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Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Walden
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Pestheilung erlernen will.«
    Wolfhart verneigte sich.
    »Pestheilung?«, fragte der Hauptmann stirnrunzelnd nach und strich sich dabei durch seinen struppigen Bart. »Es dürfte ein Gerücht sein, dass es in dieser Stadt jemanden gibt, der dazu imstande wäre! Und wenn, dann hätte ich davon gehört, denn er wäre gewiss ein verehrter Heiliger und Konstantinopel demzufolge voller Pilgervolk!«
    »Nun, ich bin wissbegierig und gedenke, hier alles zu studieren, was möglich ist.«
    »Was ist denn mit dem da?«, erkundigte sich der Hauptmann unwirsch und deutete auf den Bärtigen.
    »Das ist Urban Kanonengießer. Er will seine Dienste dem Kaiser anbieten.«
    »Habt Ihr eine Herberge? Gesindel gibt es nämlich schon zu viel in Konstantinopel!«
    »Wir waren auf der Suche danach, als wir Zeugen eines Überfalls wurden, bei dem dieser Mann dort« – Wolfhart deutete auf Davide – »verletzt wurde.«
    »Glücklicherweise konnte das Diebesgesindel in die Flucht geschlagen werden«, ergänzte Maria di Lorenzo. »Und was die Herberge dieser Herren angeht, die uns in der Not beigestanden haben, so nehme ich an, dass sie in unserem Kontor am Eutherios-Hafen nächtigen werden – zumal mein Schreiber ganz gewiss noch der Fürsorge eines Arztes bedarf.«
    Auf der Stirn des Hauptmanns erschien über der Nasenwurzel eine tiefe Furche. Er wandte sich Michael dem Kutscher zu. »Ihr steht in den Diensten des Hauses di Lorenzo?«
    »So ist es, Herr«, bestätigte Michael.
    »Du hast hier die ganze Zeit über gewartet. Wir haben dich beobachtet.«
    »Ja, Herr. Das taten andere Kutscher auch.«
    »Aber die sind längst fort.«
    »Ich musste warten, bis meine Herrin zurückkehrt.«
    Der Hauptmann begutachtete Maria von oben bis unten. »Eurem Äußeren nach seid Ihr eine ehrbare Dame – und vom Haus di Lorenzo habe ich schon gehört. Was das Kontor am Eutherios-Hafen angeht, kenne ich auch das, denn ich gehörte lange Zeit zur Wachmannschaft des Hafens.«
    »Ich spreche die Wahrheit«, beteuerte Maria. »Und nun gestattet uns zu gehen, damit dem armen Opfer eines schändlichen Überfalls Hilfe und Erholung zuteilwerden kann!«
    Der Hauptmann senkte den Kopf. Beinahe war es eine Verbeugung – aber nur beinahe, Maria entging dieser kleine Unterschied keineswegs. »Ihr müsst schon entschuldigen, Maria di Lorenzo. Indes, wir müssen jederzeit damit rechnen, dass der Sultan seine Spione und Mineure in die Stadt einzuschleusen versucht. Erst letzte Woche haben wir einen Mann gefasst, der genug Schwarzpulver bei sich trug, um einen ganzen Turm einstürzen zu lassen!«
    »Sicher habe ich Verständnis für Eure Wachsamkeit«, sagte Maria. »Ihr tut nur Eure Pflicht – und vielleicht sogar ein bisschen mehr als das. Darf ich erfahren, wie Euer Name ist? Ich bin des Öfteren bei Hof und könnte Euren Namen lobend erwähnen.«
    »Wirklich?«
    Der Hauptmann lächelte, und nur die Art und Weise, wie sich dabei sein Mund auf unnatürliche Weise verzog, ließ Maria eine Narbe bemerken, die unter dem Bart des Hauptmanns als dunkelrote Linie hervortrat.
    »Es ist mein voller Ernst!«, versicherte Maria. »Der Logothet Nektarios ist ein guter Bekannter von uns, ebenso wie Silvestre Sarto, der Schneider des Hofes.«
    »Mein Name ist Theramenes. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob Ihr ihn tatsächlich bei Hofe erwähnen solltet.«
    »Und weshalb nicht?«
    »Wer kann schon sagen, wen in ein paar Wochen der neue Herrscher favorisieren und wen er in Ungnade fallen lassen wird?«
    »Das ist natürlich wahr.«
    »Zieht davon und meidet dieses Viertel in Zukunft. Es ist viel schlechtes Volk mit zweifelhafter Absicht hier versammelt.«
    Sie erreichten das Kontor des Hauses di Lorenzo am Eutherios-Hafen. Michael fuhr den Wagen in den Innenhof. Thomás trat zusammen mit zwei der von ihm befehligten Waffenknechte durch den Eingang des Haupthauses ins Freie. Es gefiel ihm nicht, dass man ihn nicht eingeweiht hatte. Sein Missfallen war ihm ins Gesicht geschrieben.
    »Wir haben uns große Sorgen gemacht«, verkündete er Maria.
    Maria ging darauf nicht weiter ein. »Wir brauchen Unterkünfte für diese beiden Herren«, bestimmte sie und deutete auf Wolfhart und Urban. »Und natürlich auch einen Platz im Stall für ihre Pferde.«
    »Ihr wisst, dass wir wenig Platz haben. Doch wenn ich überlege … Nun ja, in den Schlafräumen unserer Knechte dürfte eventuell noch Platz für ein oder zwei zu finden sein. Für die beiden Pferde werden wir ausreichend Heu

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