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Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Walden
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Halterung. Erst da entdeckte er in deren Schein Theofanos. Der Zwilling saß dort auf den Steinen – in sich gekehrt und den Kopf auf die verschränkten Arme gestützt, wohl deprimiert wegen des Schicksals, das seinen Bruder ereilt hatte.
    Ob Theofilos überhaupt noch lebte, mochte Wolfhart gar nicht erfragen. Die blutige, die Atmungsorgane befallende Art des Schwarzen Todes raffte die Betroffenen noch viel schneller dahin als jene Form, deren hervorstechendstes Merkmal die eitrigen Beulen waren.
    Theofanos hatte offenbar die ganze Zeit über einfach in der Dunkelheit gesessen. An das Leben in dieser Unterwelt schien er schon so sehr gewöhnt zu sein, dass ihn dies weder ängstigte noch in sonderlich große Gefahr brachte. Wiederholt hatte Wolfhart bei beiden Zwillingen bemerkt, dass sie ohne Fackel oder Öllampe das Gewölbe verließen. Trotzdem hatten sie hernach die Barken immer zuverlässig beladen, sodass Meister Cagliari mit ihnen zufrieden gewesen war.
    Theofanos sah auf. Das Licht von Wolfharts Fackel spiegelte sich in seinen Augen. Er öffnete den Mund und sagte ein paar Worte.
    Immerhin zwei davon konnte Wolfhart verstehen.
    »Bruder … tot!«
    Als Wolfhart durch die eisenbeschlagene Holztür ins Innere des Gewölbetraktes trat, den der Pest-Medicus für seine Forschungen in Beschlag genommen hatte, traf er Darenius im Korridor an.
    »Wo ist Meister Cagliari?«, erkundigte sich Wolfhart.
    »Er öffnet gerade einem Toten die Brust und will dabei allein sein.«
    »Ihr sprecht von Theofilos?«
    »Ja.«
    »Dann ist es also wahr, was sein Bruder mir gerade gesagt hat.«
    »Gesagt?« Darenius lächelte breit. »Wenn Ihr sein Gemurmel inzwischen als Worte bezeichnet und womöglich sogar einen Teil davon versteht, heißt das, dass Ihr Euch hier unten schon gut eingelebt habt.«
    »Ich frage Euch noch einmal: Ist es Theofilos’ Leiche, die Meister Cagliari aufschneidet?«
    »Ja. Und im Hinblick auf die besondere Gefahr, die damit verbunden ist, will er dabei allein sein. Er hofft auf eine seltene Gelegenheit, die Substanz des Schwarzen Todes aus seinem Brustkorb isolieren zu können. Ihr wisst doch, dass diese Art der Pest nicht so häufig vorkommt und man schwer an Leichen herankommt, denn zumeist sterben sie so schnell, wie man sie hinterher vor lauter Furcht in die Grube wirft.«
    »Das klingt ja fast so, als sei es unserem Meister-Medicus ganz recht gewesen, dass sich Theofilos die Krankheit geholt hat und daran so schnell zu Grunde gegangen ist!«, konnte sich Wolfhart einer bissig klingenden Bemerkung nicht enthalten.
    »Ganz im Gegenteil, Wolfhart. Ihr tut ihm Unrecht.«
    »Ach ja?«
    »Ich war selbst dabei, wie er in liebevoller Kleinarbeit einige Gramm Rattenflöhe zu einer Arznei zerstampfte und sie Theofilos einflößte, was gar nicht so einfach war, wie Ihr Euch vielleicht denken könnt!«
    Wolfhart konnte sich in der Tat gut vorstellen, dass sich Theofilos gegen die Einnahme der Arznei gesträubt hatte, obwohl er vermutlich noch nicht einmal begriffen hatte, was mit ihm eigentlich geschehen war. Die Medizin war offensichtlich wirkungslos geblieben, was Meister Cagliari höchstwahrscheinlich nicht wahrhaben wollte. Der Meister-Medicus stellte deshalb seine Überzeugung, dass Gift durch Gift zu bekämpfen wäre, gewiss nicht in Frage. Vielmehr meinte er, sich nur in der Dosis geirrt zu haben, und suchte nun im Körper nach Anhaltspunkten dafür, dass seine Arznei eventuell doch irgendeine heilende Wirkung gehabt und die Selbstheilungskräfte von Theofilos in irgendeiner Weise gestärkt hätte.
    Darenius setzte sich das Kopfstück seiner Schutzmontur auf. »Für uns hat er eine andere Aufgabe auserkoren«, eröffnete er mit dumpf klingender Stimme.
    »Und die wäre?«
    »Ratten kämmen. So viele, wie wir schaffen.«
    »Wo sind Lazaros und Timon?«
    »Schon bei unseren niedlichen Haustieren. Wir brauchen jeden, der mit anfasst. Nur was Theofanos angeht, so ist es wohl besser, er bleibt noch eine Weile dort, wo er ist. Er beruhigt sich dann schon irgendwann wieder.«
    »Seid Ihr sicher?«, fragte Wolfhart zweifelnd nach. »Der Tod seines Bruders scheint ihn wirklich in Verzweiflung gestürzt zu haben.«
    Darenius zuckte mit den Schultern. »Die Dunkelheit beruhigt ihn. Ihr könnt mir glauben, ich kenne ihn schon länger als Ihr und habe ihn auch schon in einer weitaus desolateren Verfassung erlebt! Er wird schon darüber hinwegkommen!«
    »Hoffentlich.«
    »Und jetzt zieht die Schutzmontur an! Ihr habt

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