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Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Walden
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dir entschuldigen«, bekannte der Bärtige und deutete eine Verneigung an. »Mein Name ist Urban, Urban Kanonengießer. Und wenn du mich fragst, woher ich komme, dann kann ich nur sagen: von überall und nirgendwo, denn ich bin überall gewesen und nirgendwo zu Hause. Daran, wie man mich nennt, kannst du schon ersehen, welches mein Handwerk ist. Früher nannte ich mich Urban Schmied, aber das ist schon lange her. Mit Hufeisen und ähnlichen Kleinigkeiten gebe ich mich schon lange nicht mehr zufrieden – und dass ich dir etwas gebieterisch erscheine, liegt vermutlich daran, dass ich es gewohnt bin, über Heerscharen von Handwerkern zu gebieten!«
    »Du klingst mir ein bisschen großspurig«, gab Wolfhart zurück.
    Urban zuckte die Schultern. »Ich sage nur, wie es ist! Die höchsten Herren in den wichtigsten Städten haben sich bereits nach meinen Plänen Kanonen gießen lassen. Das ist ein ganz besonderes Handwerk, von dem nur wenige etwas verstehen und das darum gut bezahlt wird!«
    »Offenbar legt man allerdings in Prag auf deine Dienste keinen Wert mehr – oder trügt der Anschein?«
    »Nun …« Der Kanonengießer druckste etwas herum. »Es kann schon mal vorkommen, dass eine Kanone ihre Ladung nicht nach vorn verschießt, sondern einfach auseinanderfliegt und zur Gefahr für diejenigen wird, die sie besitzen.«
    »Du meinst, sie geht nach hinten los!«
    »Man kann das ausdrücken, wie man will. Es ist ein gefährliches Gewerbe, und niemandem, der meine Dienste in Anspruch nahm, habe ich das je verschwiegen. Aber ist der Krieg nicht von jeher ein gefährliches Handwerk gewesen? Haben sich nicht immer schon Landsknechte an ihren eigenen Klingen verletzt oder sind versehentlich von den Geschossen eigener Katapulte oder Armbrüste getroffen worden? Das schwarze Pulver, das die Explosionen hervorbringt, steigert die Gefahren des Krieges für Freund und Feind nur unbeträchtlich. Nicht in jedem Fall kann die Schmiedekunst die durch das Schwarzpulver entfesselten Kräfte in eine Bahn lenken!«
    Wolfhart bedachte Urban Kanonengießer mit einem längeren prüfenden Blick und nickte dann langsam. »Jetzt kann ich mir vorstellen, was geschehen ist! Eine der Kanonen aus deiner Fertigung ist auseinandergeflogen – oder sogar mehrere!«
    »Ich konnte nichts dafür!«, meinte Urban. »Minderwertiger Stahl und falsch gemischtes Pulver waren dafür verantwortlich!«
    »Das würde ich an deiner Stelle wahrscheinlich auch behaupten«, erwiderte Wolfhart.
    »Das ist die Wahrheit. Immer wieder wollen die hohen Herrschaften an der falschen Stelle sparen. Wenn es darum geht, eine Kanone von möglichst imposanten Ausmaßen an die Schießscharten zu stellen, dann kann es ihnen gar nicht groß genug sein! Wenn man ihnen hernach freilich auflistet, was man dazu braucht, um solch ein Kunstwerk zu erschaffen, dann schlucken sie und versuchen, an der Qualität des Materials zu sparen – was sich natürlich immer rächt!«
    »Und was ist nun genau passiert?«, fragte Wolfhart.
    »Bei meiner Erprobung der neuen Geschütze sind zwei von ihnen auseinandergerissen worden und haben außerdem noch ein paar der Kanoniere zerfetzt. Du hast ja gesehen, dass ich mich nur mit Müh und Not habe selber retten können! Nahezu meinen ganzen Besitz musste ich zurücklassen, und auf absehbare Zeit werde ich wohl auch schwerlich nach Prag zurückkehren können, um ihn mir zu holen!«
    »Was hast du als Nächstes vor?«, erkundigte sich Wolfhart.
    Urban Kanonengießer zuckte mit den Schultern. »Zunächst mal einfach nur möglichst weit fortgehen! Wohin, spielt keine Rolle. Was ist denn dein Ziel?«
    »Ich bin auf dem Weg nach Konstantinopel!«
    »Oh!«, entfuhr es Urban. »Ich habe früher einmal in den Diensten des Königs von Ungarn gestanden und bin in seinem Reich etwas herumgekommen. Von Konstantinopel habe ich nur gehört, dass man sie zwar immer noch die Stadt der Reichen nennt, sie aber längst nicht mehr so reich ist, wie sie es früher war.« Er zuckte mit den Schultern. »Andererseits muss sich der Kaiser doch gegen die Türken verteidigen, und wen braucht man da am nötigsten? Natürlich einen Kanonengießer.«
    »Wer weiß, ob das jetzt noch immer zutrifft und wie wahr die Geschichten sein mögen, die du über die große Stadt gehört hast, Urban!«
    »Was hältst du davon, wenn wir uns zusammen auf den Weg machen? Dann könnten wir jedenfalls des Nachts gegenseitig auf unser Eigentum aufpassen und werden sicherlich nicht so leicht das Opfer

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