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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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den magyarischen Räubern erzählt hatte.
    »Biete zehn an, akzeptiere dreißig!« flüsterte die Stimme hinter ihm. »Ich bin bereit, zehn Prozent meiner Einkünfte abzugeben«, sagte Rob.
    Fritta sprach ein einziges kurzes Wort, das Rob für das deutsche Äquivalent von >Blödsinn< hielt, dann folgte ein weiteres kurzes Wort.
    »Vierzig, sagt er«, übersetzte Seredy. »Ich biete zwanzig.«
    Sie einigten sich auf dreißig Prozent. Als Rob sich bei Cullen für den Dolmetscher bedankte und wegging, schaute er schnell zu den drei Juden hin. Sie waren mittelgroß und hatten so sonnenverbrannte Gesichter, dass sie beinahe schwarz wirkten. Der Mann, der unmittelbar hinter ihm gestanden hatte, hatte eine fleischige Nase und dicke Lippen über einem graugesprenkelten Vollbart. Er sah Rob nicht an, sondern trat mit der Konzentration eines Mannes, der einen Gegner bereits getestet hat, an den Tisch.

    Den Neuankömmlingen wurde befohlen, im Lauf des Nachmittags ihren Standort in der Marschlinie einzunehmen und über Nacht auch dort zu lagern, denn die Karawane würde sofort nach Tagesanbruch aufbrechen. Rob suchte sich seinen Platz zwischen Cullen und den Juden, spannte die Stute aus und ließ sie einige Wagenlängen entfernt grasen. Die Einwohner von Vac nahmen die letzte Gelegenheit wahr, den unerwarteten Glücksfall auszunützen und Vorräte zu verkaufen. Ein Bauer kam vorbei und hielt Eier und gelben Käse hoch, für den er vier Deniers verlangte, einen unerhörten Preis. Statt zu bezahlen tauschte Rob den Käse gegen drei Flaschen Universal-Spezificum ein und hatte sich so sein Abendessen verdient.
    Während er aß, beobachtete er seine Nachbarn, die ihn ebenfalls beobachteten. Vor ihm holte Seredy Wasser, aber das Kochen besorgte Cullens Tochter. Sie war hochgewachsen und hatte rotes Haar. Hinter ihm lagerten fünf Männer. Sie besaßen gute Pferde, die sie gerade striegelten, sowie zwei Maulesel für ihr Gepäck, von denen einer vermutlich das Zelt trug, das sie aufgestellt hatten. Die anderen vier sahen schweigend zu, als Rob zu dem Mann ging, der in der Reihe direkt hinter ihm gestanden hatte.
    »Ich bin Robert Jeremy Cole. Ich möchte Euch danken.«
    »Keine Ursache.« Er ließ die Bürste sinken. »Ich bin Meier ben Ascher.« Er stellte seine Gefährten vor, von denen zwei dabei gewesen waren, als Rob mit Fritta verhandelt hatte: Gerson ben Schemuel, der eine Geschwulst auf der Nase hatte, klein war und so zäh aussah wie ein Stück Leder, und Juda Kohn, der eine schmale Nase, einen kleinen Mund, glänzendes schwarzes Haar wie ein Bär und einen entsprechenden Bart besaß. Die beiden anderen waren jünger: Simon ben Levi war mager und ernst, fast schon ein Mann, eine Bohnenstange mit einem schütteren Bart, und Tuveh ben Meier, ein zwölfjähriger Junge, der wie einst Rob für sein Alter sehr groß war. »Mein Sohn«, erklärte Meier.
    Von den anderen sagte keiner etwas. Sie betrachteten ihn genau. »Ihr seid Kaufleute?«
    Meier nickte. »Früher hat unsere Familie in Deutschland, im Marktflecken Hameln gelebt. Vor zehn Jahren sind wir alle nach Angora im Byzantinischen Reich übersiedelt, von wo wir sowohl nach Osten wie nach Westen reisen, um zu kaufen und zu verkaufen.«
    »Was kauft und verkauft Ihr?«
    Meier zuckte die Schultern. »Ein wenig von dem, ein bißchen von jenem.«
    Rob gefiel die Antwort sehr. Er hatte sich stundenlang erfundene Einzelheiten ausgedacht, die er von sich erzählen wollte, und sah nun, dass es unnötig war: Geschäftsleute verrieten nicht zu viel. »Wohin reist Ihr?« fragte der junge Mann namens Simon und überraschte damit Rob, der angenommen hatte, dass nur Meier Englisch konnte.
    »Nach Persien.«
    »Persien? Ausgezeichnet. Habt Ihr dort Verwandte?«
    »Nein. Ich will einkaufen. Verschiedene Krauter, vielleicht ein paar Medikamente.«
    »Aha«, sagte Meier. Die Juden sahen einander an und akzeptierten es sofort. Dies war der richtige Moment, um sich zu verabschieden, und Rob wünschte ihnen eine gute Nacht.
    Cullen hatte ständig hinübergeschaut, während Rob mit den Juden sprach, und als dieser zu seinem Lagerplatz zurückkehrte, war ein Großteil der ursprünglichen Freundlichkeit des Schotten verschwunden.
    Nicht gerade begeistert stellte er seine Tochter Margaret vor, aber das Mädchen begrüßte Rob höflich. Von der Nähe sah ihr rotes Haar aus, als sei es angenehm, es zu berühren. Ihr Blick war kühl und traurig. Ihre hohen, runden Backenknochen wirkten so groß wie eine

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