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Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Walden
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Schultern und zog ihn hoch, sodass der in eine sitzende Haltung kam. »Fasst mit an!«, rief er Maria zu. Diese ließ nun endgültig das Schwert zu Boden gleiten. Sie und der junge Mann packten Davide jeweils unter einer Schulter.
    Der Bärtige führte derweil eines der Pferde heran.
    Maria und der fremde Arzt stellten Davide auf die Füße – und der Bärtige musste dabei noch kraftvoll mithelfen. Nichts war so schwer wie ein Mensch, der keine Kraft in den Gliedern hatte. Davide erholte sich jetzt endlich ein wenig. Unsicher und wackelig zwar – aber er stand da. Seine Kopfwunde hatte zum Glück unterdessen zu bluten aufgehört. Der junge Mann und sein Begleiter hievten ihn in den Sattel.
    Dort hing der benommene Davide wie ein nasser Sack.
    Der Bärtige sagte etwas.
    »Was hat Euer Gefährte gesagt?«, fragte Maria.
    »Er meint, dass ich zu schwach wäre, ihn zu halten – das will er lieber tun. Tut mir einen Gefallen und nehmt das andere Pferd am Zügel, damit es uns nicht davonläuft. Schnell!«
    Maria gehorchte. Sie überließ Davide den beiden Männern und nahm die Zügel des zweiten Pferdes, das bisher in aller Geduld ausgeharrt hatte; nichts deutete darauf hin, dass es ein besonders schreckhaftes Tier wäre.
    Der Bärtige schwang sich nun hinter Davide in den Sattel, wobei der junge Arzt ihm half. Um ein Haar wäre der schlaffe Davide bei dieser Aktion aus dem Sattel geglitten. Das Pferd schnaubte. Das Gewicht von zwei Reitern tragen zu müssen schien ihm nicht zu gefallen.
    »Am Triumphbogen wartet unser Kutscher auf uns!«, meinte Maria.
    »Gut, dann sollten wir dort hinreiten, um Eurem Mann einen längeren, unbequemen Ritt in seinem Zustand zu ersparen!«
    »Er ist nicht mein Mann – sondern mein Schreiber!«, korrigierte ihn Maria gleich. Sie schwang sich auf den Sattel des zweiten Pferdes und war froh, dass ihr der lange, weite Rock beim Aufsitzen nicht hinderlich war, den sie eigentlich für die Verabredung mit dem neuen Kontaktmann angezogen hatte. Reiten hatte sie in ihrer Zeit in Genua gelernt, wenn auch nur widerwillig, da sie damals nicht eingesehen hatte, wozu es ihr einmal dienlich sein könnte. »Kommt, auch dieses Pferd wird das Gewicht von zwei Personen sicher tragen können!«
    »Einen Moment!«, meinte noch der junge Mann, hob Davides Schwert vom Boden auf und begann, die Münzen einzusammeln, die das Mördergesindel hatte liegenlassen, um nicht mit dem Dämon des Schwarzen Todes in Berührung zu kommen.
    Der Bärtige sagte etwas in seiner Sprache zu ihm. Man brauchte es nicht zu übersetzen, es war nicht zu überhören, dass er seinen Gefährten zur Eile antrieb. Der junge Mann ließ sich indessen nicht aus der Ruhe bringen, obwohl er vorher der Erste gewesen war, der zum Verlassen dieses Ortes gemahnt hatte. Erst als er die meisten Münzen wiedergefunden hatte, schien er zufrieden zu sein.
    Solange sie den Fremden beim Auflesen der Münzen beobachtete, fragte sich Maria, ob sie vielleicht doch an den Falschen geraten war – jemanden, dessen Hilfsbereitschaft ganz und gar eigennützige Motive hatte. Selbst wenn er es von vornherein allein auf die Münzen abgesehen hätte – so wäre das trotzdem halb so schlimm. Sollte er sie ruhig nehmen und behalten! Das war immer noch viel besser, als von den Helfershelfern des Nasenlosen totgeschlagen zu werden.
    Er kam jetzt auf sie zu und reichte ihr die Münzen. »Steckt das in Eure Börse, edle Frau!«
    Er sprach jetzt kein Griechisch mehr, sondern Venezianisch. Das unterschied sich zwar in einigen Punkten von dem Genueser Dialekt, der Marias Muttersprache war, aber natürlich war es kein Problem für sie, ihn zu verstehen.
    »Wie kommt Ihr darauf, dass …«
    »Ihr nanntet Euren Schreiber Davide – und das ist ohne Zweifel die Form des Namens, wie sie in Italien üblich ist!«
    »Endlich wird eine Sprache benutzt, die ich auch verstehe!«, rief der Bärtige. »Vorwärts jetzt, Wolfhart – wenn du in venezianischer Mundart besser auf mich hörst, als wenn ich plattes Deutsch rede!«
    Maria steckte die Münzen ein, während der junge Mann sich hinter sie in den Sattel schwang. Da Maria ihre Füße aus den Steigbügeln genommen und sie ihm überlassen hatte, war das für ihn auch mit Davides Schwert in der Hand möglich.
    »Vorwärts!«, rief er. Er legte den freien Arm um Maria und nahm die Zügel. Das Pferd trabte die Straße entlang. Der Bärtige drückte seinem Pferd ebenfalls die Hacken in die Seiten und trieb es nur im starken Schritt

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