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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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schöner Bewegungen, doch diesmal flogen die fünf Äpfel in die Luft, landeten in seinen Händen und wurden gleich wieder hinaufgeschickt, als wären es nur drei. Hinauf und hinunter und hinauf und hinunter. Immer wieder.
    »O Ma!« keuchte er, obwohl er noch Jahre später nicht ins reine kommen konnte, ob sie etwas damit zu tun hatte oder nicht. Hopp-hopp-hopp-hopp-hopp! »Bader!« sagte er laut, er hatte Angst zu schreien. Die Tür ging auf. Im nächsten Augenblick verlor er die Übersicht, und überall purzelten Äpfel zu Boden.
    Als er aufblickte, wich er zurück, denn der Bader stürzte mit erhobenen Händen auf ihn zu.
    »Ich habe es gesehen!« schrie er, und Rob fand sich in einer begeisterten Umarmung wieder, die sich mit den heftigsten Angriffen des Bären Bartram durchaus messen konnte.

Der Gaukler
    Der Gründonnerstag kam und verging, doch sie blieben in Exmouth, denn Rob musste in allen Sparten der Unterhaltungskunst geschult werden. Sie arbeiteten an einer gemeinsamen Jongleurnummer, was ihm von Anbeginn viel Spaß machte, und er erbrachte auch eine außerordentlich gute Leistung. Dann gingen sie zu Zaubertricks über, die etwa so schwierig waren wie das Jonglieren mit vier Bällen. »Magier werden nicht vom Teufel ernannt«, erklärte der Bader. »Die Magie ist eine menschliche Kunst, die man lernen muss wie das Jonglieren. Aber sie ist viel leichter«, fügte er rasch hinzu, als er Robs Gesicht sah.
    Vom Bader wurde Rob in die einfachen Grundlagen der Magie eingeweiht: »Du musst einen tapferen, kühnen Geist besitzen und bei allem, was du tust, ein selbstbewusstes Gesicht machen. Du brauchst geschickte Finger und große Präzision bei der Arbeit, du musst die Zuschauer durch deine Zungenfertigkeit ablenken und fremdartige Worte verwenden, um deine Vorführung auszuschmücken. Die letzte Regel ist bei weitem die wichtigste: Du musst über Vorrichtungen, bestimmte Körperbewegungen und andere Ablenkungsmanöver verfügen, damit die Zuschauer überall hinschauen, nur nicht auf das, was du wirklich tust.«
    Die beste Ablenkung seien sie beide, sagte der Bader und benützte den Bandtrick, um es Rob vorzuführen.
    »Dafür brauche ich blaue, rote, schwarze, gelbe, grüne und braune Bänder. An das Ende jedes Yards schlinge ich einen Laufknoten, dann rolle ich das geknotete Band fest zu kleinen Knäueln zusammen, die ich in meiner Kleidung verteile. Jede Farbe hat ihre bestimmte Tasche. >Wer möchte ein Band?< frage ich >Ah ja, Sir, ein blaues Band, zwei Yard lang.< Sie verlangen selten ein längeres. Sie brauchen ja keine Bänder, um eine Kuh anzubinden. Ich vergesse die Bitte scheinbar und befasse mich mit anderen Dingen. Dann sorgst du für Ablenkung, vielleicht indem du jonglierst. Während alle Blicke auf dich gerichtet sind, greife ich in meine linke Kitteltasche, in der das blaue Band aufbewahrt wird. Ich täusche Husten vor, verdecke mit der Hand meinen Mund, und das Knäuel ist schon drinnen. Wenn die allgemeine Aufmerksamkeit dann wieder mir gilt, entdecke ich das Ende des Bandes zwischen meinen Lippen und ziehe es Stück um Stück heraus. Sobald der erste Knoten bei meinen Zähnen anlangt, geht er auf. Wenn der zweite Knoten kommt, weiß ich, dass ich bei zwei Yards bin, schneide das Band ab und zeige es her.« Rob lernte den Trick begeistert, war aber von der schnöden Manipulation enttäuscht und seiner Illusion beraubt.
    Der Bader beraubte ihn aber noch mehr Illusionen. Obwohl Rob längst nicht als ausgelernter Magier gelten konnte, arbeitete er bald als Helfer des Zauberers. Er lernte einfache Tänze, Zauberformeln und Lieder, Scherze und Anekdoten, die er nicht verstand. Schließlich plapperte er auch die Reden nach, die zum Verkauf des Universal-Spezificums gehörten. Der Bader lobte ihn, weil er rasch lernte. Lang bevor sein Lehrling es für möglich hielt, erklärte der Bader, dass er nun gerüstet sei.

    Sie brachen an einem nebligen Aprilmorgen auf und reisten zwei Tage lang in leichtem Frühlingsregen durch die Blackdown Hills. Am dritten Nachmittag klarte der Himmel auf, und sie erreichten das Dort Bridgeton. Der Bader hielt das Pferd bei der Brücke an, der der Ort seinen Namen verdankte, und erteilte Rob letzte Anweisungen. Als dann die Vorstellung begann, sprang er mit dem Bader auf das Podium.
    »Guten Tag und guten Morgen«, begrüßte der Bader die Menge. Sie begannen beide, mit zwei Bällen zu jonglieren. »Wir freuen uns sehr, in Bridgeton zu sein.«
    Gleichzeitig zogen beide

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