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angemessene Bestimmung ihrer Feinde zur Seite gestellt werden, wenn es um Länder geht, in denen wir danach streben, die Demokratie einzuführen oder aufrechtzuerhalten. Bei diesen Feinden handelt es sich, wie immer ihre sozialen Ziele und politischen Bindungen beschaffen sein mögen, zunächst und zumeist um »Kommunisten«, die zugunsten der »Demokraten« beseitigt werden müssen. Insofern sind José Napoleón Duarte und sein Verteidigungsminister, Vides Casanova, »Demokraten«, die die Zivilisation gegen »Kommunisten« verteidigen, zu denen auch jene Hunderten gehörten, die im Mai 1980 über den Rio Sumpul nach Honduras fliehen wollten und dabei von Sicherheitskräften ermordet wurden. Es habe sich, teilte Duarte mit, um »kommunistische Guerillakämpfer« gehandelt, zu denen er wohl auch die Säuglinge rechnete, die mit Macheten zerhackt wurden. Die US-Medien schwiegen das Massaker, das den Auftakt zu einer von Duarte ausdrücklich gebilligten Terrorkampagne bildete, einfach tot. 199
Subtilere Beispiele für das US-amerikanische Demokratieverständnis sind Westeuropa und Asien, wo es nach dem Zweiten Weltkrieg darum ging, traditionellen Eliten den Machterhalt zu sichern und den antifaschistischen Widerstand mit seinen unannehmbar en radikaldemokratischen Einstellungen aus dem Weg zu räumen. 200
Ein weiterer interessanter Fall ist Costa Rica, das in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg die einzige funktionierende Demokratie in Mittelamerika war. Bisweilen wird (selbst von Autoren, die es besser wissen müßten) 201 behauptet, die US-amerikanische Unterstützung Costa Ricas widerlege die - historisch und dokumentarisch gut belegte - These, daß ein hauptsächliches Ziel der US-Außenpolitik darin liege, das Aufkommen von »nationalistischen Regimes«, die sich der Liberalisierung von Handelsrechten widersetzten, zu verhindern. Indes sind die USA nicht grundsätzlich gegen demokratische Formen, solange ein günstiges Geschäftsklima herrscht. In seiner Untersuchung des inter-amerikanischen Systems 202 konstatiert Gordon Connell Smith sehr richtig, daß der US-amerikanische Demokratiebegriff »eng mit der privatkapitalistischen Wirtschaft zusammenhängt«. Sobald diese durch den »Kommunismus« bedroht erscheint, werden Schritte unternommen, um die »Demokratie zu restaurieren«; die »Sorge der Vereinigten Staaten um die repräsentative Demokratie in Lateinamerika [und andernorts] ist eine Facette ihrer antikommunistischen Politik«, genauer: der gegen die Bedrohung ihrer wirtschaftlichen undpolitischen Vorherrschaft gerichteten Politik. Ist diese Vorherrschaft garantiert, gibt es keine Vorbehalte gegen demokratische Formen (und sei es auch nur um der Public Relations willen). Costa Rica entspricht diesem Modell und gestattet interessante Einsichten in das der amerikanischen Außenpolitik zugeschriebene »Verlangen nach Demokratie«.
In Costa Rica existiert weiterhin das nach dem Putsch von José (»Don Pepe«) Figueres errichtete System. Es stand ausländischen Investoren immer aufgeschlossen gegenüber und betrieb eine Form der Klassenkollaboration, bei der »die Rechte der Arbeiter oft genug auf der Strecke blieben«, wie Figueres' Biograph anmerkt. 203 Zugleich wurde ein Wohlfahrtssystem aufgebaut, das dank US-amerikanischer Zuwendungen funktioniert, jedoch zu einer der höchsten Pro-Kopf-Verschuldungen in der Welt geführt hat. Da die 1949 in Kraft getretene Verfassung die Aktivitäten von Kommunisten verbot, wurden die Gewerkschaften nachhaltig geschwächt. »Gesetze zur Festlegung von Minimallöhnen wurden nicht verabschiedet« und die Arbeiter »verloren, bis auf eine einzelne Gruppe von Bananenpflückern, jede Möglichkeit zu kollektiven Lohnabschlüssen«, merkt Walter LaFeber an. In den sechziger Jahren hatte es den Anschein, »als habe fast die gesamte Arbeiterbewegung zu existieren aufgehört«, schließt eine wissenschaftliche Untersuchung. Gleichzeitig konnte die United Fruit Company ihre Profite nahezu verdreifachen. Bereits 1953 hatte Figueres erklärt, daß Costa Rica »die Vereinigten Staaten als Vorreiter unserer Sache« betrachte. 204 Als die USA für ihren Plan, die Regierung Guatemalas zu stürzen, die Unterstützung der lateinamerikanischen Staaten suchten, gewährten Costa Rica und Bolivien einem Resolutionsentwurf des US-Außenministeriums ihre Unterstützung. Dieser Entwurf ermächtigte Washington, internationales Recht zu verletzen, indem »Schiffe, Flugzeuge und andere
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