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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Befallenen zu helfen.
    »Bei uns gibt es keine Pest, Hakim«, sagte der Dorfvorsteher dankbar, »aber aus Schiras erreichen uns Gerüchte von Tod und Leiden.« Obwohl sie bei der Weiterreise aufmerksam achtgaben, sahen sie nur gesunde Menschen. In einem Gebirgstal bei Naksh-i-Rustam kamen sie zu großen, in den Fels gehauenen Gräbern. Es waren die Ruhestätten von vier Generationen persischer Könige. Dort, mit dem Blick über das vom Wind gepeitschte Tal, ruhten seit fünfzehnhundert Jahren Darius der Große, Xerxes, Artaxerxes und Darius II.
    Seither waren zahllose Kriege, Seuchen und Eroberer gekommen und wieder im Nichts verschwunden. Während die vier Mohammedaner zum zweiten Gebet anhielten, standen Rob und Mirdin bewundernd vor einem der Gräber und lasen die Inschrift:
    ICH BIN XERXES DER GROSSE KÖNIG,
DER KÖNIG DER KÖNIGE, DER KÖNIG ÜBER LÄNDER UND VIELE VÖLKER, DER KÖNIG DES GROSSEN WELTALLS, DER SOHN VON DARIUS, DEM ACHAEMENIDEN.
    Schließlich kamen sie zu einem schönen Besitz, einem prächtigen Haus inmitten bebauter Felder. Es schien verlassen zu sein, aber sie stiegen trotzdem ab. Nachdem Karim laut und lange geklopft hatte, wurde ein Guckloch in der Mitte der Tür geöffnet, und ein Auge starrte sie an. »Verschwindet!«
    »Wir sind eine Abordnung von Ärzten aus Isfahan auf dem Weg nach Schiras«, sagte Karim.
    »Ich bin Ishmael, der Kaufmann. Ich kann Euch sagen, daß in Schiras nur mehr wenige Menschen am Leben sind. Vor sieben Wochen kam ein Heer von Seldschuken nach Anshan. Die meisten von uns flohen vor ihnen mit Frauen, Kindern und Tieren in die Mauern von Schiras. Die Seldschuken belagerten uns. Doch da die Pest bereits unter ihnen ausgebrochen war, gaben sie nach wenigen Tagen die Belagerung auf. Aber bevor sie abzogen, schössen sie die Leichen von zwei an der Pest gestorbenen Soldaten mit einem Katapult in die überfüllte Stadt. Sobald sie abgezogen waren, beeilten wir uns, die beiden Leichen aus der Stadt hinauszuschaffen und zu verbrennen, aber es war zu spät. Der Schwarze Tod trat unter uns.«
    Erst jetzt fand der hakim Fadil die Sprache wieder. »Ist es eine schreckliche Seuche?«
    »Man kann sich nichts Schlimmeres vorstellen«, antwortete die Stimme hinter der Tür. »Manche Menschen scheinen gegen die Krankheit unempfindlich zu sein, wie ich es, Allah - dessen Barmherzigkeit überreich ist - sei Dank, war. Aber die meisten, die sich innerhalb der Mauern von Schiras befanden, sind tot oder liegen im Sterben.«
    »Was ist mit den Ärzten von Schiras?« fragte Rob. »Es gab noch vier Ärzte und zwei Baderchirurgen in der Stadt, alle anderen Nichtsnutzigen waren geflohen, sobald die Seldschuken abzogen. Die beiden Bader und zwei Ärzte halfen den Menschen, bis auch sie starben, und das ging schnell. Ein Arzt lag mit der Krankheit darnieder, und nur ein einziger Arzt war übriggeblieben, um die Kranken zu behandeln, als ich selbst vor zwei Tagen die Stadt verließ.«
    »Dann scheint es, daß wir in Schiras dringend gebraucht werden«, stellte Karim fest.
    »Ich habe ein großes, sauberes Haus«, erzählte der Mann, »in dem es reichlich Vorräte an Lebensrnitteln, Wein, Essig und Limonen gibt. Auch ein großes Lager an Haschisch ist vorhanden, um die Sorgen zu vertreiben. Ich würde euch dieses Haus öffnen, denn es dient meiner Sicherheit, wenn ich Heilkundige einlasse. Später, wenn die Pest abgeklungen ist, können wir zu unserem gemeinsamen Vorteil Schiras aufsuchen. Wer will meine Sicherheit mit mir teilen?« Stille trat ein.
    »Ich«, meldete sich Fadil mit heiserer Stimme. »Tut es nicht, Hakim!« ermahnte ihn Rob. »Ihr seid unser Führer und unser einziger Arzt«, sagte Karim. Fadil schien sie nicht zu hören. »Ich komme zu Euch, Kaufmann.«
    »Ich werde auch hineingehen«, sagte Abbas Sefi. Die beiden Männer glitten von ihren Pferden. Das Geräusch einer schweren Eisenstange, die weggeschoben wurde, war zu hören. Ein blasses, bärtiges Gesicht tauchte auf, als die Tür so weit geöffnet wurde, daß die beiden Männer hineinschlüpfen konnten, dann wurde die Tür zugeschlagen und versperrt.
    Die zurückgebliebenen fühlten sich wie Schiffbrüchige auf dem Meer. Karim blickte Rob an. »Vielleicht haben sie recht«, murmelte er. Mirdin sprach kein Wort, sein Gesicht war verstört und ratlos. Der junge Ali war wieder den Tränen nahe.
    »Das Pestbuch«, sagte Rob, dem einfiel, daß Fadil es in einer großen Tasche an einem Riemen um den Hals trug.
    Er ging zur Tür und

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