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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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»Ich habe immer gehört, dass man zu Michaeli, am 29- September, Gänsebraten essen muss, wenn man zu Geld kommen will«, wendete sie ein, bestand aber nicht auf ihrer Ansicht, als der Bader behauptete, der Spruch gelte nur für Weihnachten. Er spendierte großzügig Alkohol, und die Mahlzeit verlief in vergnügter Stimmung.
    Editha wollte nicht über Nacht bleiben, vielleicht weil ihre Gedanken anlässlich der Geburt Christi bei ihrem toten Mann und ihren Söhnen weilten; auch Rob wirkte geistesabwesend. Als sie nach Hause gegangen war, sah der Bader zu, wie Rob zusammenräumte. »Ich würde mein Herz nicht an Editha hängen«, riet ihm der Bader schließlich. »Sie ist nur eine Frau, und wir werden sie bald verlassen.«

    Die Sonne kam nie hervor. Während der ersten drei Wochen im neuen Jahr bedrückte das ewige Grau des Himmels ihr Gemüt. Nun begann der Bader ihn anzutreiben, und er bestand darauf, dass er unaufhörlich übte, ganz gleich, wie jämmerlich es ihm immer wieder misslang. »Erinnerst du dich nicht daran, wie es war, als du versucht hast, mit drei Bällen zu jonglieren? Lange konntest du es nicht, dann gelang es dir auf einmal. Und beim Blasen des Sachsenhorns war es ebenso. Du darfst keine Möglichkeit auslassen, es mit fünf Bällen zu schaffen.«
    Doch wie viele Stunden er auch darauf verwandte, das Ergebnis war immer das gleiche. Er ging schon mutlos an die Aufgabe heran, denn er wusste im voraus, dass er versagen würde.
    Eines Nachts träumte er, dass Editha seinen Kopf wieder berührte, ihre dicken Schenkel öffnete und ihm ihre Punze zeigte. Als er erwachte, konnte er sich nicht mehr erinnern, wie sie aussah, doch während des Traumes war etwas Seltsames, Verstörendes passiert. Er wischte den Schleim vom Bärenfell, als der Bader außer Haus war, und rieb es mit feuchter Asche sauber.
    Er war nicht so närrisch zu glauben, dass Editha auf ihn warten würde, bis er ein Mann war, um ihn dann heiraten zu können, doch er fand, dass es sie freuen würde, wenn sie einen Sohn bekam. »Der Bader wird wegziehen«, erwähnte er eines Morgens, während sie ihm half, das Brennholz hineinzutragen. »Könnte ich nicht in Exmouth bleiben und bei dir leben?« In ihre sanften Augen trat ein harter Ausdruck, doch sie schaute nicht weg. »Ich kann nicht für dich sorgen. Schon um mein Leben zu fristen, muss ich halb Näherin und halb Hure sein. Wenn ich dich auch noch auf dem Hals hätte, müsste ich mit jedem Kerl schlafen.« Ein Holzstück fiel aus dem Bündel in ihren Armen. Sie wartete, bis er es aufhob, dann drehte sie sich um und ging ins Haus.
    Danach kam sie seltener und sprach nur gelegentlich mit ihm. Schließlich blieb sie ganz aus. Dem Bader fehlte sein Vergnügen, und er wurde reizbarer.
    Plötzlich waren es nur noch wenige Wochen bis zum Frühlingsbeginn. Eines Nachts, als der Bader dachte, dass Rob schlief, zog er ihm das Bärenfell zurecht, so dass es warm und angenehm bis unters Kinn reichte. Er beugte sich über das Bett und blickte lang auf Rob hinunter. Dann seufzte er und entfernte sich.
    Am Morgen holte er eine Peitsche aus dem Wagen. »Du denkst nicht an das, was du tust«, erklärte er. Er hatte nie das Pferd mit der Peitsche geschlagen, doch als Rob die Bälle fallen ließ, pfiff die Peitsche und schnitt ihm in die Beine. Es schmerzte furchtbar; Rob schrie auf und begann zu schluchzen. »Heb die Bälle auf!«
    Er sammelte sie ein, warf sie mit dem gleichen erbärmlichen Ergebnis in die Höhe, und das Leder klatschte wieder um seine Beine. Er war von seinem Vater oft geschlagen worden, doch nie mit einer Peitsche. Immer wieder hob er die fünf Bälle auf und versuchte, mit ihnen zu jonglieren, brachte es aber nicht zustande. Jedes Mal, wenn es ihm misslang, schlang sich die Peitsche um seine Beine, und er schrie. »Heb die Bälle auf!«
    »Bitte, Bader!«
    Das Gesicht des Mannes war unerbittlich. »Es ist zu deinem Besten. Benütze deinen Kopf! Denke!« Obwohl es ein kalter Tag war, schwitzte der Bader.
    Vor Schmerzen gelang es Rob zwar, sich auf die Aufgabe zu konzentrieren, doch er bebte, weil er verzweifelt schluchzte, und seine Muskeln versagten ihm den Dienst. Seine Leistung war schlechter denn je. Er zitterte, Tränen nässten sein Gesicht, und der Rotz rann ihm in den Mund, während der Bader die Peitsche schwang. Ich bin ein Römer, sagte sich Rob. Wenn ich einmal erwachsen bin, werde ich diesen Mann aufspüren und umbringen.
    Der Bader schlug ihn, bis Blut durch die Beine der

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