen. Um die Hypothese zu testen, betrachten wir den Zeitraum, in dem die Debatte über die Nicaragua-Politik am intensivsten geführt wurde, also die ersten drei Monate des Jahres 1986, als die Unterstützung der Contras im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen stand. Während dieser Zeit brachten die New York Times und die Washington Post nicht weniger als 85 Kommentare zu diesem Thema. Wie erwartet, waren sie über die Contras unterschiedlicher Meinung, lehnten die Sandinisten jedoch unisono ab.
Positive Stimmen sind dagegen zur Diskussion nicht zugelassen. 118 Zu ihnen gehören latein-amerikanische Gelehrte, deren Beiträge konsequent abgelehnt werden, oder die
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