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Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Walden
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denn?«
    Zacharias’ einziges Auge verengte sich etwas. Er lehnte sich zurück. »Er wirft mit Geld nur so um sich. Mehr, als man beim Spiel oder in den Hurengassen vergeuden könnte. Das sehen manche allerdings nur als ein Zeichen dafür an, dass Eure Geschäfte anscheinend ganz gut gehen. Wirklich bedenklich sind die Leute, mit denen er sich umgibt.«
    »Von welchen Leuten redet Ihr?«, fragte Maria in einem sehr viel drängenderen Tonfall, als sie eigentlich gewollt hatte.
    »Er pflegt Umgang mit Ketzern, so habe ich gehört.« Seine Miene wurde düster, und er fügte hinzu: »Schlimmen Ketzern!« Bei seinen letzten Worten wechselte er in eine Mischung aus Genuesisch und Latein, um ihnen ein besonderes Gewicht zu verleihen.
    »Wir syrischen Christen gelten für viele, die den Lehren des Patriarchen folgen – oder gar jenen des Papstes in Rom! –, ebenfalls als Ketzer«, mischte sich Davide ein. »Manchmal habe ich das Gefühl, je geringer die Unterschiede im Glauben, desto härter die Verfolgung und Verdammung der sogenannten Ketzerei! Wenn Ihr mich fragt, dann ist es eher ein Zeichen von Erkenntnishunger und unerfüllter Suche nach Wahrheit, wenn sich ein junger Mann wie Marco mit seltenen Schriften beschäftigt und mit ihrer Hilfe versucht, sein schweres Schicksal zu akzeptieren.«
    »Ihr verkennt die Situation«, erwiderte Zacharias, während er Davide ansah. Hierauf wandte er den Blick in Marias Richtung. »Mir scheint, ich kenne Euren Bruder besser als Ihr. Die Leute, mit denen er in Verbindung steht, glauben, dass man das Feuer nur mit Feuer und das Böse nur mit der Hilfe Satans wirklich zu bekämpfen vermag. Sagt Euch dieses Zeichen etwas?«
    Mit dem Finger malte er ein Zeichen in die Luft.
    »Ein Lambda und ein Rho – übereinandergeschrieben«, stellte Maria fest.
    »Es steht für Lucifuge Rofocale – dem sogenannten Buch der Cherubim zufolge der Name eines gefallenen Engels. Im Liber Sacer wird damit ein Diener des Luzifer bezeichnet – und als ebensolche Diener sehen sich diese Fanatiker wohl auch selbst. Sie brennen sich das Lambda-Rho in die Haut, und wer einmal dazugehört, den lassen sie nie wieder aus ihrem geheimen Kreis.«
    »Ich muss mich doch sehr wundern, was Ihr für Bücher lest«, bemerkte Davide. »Soweit ich weiß, ist das Liber Sacer eine ketzerische Zauberschrift!«
    Zacharias grinste. »Ein Papst namens Honorius soll sie verfasst haben!«
    »Das ändert nichts daran, dass dieses Buch verboten ist.«
    »Dafür verkaufen sich seine Abschriften aber sehr gut! In Zeiten der Pest und des allgemeinen Verfalls, in denen Gott ohnmächtig zu sein scheint, suchen viele darin einen Trost, den sie durch Patriarchen und Päpste nicht mehr bekommen. Wollt Ihr vielleicht auch ein Exemplar? Ich habe da gewisse Verbindungen …«
    »Nein, danke!«, wehrte Davide empört und geradezu angewidert ab.
    Maria erinnerte sich derweil an das Zeichen, das sie auf Marcos Haut gesehen hatte. Lambda und Rho – übereinandergeschrieben, wie man es sonst mit den Buchstabe Chi und Rho als Christus-Monogramm tat. In diesem Zusammenhang wirkte das schon fast wie eine bösartige Parodie auf jenes Symbol, das angeblich Konstantin der Große auf die Schilde seiner Legionäre malen ließ, bevor er mit ihnen in die Schlacht an der Milvischen Brücke zog.
    »Was wisst Ihr über diese Leute?«, fragte Maria.
    »Sie bilden einen Orden, zu dem immer mehr einflussreiche Persönlichkeiten zählen«, berichtete Zacharias. »Genaues weiß niemand. Man erzählt sich von diesem Brandzeichen und außerdem davon, dass sie sich ›Orden der Cherubim‹ nennen und womöglich sogar Ambitionen haben, in der Stadt die Macht zu übernehmen. Bei der Wahl ihrer Mittel sind sie jedenfalls nicht zimperlich. Wer weiß schon, wie Kaiser Johannes tatsächlich zu Tode gekommen ist?«
    »Ihr meint …«
    »Ich meine gar nichts!«, schnitt Zacharias ihr das Wort ab. »Vielmehr halte ich nur die Ohren auf und gebe wieder, was man so hört, wenn man sich mit den richtigen Leuten unterhält.«
    »Vielleicht sollten wir auf den eigentlichen Grund unseres Gesprächs zurückkommen«, mischte sich nun erneut Davide ein. »Könnt Ihr dafür sorgen, dass die Waren des Hauses di Lorenzo den Bosporus und die Dardanellen in Zukunft ohne Beschuss passieren, oder nicht?«
    Zacharias verzog das Gesicht zu einem gequälten Lächeln. »Ich kann für Euch tätig werden. Allerdings sind meine Dienste nicht billig. Und was diesen Geheimorden angeht, dem Euer

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