Medicus 02 - Der Schamane
Weißen trauen.
Doch dann hatte sie gebetet, und die Manitus hatten ihr Hilfe in der Gestalt eines weißen Arztes, der Cole hieß, geschickt, und trotz der Warnung des Propheten hatte sie den Eindruck gewonnen, er sei ihres Vertrauens würdig.
Als er deshalb in das Lager der Sauks geritten kam und ihr sagte, dass er jetzt ihre Hilfe brauche, um seine Medizin zu praktizieren, war sie ohne Zögern bereit, mit ihm zu gehen.
Steine
Rob J. versuchte, Makwa-ikwa zu erklären, was ein Blasenstein ist, aber er wusste nicht, ob sie glaubte, dass Sarah Bledsoes Krankheit wirklich von einem Blasenstein herrührte. Makwa-ikwa fragte ihn, ob er die Steine heraussaugen werde, und während der Unterhaltung wurde ihm klar, dass sie einen Taschenspielertrick von ihm erwartete, mit dem er die Patientin glauben machen wollte, er habe sie von der Ursache ihres Leidens erlöst. Er erklärte ihr wiederholt, dass die Steine wirklich in der Blase der Patientin vorhanden seien und ihr Schmerzen bereiteten und dass er mit einem Instrument in Sarahs Körper eindringen und die Steine entfernen werde. Ihre Verwirrung wurde nicht geringer, als sie zu seiner Hütte kamen und er anfing, den Tisch, den Alden ihm gezimmert hatte und der ihm jetzt als Operationstisch dienen sollte, mit Kernseife und Wasser abzuschrubben. Dann holten sie Sarah Bledsoe gemeinsam im Buckboard ab. Der kleine Junge, Alex, war bei Alma Schroeder, und seine Mutter wartete mit großen Augen im ausgezehrten, bleichen Gesicht auf den Arzt. Während der Rückfahrt schwieg Makwa-ikwa, und Sarah Bledsoe hatte es vor Angst die Sprache verschlagen. Rob J. versuchte, die Situation mit Geplauder zu entspannen, doch mit wenig Erfolg.
Vor seiner Hütte angekommen, sprang Makwa-ikwa behende vom Wagen. Sie half der weißen Frau mit einer Behutsamkeit, die ihn überraschte, vom Sitz herunter und redete zum erstenmal. »Früher hieß ich auch einmal Sarah.«
Sarah war an Alkohol nicht gewöhnt. Sie hustete, als sie versuchte, die drei Finger hoch Whiskey zu schlucken, die er ihr gab, und den zusätzlichen Schluck, den er in die Tasse goss, hätte sie beinahe wieder hochgewürgt. Er wollte, dass sie benommen und schmerzunempfindlich war, aber noch fähig zur Mitarbeit. Während sie warteten, bis der Whiskey seine Wirkung zeigte, stellte er um den Tisch herum Kerzen auf und zündete sie trotz der sommerlichen Hitze an, denn das Tageslicht in der Hütte war nur schwach. Als sie Sarah auszogen, sah er, dass ihr Körper rot geschrubbt war. Ihre Hinterbacken waren klein wie die eines Kindes und die bläulichen Schenkel so dünn, dass sie beinahe konkav wirkten. Sie verzog das Gesicht, als er einen Katheter einführte und ihre Blase mit Wasser füllte. Er zeigte Makwa-ikwa, wie sie Sarahs Knie halten musste, und fettete dann den Lithotripter mit sauberem Schmalz ein, wobei er darauf achtete, nichts auf die kleine Zange zu bekommen, mit der er die Steine würde packen müssen. Die Frau keuchte auf, als er das Instrument in ihre Harnröhre einführte. »Ich weiß, dass es weh tut, Sarah. Das Einführen ist sehr schmerzhaft, aber... So... Jetzt wird’s gleich besser.« Sie war an starke Schmerzen gewöhnt, und ihr Stöhnen wurde schwächer, aber er war trotzdem besorgt. Es war einige Jahre her, seit er das letztemal nach Steinen getastet hatte, und damals war es unter den aufmerksamen Augen eines Mannes geschehen, der zweifellos zu den besten Chirurgen der Welt gehörte. Am Tag zuvor hatte er stundenlang mit dem Lithotripter geübt, hatte Rosinen und Nüsse in eine Schüssel mit Wasser gelegt und versucht, sie mit der Zange zu packen und die Schalen der Nüsse zu knacken. Aber das war natürlich etwas ganz anderes, als in der verletzlichen Blase eines lebenden Wesens herumzustochern, denn er wusste, wenn er nur einmal unvorsichtig zustieß oder statt eines Steins ein Gewebefältchen zwischen die Backen seiner Zange bekam, würde ein Riss entstehen, der eine schreckliche Infektion und einen qualvollen Tod verursachen könnte. Da ihm seine Augen nichts nützten, schloss er sie und bewegte den Lithotripter langsam und vorsichtig. Sein ganzes Wesen verschmolz mit dem Nerv, der das Instrument führte. Die Spitze stieß auf etwas. Er öffnete die Augen und betrachtete Bauch und Unterleib der Frau, als könnte er durch das Fleisch sehen. Makwa-ikwa beobachtete seine Hände und sein Gesicht und ließ sich nicht das geringste entgehen. Er verscheuchte eine Fliege und konzentrierte sich dann nur noch
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