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Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Walden
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Schar aufgebrachter Waffenknechte darüber zu streiten, dass er mit diesem bärtigen Mann nicht das Geringste zu tun hatte. Er folgte dabei dem gewundenen Waldweg, den auch der Bärtige benutzte. Einen anderen Weg zu nehmen wäre schon deshalb nicht empfehlenswert gewesen, weil das Unterholz immer dichter wurde. Auch so wurde Wolfhart schon oft genug von Ästen gepeitscht, die ausreichend tief herabhingen, um ihn zu streifen.
    Der Bärtige schien die Gegend gut zu kennen, und darüber hinaus schlug er die Richtung ein, in die sich Wolfhart sowieso wenden wollte.
    Nach einer Zeit erreichten sie wieder den gewundenen Lauf des Baches, an dem Wolfhart des Nachts an anderer Stelle gelagert hatte. Der Bärtige ließ sein Pferd ein Stück bergaufwärts waten. Das Wasser reichte dem Tier zwar nur knapp über die Fesseln, allerdings war aufgrund des Gefälles die Strömung recht stark. Sie reichte in jedem Fall aus, um die Spuren zu verwischen.
    »Na, komm schon!«, rief der Bärtige. »Oder willst du die Aufmerksamkeit der Waffenknechte unbedingt auf dich lenken?« Er lachte rau. »Das würde ich dir nicht empfehlen, die können ziemlich grob werden!«
    So ließ Wolfhart sein Pferd ebenfalls dem Bachbett folgen. Als sie es später verließen, stiegen die beiden Männer von den Pferden und führten sie eine steile, rutschige Anhöhe hinauf. Dort war der Wald sehr dicht. Die Baumkronen bildeten nahezu ein geschlossenes Blätterdach, durch das nur hin und wieder etwas Tageslicht hindurchblitzte.
    »Hier bleiben wir erst einmal für eine Weile und warten ab, bis sich der Sturm verzogen hat«, sagte der Bärtige, während er sein Pferd an einem Ast festmachte.
    »Einen Sturm, den du anscheinend ausgelöst hast und mit dem man mich jetzt wohl gleich in Verbindung bringt«, gab Wolfhart zurück. »Würdest du mir wenigstens verraten, wessen Zorn du dir zugezogen hast und aus welchem Grund, damit ich wenigstens ahne, weswegen mir vielleicht einer dieser Waffenknechte den Kopf abschlagen wird und wem ich das zu verdanken habe?«
    Der Bärtige legte seinen Zeigefinger auf die Lippen.
    »Schlag nicht so einen Krach, du Narr! Mit etwas Glück reiten die Waffenknechte an uns vorbei und verlieren im Bach unsere Spur. Dann können wir unbehelligt weiterziehen!« Seine Stimme war jetzt nicht mehr als ein heiseres Flüstern.
    Leider musste Wolfhart eingestehen, dass dieser Kerl in allem Recht hatte, was er sagte.
    Der Bärtige lauschte angestrengt, und Wolfhart machte unterdessen ebenfalls sein Pferd fest. Eine ganze Zeit lang sagte keiner von ihnen auch nur ein einziges Wort. Wolfhart konnte keine verdächtigen Geräusche hören, die in irgendeiner Weise darauf hindeuteten, dass man ihnen weiterhin auf der Spur war.
    Nachdem die Anspannung des Bärtigen etwas nachgelassen hatte, hieß er Wolfhart, auf die Pferde aufzupassen, und verschwand im Unterholz. Ab und an hörte man noch einen Ast knacken, und Wolfhart dachte: Falls er nicht zurückkehrt, habe ich wenigstens ein zweites Pferd, das ich zu Geld machen könnte. Allerdings war davon vielleicht auch abzuraten. Schließlich war es gut möglich, dass dieses Pferd dem Bärtigen gar nicht gehörte und jemand, der es zu verkaufen versuchte, sich womöglich erhebliche Schwierigkeiten einhandelte. Wie auch immer, Wolfhart stand wahrhaftig nicht der Sinn danach, am Ende als Pferdedieb eingekerkert und abgeurteilt zu werden! So sollte seine dem edlen Zweck der Erkenntnis geweihte Reise nach Konstantinopel unter keinen Umständen abgebrochen werden!
    Eine Weile wartete Wolfhart noch – unschlüssig darüber, was zu tun war. Währenddessen zerbrach er sich den Kopf darüber, was es mit dem bärtigen Mann wohl auf sich haben mochte. Seiner Sprache nach stammte er aus einer der weiter südlich gelegenen Regionen des Reiches. Aus Baiern möglicherweise. Jedenfalls hatte er kein Niederdeutsch gesprochen, wie es Wolfhart zu Hause in Lübeck gewohnt war, und die Sprache des Bärtigen hatte auch nur wenig Ähnlichkeiten mit dem Idiom, das er während seiner Studienjahre auf den Straßen von Erfurt gehört hatte. Dort hatte Wolfhart die Bekanntschaft von Schülern und Magistern gemacht, die aus sehr unterschiedlichen Gegenden stammten, und auf diese Weise auch ihre Eigenheiten in der Sprache kennengelernt. Es kam ihm vor, als hätte der Bärtige eine Mischung aus verschiedenen dieser Mundarten verwendet. Von ein paar Wörtern war Wolfhart sogar überzeugt, dass man sie in und um Lübeck zu verstehen

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