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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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aufbrechen würde.
    »Wem gilt der Überfall, Majestät?« fragte Rob. »Den Elefantengehegen in Südwestindien.«
    »Darf ich Euch begleiten, Majestät?« fragte Karim sofort mit leuchtenden Augen.
    »Ich hoffe, daß ihr alle drei mitkommen werdet«, sagte Alã. Er sprach lange mit ihnen und schmeichelte ihnen, indem er ihnen seine geheimsten Pläne verriet. Die Seldschuken im Westen bereiteten sich eindeutig auf einen Krieg vor. Sultan Mahmud in Ghazna führte sich wilder auf denn je, und man würde sich einmal mit ihm befassen müssen. Alã hatte jetzt eine Gelegenheit, seine Streitkräfte auszubauen. Seine Spione meldeten ihm, daß in Mansura eine schwache indische Garnison viele Elefanten bewachte. Ein Überfall würde eine nützliche Gefechtsübung darstellen und ihm, was noch wichtiger war, wertvolle Tiere einbringen, die, mit Panzerplatten bedeckt, eine eindrucksvolle Waffe darstellten, die den Ausgang einer Schlacht bestimmen konnte. »Mir schwebt noch ein anderes Ziel vor«, fuhr Alã fort. Er griff nach der Scheide, die neben dem Teich lag, und zog einen Dolch heraus, dessen Klinge aus fremdartigem, blauem Stahl war und ein Muster von kleinen Wirbeln aufwies.
    »Das Metall dieses Messers findet man nur in Indien. Es unterscheidet sich von jedem Metall, das wir besitzen.
    Diese Schneide ist besser als unser Stahl und bleibt länger scharf. Sie ist so hart, daß sie in gewöhnliches Metall eindringt. Wir werden Schwerter suchen, die aus diesem blauen Stahl gemacht sind, denn eine Armee, die genügend derartige Schwerter besitzt, muß siegen.« Er reichte den anderen den Dolch, damit sie seine gehärtete Schneide prüfen konnten. »Wirst du uns begleiten?« fragte er Rob.
    Beide wußten, daß es ein Befehl war, keine Frage. Jetzt wurde die Rechnung präsentiert, und Rob mußte seine Schuld bezahlen. »Ja, Majestät, ich komme mit«, antwortete er und versuchte, dabei einen forschen Eindruck zu machen. Er war nicht nur vom Wein benommen und fühlte, wie sein Puls raste. »Und du, Dhimmi ?« fragte Alã Mirdin.
    Mirdin war blaß. »Eure Majestät hat mir gestattet, zu meiner Familie in Masqat zurückzukehren.«
    »Gestattet? Natürlich hatte ich es gestattet. Jetzt mußt du entscheiden, ob du uns begleiten willst oder nicht«, sagte Alã förmlich. Karim griff hastig nach dem Ziegenschlauch und füllte Wein in ihre Becher. »Komm mit nach Indien, Mirdin!«
    »Ich bin kein Soldat«, meinte der zögernd und blickte dabei Rob an. »Komm mit uns!« drängte auch Rob. »Wir haben noch nicht einmal ein Drittel der Gebote besprochen. Unterwegs könnten wir zusammen studieren.«
    »Wir werden Ärzte brauchen«, gab Karim zu bedenken. »Übrigens ist Jesse der erste Jude in meinem Leben, der bereit ist zu kämpfen.« Es war gutmütiger, wenn auch derber Spott, doch Mirdins Augenlider zogen sich zusammen.
    »Es ist nicht wahr, Karim! Der Wein macht dich dumm«, mischte sich Rob ein.
    »Ich komme mit«, sagte Mirdin, und sie jubelten vor Freude. »Stellt euch das einmal vor«, sagte Alã Shahansha zufrieden, »vier Freunde überfallen gemeinsam Indien!«

    An diesem Nachmittag suchte Rob die Hebamme Nitka auf. Sie war eine magere, strenge, aber noch nicht alte Frau. Er erklärte ihr nur, daß er abreisen müsse. Ihr Gesicht verriet ihm, daß dies für sie etwas Alltägliches war: Der Ehemann geht auf Reisen, die Frau bleibt zurück und muß allein leiden.
    »Ich habe Eure Frau gesehen: die rothaarige Andersgläubige.«
    »Ja. Sie ist eine europäische Christin.«
    Nitka dachte nach, dann faßte sie einen Entschluß. »Also gut. Ich werde ihr beistehen, sobald ihre Zeit gekommen ist. Wenn es Schwierigkeiten gibt, werde ich in den letzten Wochen vor der Entbindung in Eurem Haus wohnen.«
    »Danke.« Er gab ihr fünf Münzen, vier davon aus Gold. »Genügt das?«
    »Es genügt.«
    Statt heimzugehen, verließ er die Jehuddijeh wieder und begab sich unangesagt zu Ibn Sina.
    Der Arzt aller Ärzte begrüßte ihn und hörte ihm dann ernst zu. »Was geschieht, wenn Ihr in Indien fallt? Mein Bruder Ali wurde getötet, als er an einem ähnlichen Unternehmen teilnahm.«
    »Ich hinterlasse meiner Frau genügend Geld. Nur wenig davon ist meines, das meiste stammt von ihrem Vater«, erklärte er gewissenhaft.
    »Falls ich sterbe, werdet Ihr dann dafür sorgen, daß sie und das Kind nach Hause zurückreisen können?«
    Ibn Sina nickte. »Ihr müßt darauf achten, daß ich nicht in diese Lage komme.«
    Dann sagte er plötzlich in einem

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