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Media Control

Media Control

Titel: Media Control Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Chomsky
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möglich, ihre Angriffe - Mordanschläge, Übergriffe gegen landwirtschaftliche Kooperativen, Verschleppungen – außerordentlich zu intensivieren. 170 Außerdem versuchte die CIA, Miskito-Führer zu bestechen, damit die Indianer sich dem Friedensprozeß verweigerten.
    Das Contadora-Friedensabkommen war also im Grunde ein totgeborenes Kind. Die Medien unterdrückten diese unliebsame Tatsache; und da die USA nicht zu den Unterzeichnerstaaten gehörten, konnten sie rein technisch gesehen den Vertrag nicht »verletzen«. Dennoch hätte eine einigermaßen objektive Berichterstattung auf die Torpedierungsversuche hinweisen müssen, was aber nur Randgruppen mit Zugang zu alternativen Medien taten.
    Der Mainstream schwieg sich auch nach dem Januar 1988 über die US-amerikanischen Versorgungsflüge für die Contras aus. Die detaillierten Berichte Nicaraguas wurden, wie schon in der Vergangenheit, ignoriert. Im Dezember 1988 gab Verteidigungsminister Humberto Ortega an, daß die USA trotz des vom Kongreß ausgesprochenen Verbots weiterhin die Contras vom Stützpunkt Ilopango bei San Salvador aus unterstützten. »Wir sprechen über CIA-Flüge, wissen aber nicht, ob diese mit Zustimmung der salvadorianischen Regierung erfolgen.« Obwohl es gute Gründe gab, Ortegas Angaben für wahr zu halten, konnte man nur aus der anglophonen Barricada International (Managua) darüber etwas erfahren, nicht aber aus der New York Times oder anderen US-Zeitungen. 171
    Der Friedensvertrag forderte »Gerechtigkeit, Freiheit und Demokratie« und Garantien für »die Unverletzbarkeit aller Lebens- und Freiheitsformen« und der »Sicherheit des Volks« sowie »einen wahrhaft pluralistischen und partizipatorischen demokratischen Prozeß zur Durchsetzung sozialer Gerechtigkeit« und die »Achtung der Menschenrechte«. Auch das war für die Vereinigten Staaten inakzeptabel, weil dergleichen in den Vasallenstaaten nur durch die Zerschlagung der Vorherrschaft von Militär und Milizen realisierbar gewesen wäre. Daher mußten die Medien auch die politische Praxis dieser Länder dem Schweigen anheimgeben oder allzu grobe Verstöße gegen die Menschenrechte bagatellisieren. Ihr Augenmerk blieb auf Nicaragua fixiert, über das sehr viel mehr berichtet wurde als über alle anderen mittelamerikanischen Staaten zusammengenommen. Dabei konzentrierte man sich fast ausschließlich auf vorgebliche Verstöße gegen den Contadora-Vertrag.
    Inakzeptabel war auch die der Verifikations-Kommission zugewiesene Rolle. Da die USA in ihren Interessengebieten keine Einmischung dulden, konterkarierten sie die Friedensbemühungen in Mittelamerika ebenso wie die Tätigkeit der CIVS. Überdies war deren erster Bericht geschmacklos genug, die USA und ihre Vasallen zu rügen, während die von Nicaragua unternommenen Schritte gelobt wurden. Die New York Times verlor über den Bericht kaum ein Wort, und die Kommission wurde auf amerikanischen Druck hin aufgelöst
    Damit war der Sieg endgültig. Nicaragua verkündete, es werde die Bedingungen des ursprünglichen Vertrags einseitig erfüllen und verlangte zur Prüfung eine internationale Überwachungskommission. Daraufhin seufzten die US-Medien zufrieden auf, daß Nicaragua endlich Bereitschaft zeige, dem Abkommen Folge zu leisten, obwohl man Kommunisten natürlich nicht trauen könne.
    Kehren wir zum Januar 1988 zurück. Die Interpretation der Verträge beschränkte sich nun auf die Frage, ob Nicaragua sich Washingtons Diktat beugen und mit der CIA-gestützten zivilen Opposition Verhandlungen aufnehmen würde. Der Friedensvertrag selbst sah dergleichen nicht vor; dennoch willigte Nicaragua ein und erreichte unerwarteterweise ein Waffenstillstandsabkommen mit den Contras. Unterdessen bemühten sich die Guerillagruppen in El Salvador und Guatemala ebenfalls um Verhandlungen, wurden aber zurückgewiesen. Erwartungsgemäß berichteten die Medien darüber nichts oder verdrehten die Tatsachen. So schrieb Jeane Kirkpatrick im Juni: »Duartes großzügiges Angebot von Verhandlungen und einer Amnestie ist von der FMLN [der Guerillero-Organisation] zurückgewiesen worden.« Tatsächlich hatte Duarte Verhandlungsangebote der FMLN, der politischen Opposition und der Kirche abgelehnt und sah auch - im Gegensatz zu den Sandinisten - keine Amnestie für Guerillaführer vor. 172
    Nicaraguas Waffenstillstandsabkommen wurde am 23. März 1988 unterzeichnet und sah vor, daß »in Übereinstimmung mit Artikel 5 [des Contadora-Friedensvertrags] nur

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