Medicus 03 - Die Erben des Medicus
als sie es gewöhnlich schaffte, mit militärischer Präzision. Sie zog es ab, faltete die Decken zusammen und stopfte die Bezüge in den Wäschekorb.
Sie und Toby hatten es sich zur Gewohnheit gemacht, sich jeden Donnerstagmorgen für eine Stunde zusammenzusetzen und den nötigsten Papierkram zu erledigen, bevor sie nach Springfield fuhr. An diesem Morgen gingen sie die Papiere durch, die R.J. unterschreiben mußte, dann lächelte Toby sie geheimnisvollan.
»R.J. Ich glaube ... ich glaube, die Laparoskopie hat funktioniert.«
»O Toby! Bist du sicher?«
»Na ja, das laß ich mir wohl besser von dir sagen. Aber ich glaube, ich weiß es bereits. Ich möchte, daß du die Entbindung machst, wenn's soweit ist.«
»Nein. Bis dahin ist Gwen doch schon längst hier, und eine bessere Geburtshelferin gibt es nicht. Du bist ein Glückspilz!«
»Nein, ich bin einfach nur dankbar.« Toby begann zu weinen.
»Hörst du wohl auf damit, du Dummkopf!« sagte R.J., und dann umarmten sie sich, bis es schmerzte.
Der rote Pick-Up
Am Nachmittag des zweiten Donnerstags im Juli bemerkte R.J., als sie von der Klinik wegfuhr, im Rückspiegel ihres Explorer einen zerbeulten, roten Pick-up, der sich vom Straßenrand löste und ihr folgte. Während sie das Ortszentrum von Springfield in Richtung Route 91 durchquerte, blieb er die ganze Zeit hinter ihr.
Kaum hatte sie den Highway erreicht, fuhr sie vor der Einfahrt an den Rand und hielt an. Sie atmete erleichtert auf, als der rote Pick-up an ihr vorbeirauschte, blieb noch einige Minuten sitzen, bis ihr Puls sich wieder normalisiert hatte, und fuhr dann auf den Highway. Nach einer halben Meile auf der Route 91 sah sie den roten Pick-up wieder. Er wartete auf einem Parkplatz und reihte sich hinter ihr ein.
Jetzt zitterte sie. An der Abzweigung der Route 292, die zu der kurvigen Nebenstraße Richtung Woodfield Mountain führte, blieb sie auf dem Highway.
Diese Leute wußten zwar offensichtlich bereits, wo sie wohnte, aber R.J. wollte nicht, daß sie sie auf einsamen, verkehrsarmen Straßen verfolgten. So blieb sie auf der Route 91 bis Greenfield, nahm dann die Route 2 nach Westen und folgte dem Mohawk Trail bis hinauf in die Hügel. Sie fuhr langsam, behielt Lmmer den Pick-up im Auge und versuchte, sich Details einzuprägen.
In Shelburne Falls fuhr sie auf den Parkplatz vor der Kaserne der Massachusetts State Police, und der rote Pick-up hielt auf der anderen Straßenseite an. Die drei Männer in der Fahrerkabine sahen zu ihr herüber. Am liebsten wäre sie zu ihnen gegangen und hätte ihnen gesagt, sie sollten sich zum Teufel scheren. Aber Leute wie diese schossen auf Ärzte, und so stieg sie nur aus und rannte in das Gebäude, wo es, im Gegensatz zum hellen frühsommerlichen Sonnentag draußen, kühl und dunkel war.
Der Mann hinter dem Schreibtisch war jung und braungebrannt, die schwarzen Haare trug er kurzgeschnitten. Seine Uniform war gestärkt, und sein Hemd zierten drei vertikale Bügelfalten, die schärfer waren als mit dem Messer gezogen.
»Ja, Ma'am? Ich bin Trooper Buckman.«
»Seit Springfield verfolgen mich drei Männer in einem Pick-up. Sie stehen auf der anderen Straßenseite.«
Er stand auf und ging mit ihr zur Tür. Der Platz, an dem der rote Transporter gestanden hatte, war leer. Ein anderer Pick-up kam mit ziemlichem Tempo die Straße entlang gesaust, wurde aber langsamer, als der Fahrer den Trooper bemerkte. Der Pick-up war gelb. Und ein Ford.
R.J. schüttelte den Kopf. »Nein, es war ein roter Chevy. Er ist verschwunden.«
Der Trooper nickte. »Kommen Sie wieder mit rein!«
Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch und füllte ein Formular aus, ihren Namen und ihre Adresse, den Gegenstand ihrer Anzeige. »Sind Sie sicher, daß Sie verfolgt wurden? Wissen Sie, manchmal hat ein Fahrzeug einfach nur dasselbe Ziel wie man selbst, und man hält es für einen Verfolger. Mir ist das auch schon passiert.«
»Nein. Es waren drei Männer. Und sie haben mich verfolgt.«
»Also wissen Sie, Doctor, das waren wahrscheinlich nur ein paar Jungs, die sich ein bißchen was hinter die Binde gegossen haben. Die sehen eine hübsche Frau und verfolgen sie ein Stückchen. Das ist zwar nicht sehr nett, aber auch nicht besonders schlimm.«
»So war es nicht«
Sie erzählte ihm von ihrer Arbeit in der Family Planning Clinic, von den Demonstrationen und Drohungen. Danach merkte sie, daß er sie sehr kühl ansah. »Ja, ich kann mir vorstellen, daß es da einige Leute gibt, die Sie
Weitere Kostenlose Bücher