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Medicus 03 - Die Erben des Medicus

Titel: Medicus 03 - Die Erben des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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erkennen, gläubige Männer und Frauen, die glaubten, daß wir alle Gott auf unsere ganz persönliche Art suchen können, ohne blutige Schwerter schwenken zu müssen. Wir fühlten uns zueinander hingezogen, und wir haben eine sehr lockere Gruppe gebildet, die Friedvolle Gottheit , wie wir sie nennen. Wir versuchen, bei religiösen Orden und Stiftungen Geld zu sammeln. In Colorado kenne ich ein Stück Land mit einem Gebäude, das wir gerne kaufen und zum Studienzentrum ausbauen möchten. Dort sollen Leute aus jeder Religion zusammenkommen und über das Streben nach der wahren Rettung und der besten Religion reden, über das Streben nach dem Weltfrieden nämlich. «
    »Und David ist ein Mitglied dieser... Friedvollen Gottheit ?«
    »Ja, das ist er.«
    »Aber er ist doch Agnostiker!«
    »Oh, verzeihen Sie mir meine Unverschämtheit, aber offensichtlich kennen Sie ihn in gewisser Weise überhaupt nicht. Bitte verstehen Sie das nicht als Beleidigung!«
    »Sie haben recht; ich weiß, daß ich ihn nicht kenne«, sagte sie düster.
    »Er redet zwar viel über Agnostizismus, aber tief in seiner Seele - und ich weiß, wovon ich rede - glaubt er, daß etwas, ein größeres Wesen als er selbst, seine Existenz und die der Welt steuert und leitet. David kann diese Macht nur nicht in Begriffe fassen, die so präzise sind, daß sie ihm genügen, und deshalb macht er sich verrückt. Er ist vielleicht der religiöseste Mensch, den ich je kennengelernt habe.« Fallon hielt inne. »Nachdem ich mit ihm geredet habe, bin ich mir sicher, daß er irgendwann versuchen wird, Ihnen seine Verhaltensweise persönlich zu erklären, wahrscheinlich sehr bald.«
    Sie war niedergeschlagen und enttäuscht. Sarah und David, so hatte sie es gesehen, hatten ihr nach ihrem stürmischen, unglücklichen Leben ein ruhigeres, ein liebevolleres in Aussicht gestellt. Aber Sarah war tot. Und David war ... irgendwo, von Dämonen gejagt, die sie sich nicht einmal vorstellen konnte, und er hatte offensichtlich nicht mehr so viel übrig für sie, um mit ihr wieder Kontakt aufzunehmen. Über all das hätte sie gern mit diesem Mann hier gesprochen, aber sie war nicht dazu in der Lage.
    Jeder trug seine Tasse und seine Untertasse zum Spülbecken.
    Als Fallon Anstalten machte, das Geschirr abzuwaschen, hielt sie ihn davon ab. »Machen Sie sich nicht die Mühe! Ich spüle ab, wenn Sie gegangen sind.«
    Er druckste herum. »Also, ich hätte Sie gerne noch um etwas gebeten. Ich bin die ganze Zeit unterwegs, stelle in den verschiedenen Orden die Friedvolle Gottheit vor, rede mit Stiftungen, versuche, Geld für unser Zentrum aufzutreiben. Die Jesuiten bezahlen einen Teil meiner Reisekosten, aber sie sind nicht gerade für üppige Spesenerstattung bekannt. Ich habe einen Schlafsack... und ich habe mich gefragt, ob Sie mich vielleicht in Ihrer Scheune übernachten lassen würden.«
    Sie warf ihm einen argwöhnischen, forschenden Blick zu, aber er kicherte.
    »Keine Angst um Ihre Nachtruhe! Vor mir sind Sie sicher. Ich habe die beste Frau der Welt. Und wenn man schon einmal ein wichtiges Gelübde gebrochen hat, dann nimmt man die anderen sehr genau.«
    Sie führte ihn ins Gästezimmer.
    »Überall in Ihrem Haus Herzsteine«, sagte er. »Sie war ein großartiges Mädchen, unsere Sarah.«
    »Ja.«
    Als sie abwusch, trocknete er ab. Dann gab sie ihm ein Handtuch und einen Waschlappen. »Ich gehe jetzt nur kurz unter die Dusche und dann schlafen. Sie können sich Zeit lassen, so lange Sie wollen. Wegen des Frühstücks ..,«
    »Ach, wenn Sie aufstehen, bin ich schon längst verschwunden.«
    »Wir werden sehen. Gute Nacht, Mister Fallon!«
    »Schlafen Sie gut, Doctor Cole!«
    Nach dem Duschen lag sie im Dunkeln da und überlegte verschiedenes. Aus dem Gästezimmer hörte sie leises Murmeln, er sprach wohl sein Abendgebet. Was er sagte, konnte sie nicht verstehen, nur am Ende, als seine Stimme sich zufrieden, beinahe erleichtert hob, hörte sie die Worte: »Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen.« Kurz vor dem Einschlafen fiel ihr ein, was er über das Brechen von wichtigen Gelübden gesagt hatte, und sie fragte sich, ob Joseph Fallon und seine Nonne Dorothy sich geliebt hatten, bevor der Papst ihnen Dispens gewährte.
    In aller Frühe wurde sie vom Motorgeräusch seines Leihwagens geweckt. Es war noch dunkel, und sie schlief weiter, bis eine Stunde später der Wecker klingelte.
    Das Gästezimmer sah aus wie unberührt, nur das Bett war straffer gemacht,

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