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Medicus 02 - Der Schamane

Titel: Medicus 02 - Der Schamane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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und wir sammelten Spenden und staffierten sie aus. Sie bildeten die C-Kompanie der 82. Illinois Infantry. Sie haben sich bei Gettysburg und an anderen Orten verdient gemacht, und ich war stolz auf sie.«
    »Aber du bist doch die Tochter von Judah Benjamins Cousine! Und dein Vater ist ein glühender Südstaatenanhänger.«
    »Ich weiß. Aber Joe war das nicht, und ich bin es auch nicht. An dem Tag, als der Brief meiner Mutter kam, in dem sie mir schrieb, dass er sich den Konföderierten angeschlossen hat, hatte ich die Küche voll mit Frauen der Hebrew Ladies Soldier Aid Society, die Binden für die Union aufwickelten.« Sie zuckte mit den Achseln. »Und dann kam Joshua. Und dann starb Joe. Das ist meine ganze Geschichte.«
    »Bis jetzt«, sagte Shaman, und sie sah ihn an. Er hatte den zarten Schwung ihrer Wangen unter den hohen Backenknochen vergessen, die Üppigkeit ihrer Unterlippe und die Lichter und Schatten in ihren dunklen Augen. Er hatte nicht vorgehabt, die Frage zu stellen, sie brach einfach aus ihm heraus: »Warst du glücklich in deiner Ehe?« Sie starrte auf den Fluss. Einen Augenblick dachte er, er habe ihre Antwort übersehen, doch dann wandte sie sich ihm wieder zu. »Ich würde lieber sagen: zufrieden. Im Grunde hatte ich resigniert.« »Ich bin noch nie zufrieden gewesen, und ich habe auch noch nie resigniert«, antwortete er verwundert. »Du gibst nie auf, du kämpfst immer weiter, das macht deine Persönlichkeit aus, Shaman. Du musst mir versprechen, Shaman, dass du es dir niemals gestatten wirst, zu resignieren.«
    Hattie wachte auf, kam zu ihrer Mutter und kuschelte sich in ihren Schoß.
    »Versprich es mir«, bedrängte ihn Rachel. Shaman lächelte.
    »Ich verspreche es.«
    »Warum reden Sie so komisch?« wollte Hattie wissen.
    »Rede ich komisch?« fragte er eher Rachel als das Kind.
    »Ja!« Hattie nickte.
    »Du sprichst gutturaler als vor meinem Weggang«, sagte Rachel vorsichtig. »Und du scheinst deine Stimme nicht mehr so gut kontrollieren zu können.«
    Er nickte und erzählte ihr von seiner Schwierigkeit, als er im Theater versucht hatte zu flüstern. »Machst du noch deine Übungen?« fragte sie, und er sah, wie bestürzt sie war, als er zugab, dass er seit seinem Abschied von Holden’s Crossing kann noch daran gedacht hatte, weil sein Studium ihn so in Anspruch nahm. »Ich hatte keine Zeit für Sprachübungen. Ich war zu sehr damit beschäftigt, Arzt zu werden.« »Aber jetzt darfst du die Zügel nicht mehr schleifen lassen. Du musst mit den Übungen wieder anfangen! Wenn du sie nicht immer wieder machst, vergisst du, wie man spricht. Wenn du willst, arbeite ich wieder mit dir, wie wir es früher gemacht haben.« Ihre Augen verrieten Besorgnis. Die Flussbrise spielte mit ihren offenen Haaren, und das kleine Mädchen, das ihre Augen und ihr Lächeln hatte, lehnte sich lächelnd an ihre Brust. Rachel hielt den Kopf sehr hoch, und die kräftige, edle Linie ihres Nackens erinnerte Shaman an das Bild einer Löwin, das er einmal gesehen hatte.
    Ich weiß, dass ich es kann, Miss Burnham. Er erinnerte sich an das junge Mädchen, das sich bereit erklärt hatte, einem kleinen tauben Jungen beim Sprechen zu helfen. Wie sehr er sie geliebt hatte! »Ich wäre dir sehr dankbar, Rachel«, sagte er mit fester Stimme, wobei er darauf achtete, die erste Silbe von »dankbar« zu betonen und am Ende des Satzes mit der Stimme herunterzugehen.
    Sie hatten verabredet, sich für die Übungen auf halber Strecke zwischen ihren Häusern auf dem Langen Weg zu treffen. Er war sicher, dass sie Lillian nichts davon erzählt hatte, und sah keine Veranlassung, es seiner Mutter gegenüber zu erwähnen. Am ersten Tag erschien Rachel pünktlich um drei Uhr in Begleitung ihrer Kinder, denen sie den Auftrag gab, entlang des Pfades Haselnüsse zu sammeln. Rachel setzte sich auf die mitgebrachte Decke und lehnte sich mit dem Rücken an eine Eiche. Er ließ sich ihr gegenüber nieder. Die Übung, die sie ausgewählt hatte, bestand darin, dass sie ihm einen Satz vorsprach, den er von ihren Lippen ablas und mit der richtigen Lautstärke und Betonung wiederholen musste. Um ihm zu helfen, hielt sie seine Finger und drückte sie jeweils, um ihm zu zeigen, wann ein Wort oder eine Silbe betont werden sollte. Ihre Hand war trocken und warm und vermittelte so wenig Gefühle, als hielte sie ein Bügeleisen. Seine eigene erschien ihm dagegen heiß und schweißnass, doch er verlor seine Befangenheit, als er sich auf die Aufgaben

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