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Medicus 03 - Die Erben des Medicus

Titel: Medicus 03 - Die Erben des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Risse im Damm. Wenn Sie mir Nähmaterial bringen, kann ich sie versorgen.«
    »Oh ... Dr. Zinck ist schon unterwegs. Er ist der zuständige Geburtshelfer. Wollen Sie nicht warten und es ihn tun lassen?« schlug die Schwester diplomatisch vor, und R.J. verstand den Wink und nickte.
    »Hast du vor, ihn nach der guten alten Ärztin zu benennen, nach der, die auf deinen Hilferuf hin gekommen ist?« fragte R.J. Toby.
    »Nix da!« Toby schüttelte den Kopf. »Jan Paul Smith wird er heißen - wie sein Vater. Aber du wirst schon nicht leer ausgehen. Du kannst mit ihm einmal über Hygiene reden, und wie er die Mädchen behandeln soll und das alles.«
    Sie schloß die Augen, und R.J. strich ihr die feuchten Haare aus der Stirn.
    Es war vierzehn Uhr zehn, als der Krankenwagen R.J. bei ihrem Auto absetzte. Langsam fuhr sie durch die vertrauten Straßen des Orts nach Hause. Der Himmel über den schneebedeckten Feldern hatte sich mit grauen Wolken überzogen. Zwischen den Wiesen boten vereinzelte Waldstücke etwas Schutz, aber über das offene Land jagte der Wind wie ein Wetterwolf und peitschte hartgefrorene Schneeflocken wie prasselnde Geschosse gegen ihr Auto.
    Zu Hause angekommen, hörte sie sofort den Anrufbeantworter ab, aber niemand hatte angerufen.
    Sie versorgte Andy mit Fressen und frischem Wasser, kraulte ihn ausführlich und stieg dann in die Dusche. Lange blieb sie unter dem heißen Strahl, es war eine Wohltat für sie. Danach trocknete sie sich genüßlich mit weichen Handtüchern ab und zog ihre bequemsten Klamotten an: Jogginghose und ein uraltes Sweatshirt.
    Sie hatte sich gerade den ersten Schuh übergestreift, als das Telefon klingelte, und sie ließ den zweiten fallen und hoppelte zum Apparat.
    »Hallo?«
    »Ja, selbst am Apparat . . . «
    »Ja. Was hat der Test ergeben? . . . «
    »Verstehe. Wie sind die Zahlen? . . .«
    »Gut. Würden Sie mir bitte eine Kopie des Befunds an meine Privatadresse schicken? ...«
    »Vielen Dank!«
    Sie wußte nicht, wann sie sich den zweiten Schuh angezogen hatte. Sie wanderte ziellos im Haus umher. Irgendwann machte sie sich ein Sandwich mit Erdnußbutter und Gelee und trank ein Glas Milch.
    Ein langgehegter Wunschtraum war in Erfüllung gegangen, sie hatte das größte Los der Welt gezogen.
    Aber . . . die Verantwortung.
    Je stärker die moderne Technik die Welt zusammenschrumpfen ließ, desto freudloser und gemeiner schien sie zu werden. Überall auf dieser Welt töteten die Menschen einander.
    Vielleicht wird in diesem Jahr ein Kind geboren, das . . .
    Das ist nicht fair, dachte sie, den Schultern eines noch Ungeborenen die Last aufzubürden, einer der »Sechsunddreißig Gerechten« oder auch nur ein Rob J. zu werden, der nächste in der langen Linie der Cole-Ärzte. Es genügt, wenn ich ein menschliches Wesen zur Welt bringe, ein gesundes menschliches Wesen.
    Die Entscheidung war so einfach.
    Dieses Kind würde ein warmes Zuhause bekommen und mit dem Duft von gutem Essen und Kuchen aufwachsen. R.J. überlegte, was sie ihr oder ihm alles beibringen wollte: Güte; wie man liebt; wie man stark ist und die Angst bekämpft; wie man in Eintracht mit den Tieren des Waldes lebt; woran man ein gutes Forellengewässer erkennt; wie man eine Spur liest und einen Pfad anlegt; und was Herzsteine alles bedeuten können. Sie fühlte sich, als wolle ihr der Kopf zerspringen. Am liebsten wäre sie stundenlang spazierengegangen, aber draußen heulte noch der Wind, und es hatte stark zu schneien begonnen. Sie schaltete den CD-Player ein und setzte sich auf einen Stuhl in der Küche. Jetzt war das Mozart-Konzert passend und erzählte ihr in süßen Tönen von Glück und Vorfreude. R.J. wurde ruhiger, während sie nur still dasaß und lauschte, die Hände auf ihrem Bauch. Die Klänge schwollen an. Sie spürte, wie sie über ihre Ohren die Nervenbahnen entlang durch Gewebe und Knochen wanderten. So stark war die Musik, daß sie bis zu ihrer Seele drang und bis zum Zentrum ihres Seins - jenem kleinen Teich, in dem ein winziges Fischlein schwamm.

Danksagung
    Beim Schreiben dieses Romans haben mir eine ganze Reihe von Ärzten trotz ihrer sehr knapp bemessenen Zeit geholfen. Sie haben meine Fragen beantwortet und mir Bücher und anderes Material geliehen. Dazu gehörten die niedergelassenen Ärzte Richard Warner, M. D., in Buckland, Massachusetts; Barry Poret, M. D., und Nancy Bershof, M. D., beide in Greenfield, Massachusetts; Christopher French, M. D., in Shelburne Falls, Massachusetts; sowie

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