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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Hände. Er war groß und hager, hatte langes graues Haar und war nach englischer Art glattrasiert. Er trug ein Reisegewand aus grobem, schwarzem Stoff, aber das Material war solid und gut geschnitten.
    »James Geikie Cullen«, stellte er sich vor. »Schafzüchter und Wollhändler. Ich reise mit meiner Tochter nach Anatolien, um bessere Widder und Mutterschafe zu finden.«
    »Robert Jeremy Cole, Baderchirurg. Ich bin nach Persien unterwegs, um wertvolle Medikamente zu kaufen.«
    Cullen blickte ihn freundlich an. Die Reihe schob sich weiter, aber sie hatten genügend Zeit, um sich über das Wichtigste zu unterhalten, und englische Worte hatten in Robs Ohren noch nie schöner geklungen.
    Cullen befand sich in Begleitung eines Mannes, der eine fleckige braune Hose und einen abgerissenen grauen Kittel trug; er hieß Seredy, und Cullen hatte ihn als Diener und Dolmetscher angestellt. Rob erfuhr zu seiner Überraschung, dass er sich nicht mehr in Böhmen befand, sondern, ohne es zu wissen, vor zwei Tagen die Grenze nach Ungarn überschritten hatte. Das Dorf, das die Karawane so verändert hatte, hieß Vac. Man konnte zwar von den Einwohnern Brot und Käse bekommen, aber die Lebensmittel und andere Vorräte waren teuer. Die Karawane kam aus dem Ort Ulm an der Donau. »Fritta ist Deutscher«, vertraute ihm Cullen an. »Er bemüht sich nicht gerade, freundlich zu sein, aber es ist ratsam, gut mit ihm auszukommen, denn es gibt verläßliche Hinweise, dass magyarische Räuber Einzelreisende und kleine Gruppen überfallen, und es gibt keine andere große Karawane im Umkreis.«
    Unmittelbar hinter Rob stellten sich nun drei Juden an, was ihn interessierte.
    »In einer solchen Karawane muss man eben mit Adeligen und mit Gesindel zusammen reisen«, stellte Cullen laut fest. Rob beobachtete die drei Männer in den schwarzen Kaftanen und Lederhüten. Sie redeten in einer fremden Sprache miteinander, aber die Augen des Mannes, der Rob am nächsten stand, blitzten, wenn Cullen sprach, als verstehe er jedes Wort. Rob schaute weg.
    Als sie Frittas Tisch erreichten, besprach Cullen seine Angelegenheiten und bot dann Rob freundlicherweise Seredy als Dolmetscher an. Der Anführer der Karawane, der solche Gespräche erfahren und rasch führte, erfuhr Robs Namen, Beruf und Reiseziel. »Die Karawane zieht nicht nach Persien«, übersetzte Seredy Frittas Worte.
    »Von Konstantinopel ab müßt Ihr andere Verabredungen treffen.«
    Rob nickte, dann sprach der Deutsche länger.
    »Der Betrag, den Ihr Master Fritta bezahlen müßt, entspricht zweiundzwanzig englischen Silberpennies, aber er will kein englisches Geld mehr, denn Master Cullen wird mit solchem bezahlen, und Master Fritta sagt, dass er so viel Pennies nicht leicht wechseln kann. Er fragt, ob Ihr in französischen Deniers bezahlen könnt.«
    »Ja.«
    »Er will siebenundzwanzig Deniers«, antwortete Seredy zu rasch. Rob zögerte. Er besaß Deniers, weil er das Spezificum in Frankreich verkauft hatte, wusste aber nicht, wie hoch der Wechselkurs war. »Dreiundzwanzig«, sagte eine Stimme, unmittelbar hinter ihm so leise, dass er glaubte, er habe es sich eingebildet. »Dreiundzwanzig Deniers«, erklärte er entschieden. Der Anführer der Karawane nahm das Angebot eisig an und sah ihm gerade in die Augen.
    »Ihr müßt selbst für Eure Verpflegung und Vorräte sorgen. Solltet Ihr zurückbleiben oder gezwungen sein, die Reihe zu verlassen, wird keine Rücksicht genommen. Die Karawane besteht, wenn sie diesen Ort wieder verläßt, aus etwa neunzig Reisegruppen, in denen insgesamt über hundertzwanzig Männer sind. Der Master verlangt eine Wache für je zehn Gruppen, Ihr werdet also alle zwölf Tage die ganze Nacht Wache halten müssen.«
    »Abgemacht.«
    »Neuankömmlinge müssen sich ans Ende der Marschlinie begeben, wo der Staub am ärgsten und der Reisende am gefährdetsten ist. Ihr kommt unmittelbar hinter Master Cullen und seine Tochter. Sobald jemand vor Euch ausfällt, könnt Ihr um einen Platz vorrücken. Jede neue Gruppe, die sich der Karawane anschließt, wird hinter Euch reisen.«
    »Abgemacht.«
    »Und solltet Ihr Euren Beruf als Baderchirurg ausüben, müßt Ihr alle Einkünfte zu gleichen Teilen mit Master Fritta teilen.«
    »Nein«, antwortete Rob sofort, denn er fand es ungerecht, dass er diesem Deutschen die Hälfte seines Verdienstes geben sollte. Cullen räusperte sich. Rob warf ihm einen Blick zu, sah Besorgnis auf dem Gesicht des Schotten und erinnerte sich daran, was er von

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