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Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Walden
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David Syngraféas, dient ja schon seit langem den Genuesern«, wandte er sich nun an Davide und benutzte dabei selbstverständlich die griechische Form von Davides Namen. »Mit Genuesern und Levantinern habe ich stets gute Erfahrungen gemacht. Dass Ihr offensichtlich gute Verbindungen zum Hof pflegt, ist für jemanden Eures Standes unumgänglich. Auch wegen eines gewissen Thomás habe ich keine Bedenken, dem Ihr Eure Sicherheit anvertraut und der ein bemerkenswertes Talent zu haben scheint, in Ungnade zu fallen. Er nimmt sich auf jeden Fall als loyal aus – und er ist außerdem in einem Alter, in dem er wahrscheinlich keinen besonderen Ehrgeiz mehr hegt, was einen im Allgemeinen unbestechlicher werden lässt.«
    Was bezweckt er damit?, ging es Maria durch den Kopf. Wollte Zacharias ihr nur demonstrieren, wie gut er über die Belange des Hauses di Lorenzo informiert war und dass es von vornherein keinen Sinn hätte, ihm etwas Wesentliches verschweigen zu wollen? Oder war da noch ein anderer Punkt, auf den er hinauswollte? Maria glaubte Letzteres.
    »Eines unserer Schiffe ist bei der Durchfahrt durch den Bosporus durch Kanonenschläge schwer beschädigt worden«, brachte sie ihr Anliegen auf den Punkt. »Wir möchten sichergehen, dass sich so etwas nicht wiederholt!«
    »Ja, ich sprach mit einem gemeinsamen Bekannten über diese Angelegenheit – Silvestre Sarto, dem Schneider des Patriarchen. Bedauerlich, wie schwer es ehrbare Kaufleute in diesen Zeiten haben, und noch bedauerlicher ist, dass keine Besserung abzusehen ist!«
    »Ja, das ist wahr«, nickte Maria. Dass Zacharias den Schneider namentlich erwähnt hatte, sollte wohl nur deutlich machen, wie weit Zacharias’ eigene Verbindungen reichten. Es gab zweifellos nicht eine einzige Bemerkung, die jemand wie dieser Zacharias ohne Hintersinn von sich gab. Unter anderen Umständen wäre er vielleicht ein guter Diplomat geworden!, dachte Maria. Es musste Gründe dafür geben, dass er es nicht geworden war. Gründe, die vermutlich schlicht darin zu suchen waren, dass er nicht zu den alteingesessenen Adelsgeschlechtern gehörte, die seit Jahrhunderten alle wichtigen und einflussreichen Posten in Konstantinopel unter sich aufteilten.
    »Ihr kennt einen Mann namens Andreas Lakonidas«, stellte Zacharias fest.
    »Das trifft zu«, bestätigte Maria.
    »Ihr solltet ihn in Zukunft meiden.«
    »Gibt es dafür einen bestimmten Grund?«
    »Ich weiß nur, was man hört. Aber fraglos hat es Gründe dafür gegeben, dass er Euer Schiff nicht vor den türkischen Geschützen zu bewahren wusste.« Zacharias hob die breiten Schultern und verzog das Gesicht. »Man könnte sagen, dass sein Stern sinkt. Hier in Konstantinopel ebenso wie am Hof des Sultans. Und von denen, die fallen, sollte man sich nicht mit in die Tiefe reißen lassen – meint Ihr nicht auch?«
    »Gewiss.«
    Zacharias’ seltsame Art zu lächeln löste bei Maria Unbehagen aus. Der Blick seines einzigen Auges schien sie geradezu durchbohren zu wollen. »Ich hoffe, Ihr wendet diese Erkenntnis auch auf Mitglieder Eurer eigenen Familie an«, setzte er dann hinzu.
    »Was meint Ihr damit?«
    »Euer Bruder ist es, der mir Sorgen macht und mich zögern lässt, für Euch in der Weise tätig zu werden, die Ihr wünscht.«
    »Ich verbürge mich für ihn«, versicherte Maria.
    »Ich weiß nicht, ob das wirklich klug ist, werte Maria di Lorenzo! Denn er gehört gleichfalls zu denen, die fallen und andere bedenkenlos mit sich reißen.«
    Maria schluckte. Zum ersten Mal ging ihr auf, wie gut der Einäugige offenbar tatsächlich über sie, ihre Familie und das Handelshaus informiert war. Er musste sehr zuverlässige Quellen besitzen. Doch war das wirklich verwunderlich, dass ein Mann wie er buchstäblich das Gras wachsen hörte?
    Maria fragte sich, was er wohl im Einzelnen mit seinen Anspielungen auf Marco meinte.
    »Mein Bruder ist durch den Tod unserer Eltern innerlich schwer erschüttert, und es mag sein, dass ich mir wünschen würde, er hätte ein größeres Gottvertrauen. Indes, mit den Diensten, die Ihr uns erweisen sollt, hat das alles nichts zu tun. Marco ist nämlich in diese Angelegenheit nicht eingeweiht. Um ehrlich zu sein, mein Bruder hat leider kein großes Interesse an den Geschäften des Hauses di Lorenzo.«
    »Es beruhigt mich, das zu hören«, erklärte Zacharias gedehnt. »Und was Ihr gesagt habt, kann zumindest teilweise erklären, was man sich so über Euren Bruder erzählt.«
    »Was erzählt man sich

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