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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Interesse gezeigt, daher war es sicher, daß er seine königlichen Rechte auf Despina angemeldet hatte. Rob stellte sich vor, wie der Schah die Wendeltreppe im Steinturm emporstieg, während Khuff den Zugang bewachte, und wie er den zierlichen, sinnlichen Körper des Mädchens bestieg.
    Dieses Persien machte der Reihe nach jeden Mann zum Hahnrei.
    Chirurgische Instrumente in der Hand zu haben, kam Rob so selbstverständlich vor, als wären sie auswechselbare Teile seines Körpers. Al-Juzjani widmete ihm immer mehr von seiner kostbaren Zeit und zeigte ihm gewissenhaft und geduldig, wie er jede Operation durchführen mußte. Die Perser hatten Methoden entwickelt, mit denen sie die Patienten bewegungsunfähig und unempfindlich machten. Wenn Hanf tagelang in Gerstenwasser eingeweicht wurde und man den Aufguß trank, blieb man bei Bewußtsein, doch der Schmerz wurde abgeschwächt. Rob verbrachte zwei Wochen bei den Apothekern des khasanat-al-sharaf und lernte, Tränke zuzubereiten, die die Patienten in Schlaf versenkten. Die Wirkung der Substanzen war schwer vorhersehbar, und es war schwierig, sie richtig zu dosieren, aber manchmal ermöglichten sie dem Chirurgen, ohne das krampfhafte Zittern, das Stöhnen und die Schmerzensschreie des Patienten zu operieren. Die Rezepte erinnerten ihn eher an Magie als an Medizin:
    Nimm das Fleisch eines Schafes. Befreie es von Fett und schneide es in Brocken, häufe die Fleischstücke über und um eine ansehnliche Menge von geschmorten Bilsenkrautsamen. Stelle das Ganze in einem Steinguttopf unter einen Haufen Pferdedünger, bis sich Würmer gebildet haben. Tu dann die Würmer in ein Glasgefäß, bis sie austrocknen. Wenn sie gebraucht werden, nimm zwei Teile davon und einen Teil pulverisiertes Opium und führe es dem Patienten in die Nase ein.
    Das Opium wurde aus dem Saft einer orientalischen Blume, der Mohnblume, gewonnen. Sie wurde auf Feldern um Isfahan angepflanzt, aber die Nachfrage war größer als das Angebot, denn Opium wurde bei den Riten in den Moscheen der ismaeilischen Moslems ebenso verwendet wie in der Medizin, so daß es auch aus der Türkei und aus Ghazna eingeführt werden mußte. Es bildete die Grundlage aller schmerztötenden Mittel.
    Nimm reines Opium und Muskatnuß. Mahle und koche sie zusammen und lasse das Ganze vierzig Tage lang in altem Wein ziehen. Stelle dann die Flasche in die Sonne. Der Inhalt wird bald zu einer breiigen Masse. Macht man daraus eine Pille und verabreicht sie jemandem, wird er sofort bewußtlos und gefühllos werden.
    Sie bevorzugten aber meist ein anderes Rezept, weil Ibn Sina dieses am liebsten anwendete:
    Nimm zu gleichen Teilen Bilsenkraut, Opium, Wolfsmilch und Lakritzensamen. Zerreibe sie einzeln und mische alles zusammen in einem Mörser. Lege etwas von der Mischung auf eine beliebige Speise, und wer immer davon ißt, wird sofort in Schlaf fallen.
    Trotz Robs Verdacht, daß al-Juzjani ihm seine Beziehung zu Ibn Sina übelnahm, konnte er bald geschickt mit allen chirurgischen Instrumenten umgehen. Die anderen Helfer al-Juzjams fanden, daß der neue Praktikant interessantere Arbeit zugewiesen bekam als sie. Sie wurden mürrisch und machten ihrem Neid auf Rob mit Gemurmel und gemeinen Beleidigungen Luft. Rob kümmerte sich nicht darum, denn er lernte mehr, als er sich erträumt hatte. Eines Nachmittags, nachdem er zum erstenmal allein die Operation durchgeführt hatte, die ihn in der Chirurgie am meisten faszinierte - das Stechen des Stars -, versuchte er, al-Juzjani zu danken.
    Doch der Chirurg unterbrach ihn barsch: »Du besitzt das Geschick dafür, in Fleisch zu schneiden. Es ist eine Fertigkeit, die nicht viele Studenten beherrschen, aber die besondere Ausbildung ist von Eigennutz diktiert, denn ich werde dich eine große Menge Arbeit für mich verrichten lassen.«
    Es stimmte. Tag für Tag führte er Amputationen durch, behandelte jede Art von Wunden, stach in Bäuche, um den Druck der in der Bauchhöhle angestauten Flüssigkeit zu erleichtern, entfernte Hämorrhoiden, verödete Krampfadern...
    »Das Schneiden macht dir allmählich zu viel Spaß«, bemerkte Mirdin scharfsinnig, als sie eines Abends in seinem Haus bei einer Partie des Spiels des Schahs zusammensaßen. Im Zimmer daneben hörte Fara zu, während Mary die Askari-Söhne mit einem gälischen Wiegenlied in den Schlaf sang.
    »Es zieht mich sehr an«, gab Rob zu. Seit einiger Zeit dachte er daran, Chirurg zu werden, wenn er einmal zum hakim ernannt würde. In England

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