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Medicus 02 - Der Schamane

Titel: Medicus 02 - Der Schamane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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sagte Shaman und hatte dabei das Pech, das breite Grinsen auf den Gesichtern einiger Studenten zu bemerken.
    Dr. Meigs grinste nicht. »Ich verstehe. Er ersetzt Ihre Ohren. Werden Sie denn Mr. Halleck heiraten, Mr. Cole, um ihn zu allen Behandlungen mitnehmen zu können?«
    »Nein, Sir.«
    »Werden Sie dann andere Leute bitten, Ihnen die Ohren zu ersetzen?«
    »Vielleicht werde ich das, hin und wieder.«
    »Und wenn Sie als Arzt zu jemandem kommen, der Ihre Hilfe braucht, und Sie sind ganz allein, nur Sie und der Patient?«
    »Ich kann den Herzschlag anhand des Pulses feststellen«, Shaman legte zwei Finger auf die Halsschlagader an der Kehle des Patienten, »und spüren, ob er normal, unregelmäßig oder schwach ist.« Er spreizte die Finger und legte sie dem Jungen auf die Brust. »Ich kann die Atmungsrate spüren. Und die Haut sehen und sie berühren, um festzustellen, ob sie fiebrig oder kühl ist, feucht oder trocken. Ich kann die Augen sehen. Wenn der Patient wach ist, kann ich mit ihm sprechen, und ob er nun bei Bewusstsein ist oder nicht, kann ich die Konsistenz seines Sputums feststellen und die Farbe seines Urins sehen und ihn riechen, ja, ihn sogar kosten, wenn ich muss.« Er sah dem Gesicht des Professors den Einwurf an, den dieser gleich machen würde, und er nahm ihn vorweg: »Aber ich werde nie in der Lage sein, die Rasselgeräusche in der Brust zu hören.«
    »Nein, das werden Sie nicht.«
    »Für mich werden Rasselgeräusche kein Warnsignal sein. Wenn ich das Frühstadium kruppöser Atmung sehe, weiß ich, dass die Rasselgeräusche in der Brust, könnte ich sie hören, knisternd klingen müssten. Wenn der Patient deutlich kruppös atmet, weiß ich, dass ein feuchtsprudelndes Rasseln zu hören wäre. Und wenn Asthma oder eine Infektion der Bronchien vorliegt, weiß ich, dass es zischendes Rasseln sein muss.« Er hielt inne und sah Dr. Meigs direkt an. »Gegen meine Taubheit kann ich nichts tun. Die Natur hat mich eines wertvollen diagnostischen Hilfsmittels beraubt, aber ich habe noch andere Sinne. In einem Notfall würde ich alles für einen Patienten tun, was ich mit meinen Augen, meiner Nase, meinem Mund, meinen Fingern und mit meinem Verstand für den Patienten tun kann.« Das war nicht die bescheiden-respektvolle Antwort, die Dr. Meigs von einem Studenten im ersten Jahr erwartet hätte, und seinem Gesicht war die Verärgerung anzusehen. Dr. McGowan trat zu ihm, beugte sich über seinen Stuhl und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Kurz darauf wandte Dr. Meigs sich wieder Shaman zu. »Es wurde vorgeschlagen, dass wir Sie beim Wort nehmen und Sie einen Patienten ohne Stethoskop untersuchen lassen. Ich bin bereit dazu, wenn Sie einverstanden sind.« Shaman nickte, obwohl ihm das Herz in die Hose rutschte. Der Professor führte sie in einen nahe gelegenen Krankensaal, wo er vor einem Patienten stehenblieb, dessen Karte am Fuß des Bettes ihn als Arthur Herrenshaw auswies. »Bitte, untersuchen Sie diesen Patienten, Mr. Cole!«
    Shaman sah schon Arthur Herrenshaws Augen an, dass der Mann in ernster Gefahr war. Er zog die Bettdecke zurück und hob das Nachthemd hoch. Der Körper des Patienten wirkte extrem fett, doch als Shaman eine Hand auf Mr. Herrenshaws Bauch legte, war es, als berühre er aufgequollenen Hefeteig. Vom Hals, an dem herausstehende Adern pulsierten, bis zu den formlosen Knöcheln war das geschwollene Gewebe angefüllt mit Flüssigkeit. Das Atmen machte dem Patienten große Mühe. »Wie geht es Ihnen heute, Mr. Herrenshaw?« Er musste die Frage mit lauterer Stimme wiederholen, bevor der Patient mit einem schwachen Kopfschütteln antwortete. »Wie alt sind Sie, Sir?«
    »... Ich... zweiund... fünfzig.« Der Patient keuchte schwer zwischen den einzelnen Silben, wie ein Mann, der eine lange Strecke gelaufen ist. »Haben Sie Schmerzen... Sir? Haben Sie Schmerzen?«
    »Oh...«, sagte der Patient und legte die Hand auf das Brustbein. Shaman sah, dass er versuchte, sich aufzurichten. »Wollen Sie sich aufsetzen?« Er half ihm und stützte ihn mit Kissen ab. Mr. Herrenshaw schwitzte stark, zitterte aber gleichzeitig. Die einzige Wärmequelle in diesem Teil des Krankensaals war ein großes, schwarzes Ofenrohr, das, von dem Holzofen am anderen Ende kommend, entlang der Mitte der Saaldecke verlief. Shaman zog Mr. Herrenshaw die Bettdecke über die Schultern. Er holte seine Uhr aus der Tasche. Als er den Puls des Patienten maß, war es, als gehe plötzlich der Sekundenzeiger langsamer. Der Puls war

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