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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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verdammt«, begann er. »Und wenn ihr Galens und Rhazes' Ansichten beipflichtet, ist es auch keine Sünde zu fliehen-obgleich ich Ibn Sinas Meinung bin und glaube, daß ein Medicus die Pest bekämpfen sollte, statt Fersengeld zu geben. Doch es ist eine Sünde, seine Gefährten unbewacht zurückzulassen. Und es ist noch schlimmer, sich mit einem Packtier davonzustehlen, das Vorräte trägt, die von den Kranken und Sterbenden benötigt werden.« Er sah sie ruhig an. »Deshalb meine ich, wenn uns noch jemand verlassen will, dann möge er jetzt gehen. Und ich verspreche bei meiner Ehre, daß er das ohne Schande oder Vorhaltungen tun kann.« Sie konnten einander atmen hören. Keiner trat vor. Da meldete sich Rob zu Wort.
    »Ja, jeder sollte gehen dürfen, aber wenn er uns dadurch ohne Wachtposten zurückläßt, oder wenn er Vorräte mitnimmt, die von den Kranken, zu denen wir reisen, gebraucht werden, müssen wir einem solchen Deserteur nachreiten und ihn töten.«
    Wieder herrschte Stille.
    Mirdin fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich stimme zu.«
    »Ja«, bestätigte Fadil.
    »Ich stimme gleichfalls zu«, sage Abbas Sefi. »Und ich auch«, flüsterte Ali. »Und ich ebenfalls«, sagte Karim.
    Jeder von ihnen wußte, daß dies kein leeres Versprechen, sondern ein feierliches Gelübde war.

    Zwei Nächte später war Rob als Wachtposten an der Reihe. Gegen Morgen stand er im Schatten eines großen Felsens nicht weit von den schlafenden Männern, als er merkte, daß einer von ihnen wach war und Vorbereitungen für den Aufbruch traf.
    Karim Harun schlich durch das Lager und achtete darauf, die Schlafenden nicht zu wecken. Als er draußen war, begann er leichtfüßig den Weg hinunterzulaufen und war bald außer Sichtweite. Harun hatte weder Vorräte mitgenommen noch die Gruppe unbewacht gelassen, und Rob unternahm keinen Versuch, ihn aufzuhalten. Aber er war enttäuscht, denn allmählich hatte er den gutaussehenden, verbitterten Studenten, der seit so vielen Jahren studierte, ins Herz geschlossen.
    Etwa eine Stunde später zog er sein Schwert, weil er laute Schritte vernahm, die im grauen Morgenlicht auf ihn zukamen. Da tauchte Karim auf, der vor ihm stehenblieb und auf die blanke Klinge starrte, während seine Brust sich hob und senkte und sein Gesicht und das Hemd schweißnaß waren. »Ich habe gesehen, wie du fortgingst.
    Ich dachte, daß du davonläufst.«
    »Das bin ich auch.« Karim rang nach Luft. »Ich bin weggelaufen... und ich bin wieder zurückgelaufen. Ich laufe jeden Tag«, sagte er lächelnd, während Rob das Schwert in die Scheide steckte.

    Karim lief jeden Morgen und kam immer schweißnaß zurück. Abbas Sefi dagegen erzählte komische Geschichten, sang schlüpfrige Lieder und war ein ironischer Spötter. Hakim Fadil rang gern, und wenn sie abends lagerten, warf ihr Anführer sie alle in den Sand. Nur Rob und Karim machten es ihm schwer. Mirdin war der beste Koch unter ihnen und erklärte sich gutgelaunt bereit, die Abendmahlzeiten zuzubereiten. Der junge Ali, der Beduinenblut in den Adern hatte, war ein gewandter Reiter und tat nichts lieber, als den Kundschafter zu machen und der Abordnung weit voranzureiten. Bald glänzten seine Augen vor Begeisterung statt vor Tränen, und er legte einen jugendlichen Schwung an den Tag, der ihm die Zuneigung seiner Kameraden sicherte.
    Ihre zunehmende Vertrautheit war angenehm, und auch der lange Ritt wäre erfreulicher gewesen, wenn ihnen der hakim Fadil nicht während der Ruhepausen immer wieder aus dem Pestbuch vorgelesen hätte, das Ibn Sina ihm anvertraut hatte. Das Buch enthielt Hunderte von Vorschlägen, und die verschiedenen Kapazitäten behaupteten alle, sie wüßten, wie man die Seuche bekämpft.
    Schließlich kamen sie überein, die von ihrem Lehrer vorgeschlagene Lebensweise zu befolgen und alle anderen Ratschläge zu vergessen. Während einer Rast am achten Tag las Fadil aus dem Buch vor, daß von fünf Ärzten, die den Schwarzen Tod während der Seuche in Kairo bekämpft hatten, vier an der Krankheit gestorben waren.
    Stille Melancholie herrschte, während sie weiterritten, als hätten sie erfahren, daß ihr Schicksal besiegelt war.
    Am nächsten Morgen kamen sie zu einem kleinen Dorf und erfuhren, daß es Nardiz hieß und daß sie den Bezirk Anshan bereits betreten hatten. Die Dorfbewohner behandelten sie voll Respekt, als der hakim Fadil verkündete, daß sie Ärzte aus Isfahan seien, die Alã Shahansha entsandt habe, um den von der Seuche

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