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Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Walden
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zwei massiven Steingebäuden hindurch, führte.
    Stellenweise war es hier so dunkel, dass Maria nur mit Müh und Not die Hand vor Augen zu sehen vermochte.
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Das Risiko, das sie einging, war ihr sehr wohl bewusst – Davide hatte davor ausführlich mit ihr darüber gesprochen: Bei einer ungünstigen Auslegung der Gesetze Konstantinopels könnte man ihnen dieses Treffen als Hochverrat auslegen und sie beide damit nicht nur in den Kerker, sondern auch an den Galgen bringen.
    Doch Maria wusste, dass ihnen keine andere Wahl blieb.
    Das Haus di Lorenzo brauchte einen Verbindungsmann zur türkischen Seite, der Einfluss genug hatte, um den Beschuss von Handelsschiffen zu verhindern. Auf Andreas Lakonidas war ja in letzter Zeit kein Verlass mehr gewesen; sie mussten ihn unbedingt durch eine andere Kontaktperson ersetzen.
    Der Mann, mit dem Davide und Maria sich zu treffen beabsichtigten, war als Zacharias der Einäugige bekannt. Maria konnte sich gut vorstellen, welche Mühen es Davide gekostet hatte, ihn aufzuspüren und mit ihm in Verbindung treten zu können.
    Maria und Davide erreichten einen atriumähnlichen Hinterhof, in dessen Mitte einst in besseren Zeiten wohl ein Springbrunnen gesprudelt hatte. Doch der war längst versiegt, und die Gesichter der wasserspeienden Geisterfratzen und Satyrn wirkten im Licht des herabscheinenden Mondes fahl und bedrohlich.
    Auf der entgegengesetzten Seite des Hofzugangs befand sich eine Tür. Aus ihrem Schatten trat ihnen eine Gestalt entgegen; sie war so riesenhaft, dass gegen sie selbst Davide wie ein schmächtiger, kleiner Jüngling wirkte.
    Der Mann trug einen Helm und hatte die Hand am Schwert, das an seiner Seite hing. »Wer ist da?«, fragte er barsch in einem barbarischen Griechisch.
    »Zacharias erwartet uns«, antwortete Davide freundlich und deutete eine Verbeugung an.
    Der Hüne musterte zunächst Davide und wandte sich dann Maria zu, die er ebenfalls von oben bis unten einem prüfenden Blick unterzog.
    »Wenn Ihr verabredet seid, so wisst Ihr sicherlich die Losung!«
    »Der Sultan zu Adrianopel wird mit all seinen Kanonen die Mauern des großen Theodosius niemals zerstören können!«, sagte Davide. »Und: Unter den Blinden ist der Einäugige ein König.«
    Maria war diesem Zacharias nie zuvor begegnet, aber immerhin schien er bei der Auswahl seiner Losungen Humor zu haben, was ihn ihr schon einmal sympathisch erscheinen ließ. Der Wächter deutete jetzt auf sie.
    »Es ist nicht üblich, dass mein Herr seinen Besuch mit Begleitung empfängt. Die Stadt hat schon genügend Ohren – und selbst den Tauben auf den Dächern kann man nicht trauen.«
    »Du bist im Irrtum«, erklärte Davide dem Wächter und deutete auf Maria. » Sie ist es, die die Geschäfte führt – nicht ich.«
    »Ah!«, entfuhr es dem Wächter erstaunt. »So gibt es immer wieder Überraschungen.«
    »Lasst uns keine Zeit mehr verlieren!«, verlangte Maria. »Denn das ist die Münze, die für uns alle das knappste Gut ist!«
    »Wie Ihr meint!«, nickte der Wächter.
    Er führte sie durch die Tür in einen von Fackeln erleuchteten Raum. Ein Mann, dessen linkes Auge von einer Augenklappe aus dunklem Leder bedeckt war, saß an einem groben Tisch, der über und über mit Dokumenten bedeckt war – manche aus Pergament, die Mehrzahl jedoch aus dem preiswerteren, dafür nicht so haltbaren Papier. Ein Tintenfass samt Feder stand ebenfalls auf dem Tisch, und außerdem lagen darauf noch mehrere, bereits ziemlich heruntergeschriebene Bleistifte herum. Von der Decke hing an einer langen Kette eine Leuchte herab – ihr durch hereindringende Zugluft unruhig gewordener Schein erhellte den Tisch nur leidlich. Es roch nach Lampenöl.
    »Ihr seid Zacharias der Einäugige?«, vergewisserte sich Maria.
    »So nennt man mich«, bestätigte der Mann, der es nicht für nötig zu erachten schien, sich für seine Gäste zu erheben oder ihnen einen Platz anzubieten. »Ich habe schon einiges über Euch gehört, Maria di Lorenzo«, sprach er dann gedehnt. »Bevor ich mich überhaupt bereitgefunden habe, Euch möglicherweise zu Diensten zu sein, habe ich natürlich eingehende Erkundigungen über Euch und Euer Haus eingeholt.«
    »Das ist nur zu verständlich«, sagte Maria.
    Zacharias nickte Davide zu. Der Schein der Lampe hob dabei die reliefartigen Faltenmuster seiner ledrigen Haut hervor. Sein Alter war schwer zu schätzen, jenseits des fünfzigsten Lebensjahrs schien alles möglich zu sein.
    »Ihr,

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