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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Männer, die Freunde sind!«

    Diese Worte machten schnell die Runde und verbreiteten sich, wie jeder Klatsch, der den Schah betraf, in der ganzen Stadt.
    »Bei manchen Freunden ist Vorsicht am Platze«, warnte Ibn Sina Rob an einem Vormittag ungefähr eine Woche später.
    Sie nahmen an einer Belustigung teil, die von Fath Ali, einem reichen Mann, gegeben -wurde, dessen Handelshaus Wein an das Haus des Paradieses und die meisten Adeligen am Hof lieferte. Rob freute sich, Ibn Sina zu sehen.
    Ihre Anwesenheit war durch die Tatsache bedingt, daß jeder von ihnen der Empfänger eines calãt war, aber Rob langweilten die königlichen Belustigungen. »Ich würde viel lieber im maristan arbeiten, wo ich hingehöre«, sagte er.
    Ibn Sina sah sich vorsichtig um. Sie gingen allein auf dem Besitz des Kaufmanns spazieren. »Du darfst nie vergessen, daß der Umgang mit einem Monarchen schwieriger ist als mit einem gewöhnlichen Mann. Ein Schah ist kein Mensch wie du und ich. Er läßt gleichgültig die Hand sinken, und Leute wie wir werden getötet. Oder er winkt mit einem Finger, und jemandem ist das Leben geschenkt.« Rob hob die Schultern. »Ich suche nie die Gesellschaft des Schahs und hege auch nicht den Wunsch, mich in die Politik einzumischen.« Ibn Sina nickte zustimmend. »Es ist eine Eigenheit der Monarchen im Orient: Sie wählen gern Ärzte als Wesire, weil sie das Gefühl haben, daß Heller von Haus aus Allah näherstehen. Als ich jünger war, habe ich zweimal im Hamadhãn den Titel Wesir angenommen. Es war ein gefährlicheres Amt als die Ausübung der Medizin. Nach dem ersten Mal entging ich nur knapp der Hinrichtung. Ich wurde in das Schloßgefängnis geworfen, wo ich monatelang schmachtete. Nachdem ich daraus entlassen wurde, wußte ich, daß ich, Wesir oder nicht, in Hamadhãn meines Lebens nicht sicher war. Ich machte mich mit al-Juzjani und meiner Familie auf den Weg nach Isfahan, wo ich seither unter Alãs Shahanshas Schutz lebe.«
    »Welch ein Glück für Persien, daß Alã großen Ärzten gestattet, ihren Beruf auszuüben«, meinte Rob.
    Ibn Sina lächelte. »Es paßt in seine Pläne, als großer König bekannt zu werden, der die Künste und Wissenschaften fördert«, stellte er trocken fest. »Schon als junger Mann sehnte er sich nach einem mächtigen Reich. Jetzt muß er es vergrößern und seine Feinde verschlingen, bevor sie ihn verschlingen.«
    »Die Seldschuken.«
    »Wenn ich Wesir in Isfahan wäre, würde ich die Seldschuken am meisten fürchten«, sagte Ibn Sina. »Aber am aufmerksamsten beobachtet der Schah Mahmud von Ghazna, denn die beiden sind vom gleichen Schlag. Alã hat vier Raubzüge nach Indien unternommen, bei denen er achtundzwanzig Kriegselefanten erbeutet hat. Mahmud befindet sich näher an der Quelle, er ist öfter in Indien eingefallen und besitzt über fünfzig Kriegselefanten. Alã beneidet und fürchtet ihn. Wenn Alã seinen Traum verwirklichen will, muß er Mahmud als nächsten ausschalten.«
    Ibn Sina blieb stehen und legte Rob die Hand auf den Arm. »Du mußt überaus vorsichtig sein. Achtsame Männer behaupten, daß Qandras-sehs Tage als Großwesir gezählt sind. Und daß ein junger Medicus seinen Platz einnehmen soll.«
    Rob schwieg, doch ihm fiel plötzlich ein, daß Alã erwähnt hatte, er habe mit Karim >hochfliegende, vortreffliche Pläne<. »Wenn das wahr ist, wird Qandrasseh mitleidlos jeden zu treffen suchen, den er für einen Freund oder Anhänger seines Rivalen hält. Es genügt nicht, daß du dich aus der Politik heraushältst. Wenn ein Am mit den Mächtigen verkehrt, muß er lernen, sich zu fügen und auszuweichen, oder er überlebt nicht.«
    Rob bezweifelte, daß er fähig war, sich zu fügen und auszuweichen. »Sei nicht allzu besorgt«, ermahnte ihn Ibn Sina. »Alã ändert seine Meinung oft und rasch, und man kann sich nicht auf das verlassen, was er in Zukunft unternehmen wird.«
    Sie gingen weiter und erreichten die Gärten, kurz bevor der Gegenstand ihres Gesprächs entspannt und gut gelaunt aus Fath Aus Harem zurückkehrte.
    Im Lauf des Nachmittags begann Rob sich zu fragen, ob Ibn Sina jemals Gastgeber einer Belustigung für den Schah und Beschützer gewesen war. Er machte sich an Khuff heran und fragte ihn beiläufig danach.
    Der grauhaarige Stadthauptmann dachte mit zusammengekniffenen Augen konzentriert nach, dann nickte er. »Es ist schon einige Jahre her«, erinnerte er sich.
    Alã hatte bestimmt für die erste Frau, die alte und fromme Reza, kein

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