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Media Control

Media Control

Titel: Media Control Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Chomsky
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Die Contras gelten als Nicaraguaner, die darauf hofften, von den Vereinigten Staaten sichere und gutbezahlte Jobs zu erhalten und sich darin getäuscht haben.« 182 Angesichts dessen war es günstiger, sich fortan auf Terror niedriger Intensität, verbunden mit ökonomischer und ideologischer Kriegführung zu verlassen.
    Dazu bot der verheerende Hurrikan vom Oktober 1988 eine Gelegenheit. Die Verei-nigten Staaten verweigerten jegliche Hilfe. Selbst die Einwohner der zerstörten Ortschaft Bluefields am Atlantik, die enge Verbindung zu den USA unterhielten und die von den Sandinisten betriebene Ausweitung der Souveränität Nicaraguas auf ihre Region ablehnten, mußten Obdachlosigkeit und Hunger erleiden, damit die Sandi-nisten bestraft werden konnten. Der Boston Globe erklärte in einer Weihnachtsbot-schaft, warum die Vereinigten Staaten sich so verhielten: »Aufgrund der Politik von Präsident Daniel Ortega hat Nicaragua nur wenig humanitäre Hilfe aus den USA empfangen.« 183 Auch die den USA verbündeten Staaten jener Region zeigten sich in dieser Hinsicht nicht gerade übertrieben engagiert. Einige distanzierten sich von der sandinistischen Unterdrückungspolitik, schwiegen aber zu den brutalen Regimes in El Salvador und Guatemala.
    Angesichts dieser Umstände ist den Medien ihre Aufgabe eindeutig vorgezeichnet: Vor allem müssen sie jede Erinnerung an die Politik der USA und ihre Folgen auslöschen, um dann Leid und Unzufriedenheit der nicaraguanischen Bevölkerung den bösen Sandinisten anlasten zu können. Außerdem ist es nützlich, z. B. durch eine gezielte Auswahl von Quellen und die falsche Interpretation von Umfragen, den Eindruck zu erwecken, daß die Nicaraguaner ebenfalls dieser Meinung sind. Ein Modell dafür bot die dreiteilige Serie über Nicaragua, die Edward Sheehan unter der Überschrift »Ein Land, das immer noch am Abgrund steht« im Boston Globe veröffentlichte. Die drei ausführlichen Artikel weisen durchweg den Sandinisten die Verantwortung für den Zustand Nicaraguas zu und vermerken nur in einem Nebensatz, daß »die Vereinigten Staaten an den Sorgen und der zerstörten Wirtschaft des Landes nicht ganz unschuldig sind«. 184
    Die von den USA in den achtziger Jahren betriebene Mittelamerika-Strategie ist nicht allein wegen der Menschenleben, die sie gefordert hat, eine Tragödie. Darüber hinaus hat sie vielversprechende Schritte hin zu einer bevölkerungsnahen und an den Bedürfnissen der unteren Schichten orientierten Politik, die auch für andere Länder hätte richtungsweisend sein können, unterbunden und auf lange Sicht unmöglich gemacht.
    Die langfristigen Ziele Reagans für Mittelamerika standen von vornherein fest. Während Shultz, Abrams, Kirkpatrick und andere Regierungsmitglieder mit ihrer Begeisterung für Terror und Gewalt sich eher am Rand des politischen Spektrums befanden, waren die allgemeinen politischen Ziele durchweg konventionell und tief in der Tradition verwurzelt, weshalb sie in den Medien auch wenig Aufmerksamkeit geschweige denn Kritik erfahren haben. Daran dürfte sich in Zukunft nichts ändern. Es war und ist notwendig, »die Organisationen, mit denen die Bevölkerung ihre elementarsten Menschenrechte verteidigt« (Erzbischof Romero), zu zerschlagen und den drohenden »Ultra-nationalismus« der »jungen Demokratien« zu beseitigen. Und wenn es nicht gelingt, Nicaragua wieder auf den »mittelamerikanischen Weg« von Unterdrückung und Ausbeutung zurückzubringen, kann man es immer noch, wie ein Angehöriger des US-Außenministeriums bereits 1981 verkündete, »in das Albanien Mittelamerikas verwandeln«, damit der »sandinistische Traum von einem neuen, beispielhafteren politischen Modell für Lateinamerika« endlich ausgeträumt ist (so der britische Journalist John Carlin). 185
    Diese Ziele sind weitestgehend erreicht worden. Die unabhängigen Medien haben, als Assistenten der Regierung, fleißig daran mitgewirkt.

V. Über die Nützlichkeit von Interpretationen
    Heuchelei, schrieb John Milton, ist »das einzige Übel, das allein Gott zu sehen vermag«. Dennoch muß dafür gesorgt werden, daß »weder Menschen noch Engel« es entdecken. Einige Jahre zuvor hatte Pascal das Problem anhand der Frage erörtert, »wie die Kasuisten die Widersprüche zwischen ihren Auffassungen einerseits sowie den Entscheidungen der Päpste, der Konzile und der Heiligen Schrift andererseits miteinander aussöhnen«. Eine Methode, so erklärt sein den Kasuisten angehörender

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