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Medicus 02 - Der Schamane

Titel: Medicus 02 - Der Schamane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Dr. Akerson hob sie auf, wischte sie mit der Hand ab und zeigte sie Rob J. Es handelte sich um eine ganz gewöhnliche Kompresse aus Baumwollstoff, der mit Chlorwasserstoff getränkt war. Als Rob J. sie Dr. Akerson zurückgab, legte dieser sie auf das Tablett zu den anderen. »Es ist ein Jammer, dass wir nicht feststellen können, warum es manchmal funktioniert und dann wieder nicht«, seufzte er.
    Ihr Gespräch wurde von einem jungen Arzt unterbrochen, der seinen Vorgesetzten informierte, dass Mr. Robert Francis, ein Beauftragter der United States Sanitary Commission, ihn in einer sehr dringenden Angelegenheit zu sprechen wünsche.
    Als Dr. Akerson Rob J. zur Tür begleitete, trafen sie Mr. Francis, der auf dem Korridor wartete. Rob J. kannte und schätzte die Sanitary Commission, eine zivile Einrichtung, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, Spenden aufzutreiben und Pflegepersonal anzuwerben. Der Mann berichtete, dass bei Pittsburg Landing in Tennessee, dreißig Meilen nördlich von Corinth, Mississippi, eine zweitägige Schlacht stattgefunden habe. »Die Verluste sind schrecklich - viel höher als am Bull Run Creek. Wir haben Freiwillige als Pflegepersonal gewonnen, aber es herrscht ein schlimmer Mangel an Ärzten.« Dr. Akerson sah den Beauftragten kummervoll an. »Die meisten unserer Ärzte stehen bereits im Kriegsdienst, hier ist keiner mehr zu entbehren.«
    »Ich bin Arzt«, sagte da Rob J. unvermittelt. »Und ich kann mitkommen.«
    Mit drei weiteren Ärzten aus nahe gelegenen Städten und fünfzehn Zivilisten, die keine Ahnung von Krankenpflege hatten, ging Rob J. um die Mittagszeit an Bord des Postschiffes City of Louisiana, das durch den Nebel über dem Ohio River stampfte. Um fünf Uhr nachmittags erreichten sie Paducah nahe des Kentucky Lake und fuhren in den Tennessee River ein. Im Dunkel der Nacht passierten sie ungesehen Fort Henry, das Ulysses S. Grant einen Monat zuvor eingenommen hatte. Den ganzen nächsten Tag tuckerten sie an Ortschaften, vollen Lagerschuppen und überfluteten Feldern vorbei. Es war fast finster, als sie um fünf Uhr Pittsburg Landing erreichten. Rob J. zählte bei ihrer Ankunft vierundzwanzig Dampfschiffe - einschließlich zweier Kanonenboote. Als die Medizinertruppe ausstieg, stellten sie fest, dass das Flussufer durch einen Unionsrückzug am Sonntag in eine Schlammwüste verwandelt worden war: Sie sanken fast bis zu den Knien ein. Rob J. wurde eingeteilt, auf der War Hawk weiterzufahren, einem Schiff, auf das vierhundertsechs verwundete Soldaten gebracht wurden. Es waren schon fast alle an Bord, als er zustieg, und sie legten ohne Verspätung ab. Der Erste Offizier erklärte Rob J. grimmig, dass die enorm hohe Verwundetenzahl nach der Schlacht zu einer Überfüllung sämtlicher Krankenhäuser in ganz Tennessee geführt habe. Die War Hawk müsse ihre Passagiere auf dem Tennessee River viele Hunderte von Meilen Flussaufwärts zum Ohio River und auf diesem bis nach Cincinnati bringen.
    Überall lagen Verwundete: unten in den Offiziers- und Passagierkabinen, aber auch dicht an dicht auf dem Deck im immer noch strömenden Regen. Rob J. und ein Sanitätsoffizier namens Jim Sprague waren die einzigen Ärzte. Das ganze Behandlungsmaterial war in einer Kabine verstaut worden, und die Reise dauerte noch keine zwei Stunden, als Rob J. feststellte, dass der für medizinische Zwecke gedachte Brandy diebische Liebhaber fand. Der militärische Kommandant des Schiffes war ein junger Oberleutnant namens Crittendon, dessen Blick vom Erlebnis der Schlacht noch getrübt war. Rob J. überzeugte ihn, dass die Kabine eine bewaffnete Wache benötige, und dem Wunsch wurde sofort entsprochen.
    Rob J. hatte seine Arzttasche aus Holden’s Crossing dabei. Zu seiner medizinischen Ausrüstung gehörte auch ein Chirurgenbesteck, und er bat, einige der Instrumente schärfen zu lassen. Doch er hatte nicht die Absicht, sie zu benutzen. »Die Reise ist auch so schon eine ungeheure Strapaze für die Verwundeten«, sagte er zu Sprague. »Ich finde, wir sollten Operationen, soweit möglich, verschieben, bis wir die Leute in ein Krankenhaus bringen können.«
    Sprague gab ihm recht. »Ich verstehe sowieso nicht viel vom Schneiden«, erklärte er. Er hielt sich im Hintergrund und ließ Rob J. die Entscheidungen fällen. Rob J. kam zu dem Schluss, dass Sprague auch nicht viel von sonstigen Behandlungsmethoden verstand. Also setzte er ihn dazu ein, Verbände zu wechseln und dafür zu sorgen, dass die Patienten Suppe

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