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Medicus 02 - Der Schamane

Titel: Medicus 02 - Der Schamane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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mehr Zwei Himmel noch Sarah zwei sei. In dieser Nacht in Prophetstown war sie Makwa-ikwa, die Bärenfrau, geworden.
    Wieder hatte der Große Vater in Washington die Sauks angelogen. Die Armee hatte Keokuks Sippe versprochen, sie könnten für alle Zeiten auf dem Land der Iowas am Westufer des Masesibowi leben, aber schon bald drangen auch hier weiße Siedler ein. Gegenüber Rock Island wurde eine weitere weiße Stadt gegründet. Sie erhielt den Namen Davenport, zum Andenken an jenen Händler, der den Sauks geraten hatte, Sauk-e-nuk und die Gebeine ihrer Vorfahren zu verlassen, und der dann ihr Land von der Regierung gekauft hatte, um sich selbst zu bereichern.
    Jetzt behauptete die Armee, Keokuks Sippe schulde der Regierung eine große Menge amerikanischen Geldes, und sie müsse deshalb das neue Land im Iowa-Territorium verkaufen und in ein Reservat ziehen, das die Vereinigten Staaten tief im Südwesten, im Territorium der Kansas, eingerichtet hatten.
    Der Prophet schärfte Bärenfrau ein, solange sie lebe, nie dem Wort eines Weißen zu trauen. In diesem Jahr wurde Gelber Vogel von einer Schlange gebissen. Ihr Körper schwoll an und füllte sich mit Wasser, und schließlich starb sie. Mond hatte einen Ehemann gefunden, einen Sauk mit dem Namen Der singend einhergeht, und sie hatte ihm bereits Kinder geboren. Rauchfrau heiratete nicht. Sie schlief mit so vielen Männern und war dabei so glücklich, dass die Leute lächelten, wenn sie ihren Namen nannten. Manchmal überkam auch Makwa-ikwa die fleischliche Lust, doch sie lernte, dieses Verlangen zu beherrschen wie den Schmerz. Sie bedauerte nur, dass sie keine Kinder hatte. Manchmal dachte sie daran, wie sie sich während des Massakers am Bad Axe mit Der Land besitzt versteckt hatte und wie sich das Saugen ihres kleinen Bruders an ihrer Brustwarze angefühlt hatte. Doch sie fand sich mit ihrem Los ab, sie lebte in zu engem Kontakt mit den Manitus, um deren Entscheidung, dass sie nie Mutter sein dürfe, in Frage zu stellen. Die letzten beiden Zelte der Weisheit waren der Schwarzen Magie vorbehalten. Makwa-ikwa lernte, wie man mit einem Zauberspruch Gesunde krank machen und Schicksalsschläge heraufbeschwören und lenken konnte. Sie lernte die kleinen Kobolde der Hinterlist, die sogenannten watawinonas, kennen, dazu Geister, Hexen und Panguk, den Dämon des Todes. Diesen Geistern durfte man sich erst in den letzten Zelten nähern, denn eine Medizinfrau musste sich vollständig selbst in der Gewalt haben, bevor sie sie anrief, um nicht in Versuchung zu kommen, beim bösen Treiben der watawinonas mitzumachen. Die Schwarze Magie war die höchste Stufe der Verantwortung. Die watawinonas raubten Makwa-ikwa ihr Lächeln. Sie wurde blass. Ihr Fleisch schmolz, bis ihre Knochen grob wirkten, und manchmal blieb ihre Monatsblutung aus. Sie sah, dass die watawinonas auch das Leben aus Weiße Wolkes Körper saugten, denn er wurde immer schwächer und kleiner; doch er versprach ihr, er werde noch nicht sterben.

Tochter der Mide’wiwin
    Nachdem zwei weitere Jahre verstrichen waren, führte der Prophet sie durch das letzte Zelt. In früheren Tagen hätte man dazu alle weitverstreuten Sauk-Clans zusammengerufen, hätte Rennen und Spiele veranstaltet, kalumet geraucht und ein Geheimtreffen der Mide’wiwin, des Rates der Medizinmänner der Algonquin-Stämme, einberufen. Doch diese Zeit war vorüber. Der rote Mann wurde verfolgt und geknechtet. Der Prophet konnte deshalb nur drei alte Männer aufbieten, die als Richter fungieren sollten: Verlorenes Messer von den Mesquakies, Unfruchtbares Pferd von den Ojiba und Kleine große Schlange von den Menomini. Die Frauen von Prophetstown nähten Makwa-ikwa ein Kleid aus weißem Hirschkuhleder, und sie trug ihre z’zze-Riemen und ihre Arm- und Halsbänder, die klirrten, wenn sie sich bewegte. Sie tötete zwei Hunde mit dem Würgestab und überwachte die Reinigung und Zubereitung des Fleisches. Nach dem Festmahl saßen sie und die alten Männer die ganze Nacht lang um das Feuer.
    Der Rat befragte sie, und sie antwortete ehrerbietig, aber freimütig- als Gleichberechtigte. Sie sang und spielte auf ihrer Wassertrommel, um die Manitus anzurufen und die Geister zu besänftigen. Die alten Männer enthüllten ihr die Mysterien der Mide’wiwin, bewahrten jedoch ihre ganz persönlichen Geheimnisse, wie sie von nun an das ihre bewahren würde. Als der Morgen dämmerte, war sie eine Schamanin geworden.
    In früheren Zeiten hätte sie das zu einer

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