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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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und sie zu der seinen gemacht hatte - Konstantinopel, die Stadt Konstantins -, wurde sie zum Juwel der Christenheit im Osten, zu einem Ort der großen Kirchen.
    Es war eine an Volksgruppen reiche Stadt, wie es sich für einen Ort ziemte, der am Ende des einen Kontinents und am Anfang des zweiten lag. Rob fuhr durch ein griechisches Viertel, über einen armenischen Markt, durch einen jüdischen Sektor, und plötzlich hörte er Worte auf Parsi.
    Sofort erkundigte er sich, und er fand einen Stall, der einem Mann namens Ghiz gehörte. Es war ein guter Stall, und Rob sorgte für die Stute, bevor er sie verließ, denn sie hatte ihm gute Dienste geleistet und verdiente nun Ruhe und viel Hafer. Ghiz führte Rob zu seinem Haus auf der Höhe des Pfades der dreihundertneunundzwanzig Stufen, wo Rob ein Zimmer mietete. Der Raum erwies sich als hell und sauber, und durch das Fenster kam eine salzige Brise.
    Von dort blickte Rob auf den violetten Bosporus hinunter, auf dem die Segel wie Blüten dahinglitten. Auf dem vielleicht eine halbe Meile entfernten jenseitigen Ufer ragten hohe Kuppeln und lanzenartige Minarette empor, und Rob begriff, dass sie der Grund für den Stadtgraben, die Erdwälle und die beiden Mauern waren, die Konstantinopel umgaben. Wenige Fuß von seinem Fenster entfernt endete das Reich des Kreuzes. Die Grenzlinie war bemannt, um das Christentum gegen den Islam zu verteidigen. Jenseits der Meerenge begann das Einflußgebiet des Halbmondes.
    Er stand am Fenster und starrte hinüber nach Asien, dem Kontinent, den er bald tief ergründen wollte.

    In dieser Nacht träumte Rob von Mary. Er erwachte niedergedrückt und verließ das Zimmer. An einem Platz, der Forum des Augustus hieß, fand er ein öffentliches Bad, wo er kurz ins kalte Wasser stieg, um sich dann wie Caesar im warmen Wasser des tepidarium zu räkeln, einzuseifen und Dampf einzuatmen.
    Als er herauskam, sich abtrocknete und vom letzten kalten Bad glühte, war er unglaublich hungrig und wieder wesentlich optimistischer. Er kaufte auf dem jüdischen Markt kleine, braun gebratene Fische und eine Portion dunkler Trauben, die er aß, während er suchte, was er brauchte.
    Er sah in vielen Buden die kurze leinene Unterwäsche, die jeder Jude in Tryavna getragen hatte. Die kurzen Westen trugen die geflochtenen Verzierungen, die tsitsit genannt wurden und, wie Simon erklärt hatte, den Juden ermöglichten, den biblischen Hinweis zu befolgen, ihr Leben lang an den Rändern ihrer Kleidung Fransen zu tragen. Er fand einen jüdischen Händler, der Persisch sprach. »Es ist ein Geschenk für einen Freund, er hat meine Größe«, murmelte Rob. Endlich fand der Alte Unterwäsche mit Fransen, die groß genug war.
    Rob wagte nicht, alles auf einmal zu kaufen. Statt dessen kehrte er in den Stall zurück und stellte fest, dass es der Stute gutging. »Ihr habt da einen ordentlichen Wagen«, meinte Ghiz. »Ja.«
    »Vielleicht würde ich ihn kaufen.«
    »Er ist unverkäuflich.«
    Ghiz hob die Schultern. »Ein brauchbarer Wagen, obwohl ich ihn neu streichen müßte. Aber leider ein armseliges Tier. Ohne Feuer. Ohne einen stolzen Ausdruck in den Augen. Ihr könnt froh sein, wenn Ihr die Stute loswerdet.«
    Rob merkte sofort, dass Ghiz' Interesse für den Wagen ein Ablenkungsmanöver war, um zu verbergen, dass ihm die Stute gefiel. »Weder Stute noch Wagen sind verkäuflich.«
    Der Wagen stand in der Nähe, und während der Stallbesitzer beschäftigt war, traf Rob belustigt und unauffällig seine Vorbereitungen. Dann zog er eine Silbermünze aus dem linken Auge. »O Allah!«
    Er ließ einen Holzball verschwinden, während er mit einem Tuch zugedeckt war, dann ließ er das Tuch die Farbe wechseln und nochmals wechseln, von grün zu braun. »Im Namen des Propheten...«
    Ghiz war.entzückt, und so verbrachten sie einen Teil des Tages mit Magie und Jonglieren, und bevor Rob fertig war, hätte er Ghiz alles verkaufen können, was er wollte.

    Zum Abendessen wurde eine Flasche eines starken, braunen Getränks aufgetragen, das sehr dick war und widerlich schmeckte. Am Tisch neben Rob saß ein Priester, und Rob bot ihm etwas von dem Getränk an. Der Mann sprach kein Englisch, aber nach vergeblichen Versuchen mit Normannisch und Fränkisch verständigte sich der Priester mürrisch auf Persisch. Er hieß Vater Tamas und war ein Grieche. Seine Laune besserte sich infolge des alkoholischen Getränks, das er in großen Zügen schlürfte.
    »Werdet Ihr Euch in Konstantinopel niederlassen,

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