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Medicus 03 - Die Erben des Medicus

Titel: Medicus 03 - Die Erben des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Er schüttelte den Kopf. »Übelkeit, Durchfall. Und schwach bin ich wie ein Baby.«
    »Das ist der schlimmste Teil der Behandlung. Wenn der vorüber ist, werden Sie sich gleich wieder viel besser fühlen. Es ist nur so, daß wir keine andere Wahl haben. Wir müssen das Wachstum dieses Hirntumors stoppen und ihn zum Schrumpfen bringen, wenn's geht.«
    »Verdammte Krankheit.« Er deutete auf einen zweiten Klappstuhl weiter hinten im Stall.
    »Wollen Sie sich ein wenig zu mir setzen?«
    »Gerne, ja.« Sie ging den Stuhl holen. Sie war noch nie in Gregorys Stall gewesen. Wie ein Flugzeughangar erstreckte er sich vor ihr in tierwarmer Dunkelheit, und in den Boxen zu beiden Seiten sah sie die Kühe. Hoch oben unter dem Dach flatterte und schwebte etwas, und Greg Hinton sah in die Richtung ihres Blicks.
    »Nur eine Fledermaus. Die bleiben da oben.«
    »Ein Riesenstall.«
    Er nickte. »Genaugenommen waren es früher mal zwei Ställe.
    Der Teil hier ist der ursprüngliche. Die hintere Hälfte war ein zweiter Stall, der vor ungefähr hundert Jahren mit Ochsengespannen hierhergeschafft wurde. Hab mir immer vorgestellt, daß ich da mal so 'nen neumodischen Melkstand reinbaue, hab's aber nie getan. Stacia und ich melken auf die altmodische Art, mit den Köpfen der Kühe im Freßgitter, damit sie uns in Ruhe lassen.«
    Er schloß die Augen, und sie legte ihre Hand auf die seine.
    »Glauben Sie, daß man je ein Heilmittel gegen diese verdammte Geschichte finden wird, R.J.?«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, Greg. Man arbeitet an gentechnischen Heilmitteln für alle möglichen Krankheiten, darunter auch verschiedene Krebsarten. In den nächsten paar Jahren wird viel passieren. Es wird eine ganz neue Welt entstehen.«
    Er öffnete die Augen und sah sie an. »In wie vielen Jahren?«
    Die große schwarzweiße Kuh in der Box vor ihnen muhte plötzlich, ein lautes, klagendes Brüllen, das R.J. erschreckte. Ja, in wie vielen Jahren? Sie nahm sich zusammen. »Ach, Greg, ich weiß es nicht. Vielleicht schon in fünf? Aber das ist nur eine Vermutung.«
    Ein bitteres Lächeln huschte über sein Gesicht »Ist wahrscheinlich egal, in wie vielen Jahren. Ich werde diese neue Welt wohl nicht mehr erleben, was?«
    »Ich weiß es nicht. Viele Leute leben mit einer Krankheit wie der Ihren eine ganze Reihe von Jahren. Ich glaube, wichtig ist, daß Sie glauben - wirklich glauben -, daß Sie zu denen gehören.
    Ich weiß, daß Sie gläubig sind, und es schadet nicht, wenn Sie gerade jetzt viel beten.«
    »Tun Sie mir einen Gefallen?«
    »Und was?«
    »Beten auch Sie für mich, R.J.!«
    Ach du meine Güte, da hast du aber die falsche Nummer erwischt, dachte sie, doch dann lächelte sie ihn an. »Na, das kann ja wohl auch nicht schaden, was?« sagte sie und versprach es ihm. Das Tier vor ihnen stieß plötzlich einen lauten Schrei aus, der zuerst nur von einer Kuh am anderen Ende des Stalls erwidert wurde, dann auch von anderen. »Sagen Sie mal, warum sitzen Sie eigentlich so allein hier draußen?«
    »Die Kuh da versucht, ein Kalb zu werfen, aber sie hat ein Problem«, sagte er und deutete mit dem Kinn auf das Tier vor ihnen in der Box. »Sie ist eine Färse - Sie wissen schon, eine, die noch nie ein Kalb hatte.«
    R.J. nickte. Eine Erstgebärende.
    »Also, sie ist ziemlich eng, und das Kalb hat sich in ihr verheddert. Ich habe die einzigen beiden Tierärzte in der Gegend angerufen, die sich noch um große Tiere kümmern. Hal Dominic liegt mit einer schlimmen Grippe im Bett, und Lincoln Foster ist drüben im südlichen County, wo er noch zwei oder drei Sachen zu erledigen hat. Er hat gesagt, er wird versuchen, bis elf hier zu sein.«
    Die Kuh muhte wieder und rappelte sich hoch.
    »Ganz ruhig, Zsa Zsa!«
    »Wie viele Kühe haben Sie?«
    »Im Augenblick siebenundsiebzig. Davon einundvierzig Milchkühe.«
    »Und Sie kennen sie alle beim Namen?«
    »Nur die, die gemeldet sind. Wissen Sie, ich muß Namen auf die Meldezettel schreiben.
    Die Tiere, die nicht gemeldet sind, bekommen anstelle von Namen Nummern auf ihre Flanken gepinselt, aber diese Kuh da heißt Zsa Zsa.«
    Noch während sie zusahen, sank das Tier zu Boden, das heißt, es ließ sich einfach auf die rechte Seite fallen und streckte die Beine von sich.
    »Scheiße. Scheiße. Entschuldigung«, sagte Hinton. »Aber so auf die Seite lassen sie sich nur fallen, wenn sie schon fast nicht mehr können. Bis elf hält die nie durch. Sie versucht jetzt schon seit fünf Stunden zu kalben. Ich habe viel Geld

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