Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Walden
Vom Netzwerk:
langem verlassen«, meinte Davide.
    »Stattdessen sind die Anhänger Jesu Christi kleinster Unterschiede in der Auslegung des Glaubens wegen untereinander zerstritten, anstatt sich zusammenzuschließen.« Sarto grinste und sah Davide an. »Aber wem sag ich das!«
    »Einem levantinischen Christen«, sagte Davide.
    »War Eure Abspaltung nicht die allererste?«
    »Unterschiedliche Deutungen des Begriffs Dreieinigkeit in Rom und Konstantinopel machen mich streng genommen zu einem Ketzersohn!«, lächelte Davide.
    »Wenn man unter Christen nicht einmal im Angesicht höchster Gefahr zur Einheit gelangen kann – wann denn dann?«
    Maria stellte Silvestre Sarto auch Urban Kanonengießer vor, der bisher etwas unvermittelt daneben gestanden und versucht hatte, dem Gespräch, so gut es ging, zu folgen.
    »Ein Kanonengießer? An dessen Diensten müsste der Kaiser doch eigentlich sehr interessiert sein!«, meinte Sarto.
    »Ihr wisst doch, wie schwer es ist, bei Hof zu den wichtigen Leuten vorgelassen zu werden!«, gab Maria zu bedenken.
    »Logothet Nektarios ist Euch doch recht wohl gesonnen, wie man so hört. Zumindest hat er nie geleugnet, ein Freund des Hauses di Lorenzo zu sein – und da er es auch geblieben ist, seit Euer Haus ausgeräuchert wurde und man bei Euch keine Feste mehr geben kann, nehme ich an, dass Ihr wirklich auf ihn zählen könnt, Maria!«
    Der leise Spott in Silvestre Sartos Worten entging weder Maria noch Davide, der leicht schmunzelte. Urban hingegen schienen die Worte des kaiserlichen Schneiders eher verwirrt zu haben. Er sah etwas hilfesuchend in Marias Richtung.
    »Mit Nektarios werde ich über diese Angelegenheit auch reden«, sagte Maria schließlich. »Aber man sagt Euch einen ungleich direkteren Zugang zum Ohr des Kaisers nach.«
    Sarto lächelte.
    »Da kann man mal wieder sehen, was so alles erzählt wird.«
    Sarto liebte es, seine Rolle am Hof herunterzuspielen. Dabei konnte man einen solchen Einfluss vermutlich gar nicht hoch genug einschätzen. Er wandte sich nun geradeheraus an Urban, musterte ihn von oben bis unten. »Was sind das für Kanonen, von denen da die Rede ist?«
    »Kanonen, die den Feind in die Flucht jagen und es ganz gewiss so schnell nicht wieder zu einer längeren Belagerung Konstantinopels kommen lassen würden!« Als Urban dann von einer Waffe berichtete, wie er sie sich vorstellte, runzelte Sarto zunächst die Stirn. Urban untermalte seine Rede mit weit ausholenden Bewegungen und sprach von einer Kanone, die dreißig Schritt oder länger wäre und mit Steinen oder Kugeln aus Blei oder Eisen geladen werden könnte, deren Durchmesser der Armspanne eines erwachsenen Mannes entsprach.
    »Seid Ihr ein Märchenerzähler?«, fragte Silvestre Sarto skeptisch.
    »Ich bin ein Handwerker«, erklärte Urban. »Meine Kanonen haben schon Prag, Venedig und dem König von Ungarn geholfen, weshalb nicht auch diesem schwachen, in sich selbst eingemauerten Imperium, das diesen Namen nicht mehr verdient? Stellt Euch nur die Wirkung vor, wenn die Truppen des Sultans über die thrakische Ebene ziehen und eines solchen Ungetüms ansichtig würden! Allein der Anblick einer solchen über die Mauern ragenden Waffe wäre so furchtbar, dass er einen Krieg entscheiden könnte! Ein paar Schüsse damit, und die Feinde würden jeden Glauben fahren lassen, gleichgültig, ob er nun der Lehre Mohammeds oder der von Jesus Christus entsprechen mag!«
    Silvestre Sarto rieb sich das Kinn und wirkte nachdenklich. »Es klingt geradezu fantastisch, was Ihr da sagt, Urban!«
    »Es ist fantastisch! Aber es ist machbar und nur eine Frage des richtigen Handwerks, des richtigen Werkzeugs und der richtigen Materialien. Dann fliegt so ein Monstrum auch nicht gleich auseinander, wenn sich jemand mal beim Abmessen der Pulvermenge etwas zu großzügig zeigen sollte.«
    Sarto wandte sich an Maria. »Jedenfalls verstehe ich jetzt, dass Ihr Euch nicht gleich direkt an Nektarios gewandt habt. Diesen trockenen Logotheten-Knochen wird man wohl erst etwas überzeugen müssen …«
    »Aber liegt das Überleben und die Verteidigungsfähigkeit dieser Stadt nicht auch in Eurem ureigensten Interesse?«, fragte Davide mit einem hintergründigen Lächeln und machte eine weit ausholende Handbewegung über die kunstvoll angelegten und gut gepflegten Gartenanlagen hinweg, die das Haus umgaben. »Ich meine, könnte sich andernorts ein Schneider den Unterhalt eines solchen Anwesens leisten?«
    »Ein guter Schneider immer«, erwiderte Sarto

Weitere Kostenlose Bücher