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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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hämmerte dagegen. »Hau ab!« rief Fadil. Seine Stimme klang erschrocken; zweifellos hatte er Angst, die Tür zu öffnen, denn dann konnten sie sich auf ihn stürzen.
    »Hört mich an, Ihr Scheißkerl!« Rob war wütend. »Wenn wir Ibn Sinas Pestbuch nicht bekommen, werden wir Holz und Reisig anhäufen und an den Mauern dieses Hauses aufschichten. Und ich werde es mit Vergnügen in Brand setzen, Ihr unwürdiger Vertreter Eures Standes!«
    Einen Augenblick später hörten sie, wie die Stange nochmals entfernt wurde. Die Tür ging auf, und das Buch flog heraus und fiel zu ihren Füßen in den Staub.
    Rob hob es auf und bestieg sein Pferd. Er ritt lange, bis er sich entschloß, sich im Sattel umzudrehen. Mirdin Askari und Karim Harun lagen weit zurück, aber sie kamen ihm nach. Der junge Ali Rashid bildete die Nachhut und führte Fadils Packpferd und Abbas' Maultier mit.

Der Schwarze Tod
    Als sie schließlich am dritten Morgen ins Tal nach Schiras hinabritten, sahen sie von weitem Rauch aufsteigen.
    Die Näherkommenden trafen auf Männer, die außerhalb der Mauern Leichen verbrannten. Rob sah Dutzende von schwarzen Vögeln, die über dem Paß hinter Schiras schwebten, und nun wußte er, daß sie endlich auf die Seuche gestoßen waren.
    Am Tor stand keine Wache, als sie in die Stadt einritten. »Sind die Seldschuken doch in die Stadt eingedrungen?« fragte Karim, denn Schiras wirkte geplündert. Es war eine schön angelegte Stadt aus rosa Stein mit vielen Gärten, aber überall zeigten rohe Stümpfe, wo früher große Bäume Schatten gespendet hatten, und sogar die Rosenbüsche in den Gärten waren ausgerissen worden, um damit die Scheiterhaufen für die Leichenverbrennungen zu unterhalten. Sie ritten durch menschenleere Straßen.
    Da trafen sie auf einen Fußgänger. Sie schlössen ihn mit ihren Pferden ein, als er weglaufen wollte, und Rob zog sein Schwert. »Antworte, und wir tun dir nichts zuleide. Wo sind die Ärzte?«
    Der Mann schlotterte vor Angst. Er hielt sich ein kleines Päckchen vor Mund und Nase, vermutlich aromatische Krauter. »Beim kelonter «, keuchte er und zeigte die Straße hinunter.
    Auf dem Weg kamen sie an einem Leichenwagen vorbei. Die beiden kräftigen Totengräber, deren Gesichter dichter verschleiert waren als bei einer Frau, hielten an, um den kleinen Leichnam eines Kindes, den man am Straßenrand zurückgelassen hatte, aufzuheben. Auf dem Wagen lagen drei Leichen von Erwachsenen, ein Mann und zwei Frauen.
    Im Gemeindehaus stellten sie sich als die Ärzteabordnung aus Isfahan vor und wurden von einem kräftigen, militärisch aussehenden und einem alten, entkräfteten Mann angestaunt. Beide hatten so lange nicht geschlafen, daß ihre Gesichter schlaff und ihre Augen entzündet waren.
    »Ich bin Debbid Kafiz, der kelonter von Schiras«, stellte sich der Jüngere vor. »Und das ist Hakim Isfari Sanjar, unser letzter Arzt.«
    »Warum sind Eure Straßen so leer?« fragte Karim. »Wir waren vierzehntausend Seelen«, antwortete Hafiz. »Als die Seldschuken kamen, flüchteten sich weitere viertausend in den Schutz unserer Mauern. Nach Ausbruch des Schwarzen Todes floh ein Drittel aller Bewohner von Schiras aus der Stadt, darunter alle Reichen und die gesamten Honoratioren, die dem kelonter und seinen Soldaten gern die Bewachung ihres Eigentums überließen. Fast sechstausend sind gestorben. Alle jene, die noch nicht erkrankt sind, hocken in ihren Wohnungen und beten zu Allah - Er ist barmherzig! -, daß sie verschont bleiben mögen.«
    »Wie behandelt Ihr sie, Hakim ?« fragte Karim. »Gegen den Schwarzen Tod gibt es kein Mittel«, gestand der alte Arzt. »Ein Arzt kann nur hoffen, den Sterbenden etwas Trost zu bringen.«
    »Wir sind noch keine Ärzte«, erklärte Rob, »sondern erst Studenten, die von ihrem Lehrer Ibn Sina zu Euch geschickt wurden, und wir werden Eure Anweisungen befolgen.«
    »Ich gebe Euch keine Anweisungen, Ihr werdet tun, was Ihr könnt«, sagte hakim Isfari Sanjar rauh. »Ich gebe Euch nur einen Rat: Wenn Ihr am Leben bleiben wollt, so wie ich, müßt Ihr jeden Morgen zum Frühstück ein Stück in Weinessig getauchtes Röstbrot essen, und jedesmal, wenn Ihr mit jemandem sprecht, müßt Ihr zuerst einen Schluck Wein trinken.« Rob wurde klar, daß das, was er für die Anzeichen von Altersschwäche gehalten hatte, in Wirklichkeit vorgeschrittene Trunkenheit war.

    Aufzeichnungen der Medizinerabordnung aus Isfahan:
    Wenn diese Zusammenfassung nach unserem Tod gefunden wird, wird

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