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Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Walden
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loslassen. Wie sehr freute sie sich, ihn wiederzusehen. »Du hast mir gefehlt!«
    »Es war gar nicht einfach, zu dir vorzudringen«, lächelte er.
    »Hat Michael dir das Tor geöffnet?«
    »Nein. Ich bin über das Tor geklettert und habe dann den Kutscher schlafend vorgefunden. Wo sind die Wächter des Hauses di Lorenzo geblieben?«
    »Vor ein paar Tagen sind sie alle zum Waffendienst an der Theodosianischen Mauer verpflichtet worden. Selbst Thomás tut dort inzwischen wieder Dienst.«
    »Man braucht dort wohl jeden Mann.«
    »Für uns ergibt sich daraus die Schwierigkeit, dass unsere Gebäude und die Waren beinahe unbewacht sind. Außer unserem Kutscher Michael, Davide und mir ist zurzeit niemand im Haus. Und wie du gesehen hast, ist Michael nicht unbedingt der zuverlässigste Nachtwächter! Wir können nur hoffen, dass das Diebesgesindel sich von den hohen Mauern abschrecken lässt und nichts davon ahnt, dass wahrscheinlich niemand im Haus sie an einem Raubzug hindern könnte.«
    »Auch Diebe werden in diesen Zeiten andere Sorgen haben.«
    »Es sind schon in den letzten Tagen Lagerhäuser am Eutherios-Hafen geplündert worden. Die Hafenwächter sind nicht zahlreich genug, und ein Großteil von ihnen ist an die Theodosianische Mauer kommandiert worden – denn ein Angriff vom Marmarameer aus ist sehr unwahrscheinlich.« Maria ließ nun doch seine Hand los und sah sich um.
    »Was hast du vor?«
    »Licht machen!«
    »Nein, lass das! Ich will kein Aufsehen.«
    Maria lächelte. Der Mondschein spiegelte sich in ihren Augen. »Aber wieso? Wir lassen in manchen Räumen das Licht die ganze Nacht über brennen, um den Eindruck von Bewohntheit zu erwecken – denn das ist der beste Schutz gegen Diebe. Ich brauche nur über den Korridor zu laufen und kann eine Öllampe oder einen Kerzenständer holen!«
    Sie wollte schon an ihm vorbei zur Tür gehen, da fasste er sie an den Schultern und hielt sie fest. »Maria, ich muss dir einiges sagen, das keinen Aufschub duldet. Davon abgesehen weiß ich nicht, ob mir nicht jemand gefolgt ist und aus dem Licht in diesem Zimmer vielleicht schließen könnte, dass ich hier bin.«
    Maria erwiderte seinen Blick. Ihre Augenbrauen zogen sich etwas zusammen. »Was willst du mir sagen?«
    »Vor einiger Zeit hast du mir von einem Zeichen erzählt, das aus zwei griechischen Buchstaben besteht.«
    »Lambda und Rho«, murmelte Maria, und sie hatte auf einmal ein Gefühl, als ob ihr ein Eisenring den Brustkorb einschnürte.
    »Was weißt du davon, Maria?«
    Sie setzten sich auf das Bett, und Maria erzählte Wolfhart in knappen Worten, was sich zuletzt zugetragen hatte – in der Hauptsache natürlich von Marcos und Seriféas Tod.
    »Ich habe die Worte deines Bruders, was den Satan angeht und dass Gott sein ohnmächtiger Zwilling sei, immer für das wirre Gerede eines Menschen gehalten, dessen Seele durch das Schicksal schwer verwundet wurde«, sagte Wolfhart. »Doch zu meinem großen Entsetzen musste ich herausfinden, dass der Mann, dem ich auf einem so weiten Weg gefolgt bin, um von ihm zu lernen, denselben Ansichten anhängt. Auch er will die Hölle mit den Mitteln der Hölle bekämpfen, auch er trägt auf seinem Fleisch dieses eingebrannte Zeichen – Lambda-Rho.«
    »Fausto Cagliari? Der Mann, den du so bewunderst und verehrst?«, stieß Maria hervor. »Er gehört auch dazu.«
    »Wer weiß, wer noch … Es scheint in höchste Kreise am Hof hinaufzureichen. Was dieser unheilige Orden letztlich erreichen will, weiß ich nicht. Dass der Kaiser selbst dazugehört, will ich nicht hoffen, doch einstweilen halte ich fast alles für möglich und sogar das nicht für ausgeschlossen. Wenn nicht, dann werden wir möglicherweise bald erleben, dass diese Stadt einen anderen Kaiser bekommt, der auch dieses Zeichen auf der Haut trägt. Erzählt man nicht, dass Kaiser Johannes unter sehr merkwürdigen Umständen starb?«
    »Ich war dabei, als es geschah.«
    »Und wer untersuchte die Leiche?«
    »Der Arzt, dem auch ich mein Leben anvertraute.«
    »Fausto Cagliari!«
    Maria schluckte. »Ja.«
    »Der Erste Logothet sprach mich unter sehr eigenartigen Umständen an und hielt mich wohl für einen Eingeweihten.«
    »Sprichst du etwa von Nektarios Andronikos, dem Freund unseres Hauses?«
    Wolfhart nickte. »Ja, genau. Er gehört offenbar auch dazu. Es gibt anscheinend einen Plan, der so unglaublich klingt, dass man es sich kaum vorzustellen vermag.«
    »Was für einen Plan?«
    »Der Schwarze Tod soll als Waffe

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